Asitor10 - Asitor (Band1). Simon Savier. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Simon Savier
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738031102
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Mit zittriger Stimme sagte Quinn: »Wir sollten vielleicht nachsehen, was mit ihnen passiert ist.«

       »Die Mühe könnt Ihr Euch sparen, Freunde«, hörten sie eine leise und erschöpfte Stimme.

       Alle sahen mehr als überrascht auf und konnten ihren Augen und Ohren nicht trauen. Da standen sie. Die beiden Todgeglaubten. Unversehrt, mit leichten Schürfwunden an Armen, Beinen und im Gesicht. Viel mehr fehlte ihnen nicht.

       »Aber wie … wie ist das möglich?«, stotterte Lih’Ar.

       »Du bist nicht die einzige, die ihre Augen zum richtigen Moment zum Glühen bringen kann, meine Liebe«, sagte ihr Mann und lächelte beruhigend.

       »Wie sieht es bei Euch aus? Welcher ist nun der richtige Weg? Dass es unserer nicht ist, wissen wir bereits.«

       Keiner der Gänge bot einen Ausweg.

       »Ein Gang muss aber der richtige sein«, war Boone überzeugt.

       Throna drehte sich um und sah gedankenverloren in den Gang, aus dem sie kamen. »Wenn das so ist, sehe ich keine andere Alternative als denselben Weg, den wir hierher marschierten, zurückzugehen.«

       Lih’Ar stürmte zu ihrem Mann quer durch das Gewölbe, angetrieben von Erleichterung und Freude. In der Mitte der Kuppel stolperte sie. Mit den Knien schlug sie heftig am Boden auf, der nachzugeben schien. Im gleichen Augenblick stürzte der Tunnel, der sie hierher geführt hatte und als ihr letzter Ausweg gedacht war, komplett ein.

       Condara Tyy stand mit zusammengepressten Lippen vor dem eingestürzten Tunnel und wartete, bis sich der Staub gelegt hatte. »Unsere Alternativen neigen sich dem Ende. Ich glaube kaum, dass es noch große Überraschungen geben wird. Wir sitzen hier fest und werden langsam verhungern«, sagte sie nüchtern.

       »Der Sonnenschein in Eurer Familie warst du bestimmt nie, habe ich Recht?« Boone schüttelte den Kopf, von dem der Sand rieselte. »Verhungern.« Er rollte mit den Augen. »Bevor ich verhungere, genehmige ich mir einen Happen ranzigen Yadoo mit Celáhr Dip.«

       »Würdet Ihr Euch das bitte mal ansehen?«, kam es von Lih’Ar, die immer noch am Boden kniete. »Seht her.« Sie wischte den Sand unter ihren Knien beiseite. Ein glatter Steinboden kam zum Vorschein. Darauf war eine dunkle Scheibe mit einem Emblem zu erkennen. »Als ich mit dem Knie aufschlug, gab diese Scheibe nach. Bevor ich sie im Boden versenkt hatte, ragte sie etwa zwei Zentimeter heraus. Daraufhin stürzte der Tunnel ein. Vermutlich hat es etwas damit zu tun. Ich denke nicht, dass der Gang nur aufgrund der Erschütterung meines Falles eingestürzt ist.«

       »Die Frage ist nun: Wie kommen wir hier raus?« Dran strich über sein monströses Kinn. »Keiner der Gänge bietet sich als Ausgang an. Wir sind hier gefangen.«

       »Faszinierend, wie du Offensichtliches erkennst«, meinte Bras verächtlich.

       »Vorsicht, Alesstri!«, warnte Dran.

       Lih’Ar vom Haus der Ersten, Uco’Chenty, ignorierte den aufwallenden Streit und wischte hastig am Boden herum, als würde sie etwas suchen. Und tatsächlich – sieben weitere herausragende, kreisförmige Ornamente erschienen unter dem Sand. »Was sagt Ihr nun?«

       »Ich würde Wow sagen«, entfuhr es Boone. »Aber was soll das sein?«

       »Da wir gesehen haben, welche Auswirkung das Vertiefen des einen Ornamentes hatte und diese sieben noch aus dem Boden ragen, liegt es auf der Hand, was passiert, wenn man die Schalter betätigt«, erklärte Lih’Ars Mann.

       »Zwei Fragen stellen sich mir«, sagte Sora besorgt. »Welches Ornament lässt welchen Tunnel zum Einsturz bringen, und warum gibt es sieben Schalter zu nur sechs Tunneleingängen?«

       Boone ging entschlossen und voller Tatendrang auf die Mitte des Kreises zu und trat forsch auf eines der Ornamente. Ein weiterer Tunnel stürzte ein, und eine Staubwolke wurde in die Kammer gedrückt. »Womit es nur noch fünf Gänge wären. Dann womöglich noch die Decke über uns, was möglicherweise Numero sieben erklären würde. Wer will als nächstes?«

       Sie starrten an die Decke. Was, wenn Mel Recht hatte? Es wäre ausgesprochen widersprüchlich, wenn es etwas zu entdecken gäbe, die Vorrichtung jedoch so unglücklich angelegt war, dass man starb, bevor man das Geheimnis lüften konnte. Andererseits wäre das Problem mit dem Verzehr eines ranzigen Yadoos mit Celáhr Dip gegessen.

       Die Terranerin hatte Bedenken und sprach diese offen aus. »Findest du es klug, alles einstürzen zu lassen?«

       Er ging auf Quinn zu und packte sie an den Schultern, um sie willkürlich drehen zu können und sagte: »Sieh in diesen Tunnel.« Er drehte sie zu dem Gang, in dem Dran und Quinn waren. »Mauer am Ende des Ganges. Nun sieh in diesen Tunnel – Mauer am Ende des Ganges. Und in diesem Tunnel – eine kilometertiefe Schlucht, wie auch in diesem. Es sieht überall so aus, verstehst du? Was also macht es noch für einen Unterschied, ob wir nun einige Meter in diese Gänge marschieren oder sie zum Einsturz bringen? Gar keinen. Also gönne uns die Freude. Außerdem ist auch die Gefahr eines erneuten Angriffes durch die Shantari gebannt, wenn der Gang, in dem sie sich versteckt halten, verschüttet wird.«

       Nachgiebig trat sie mit einem Jetzt-Erst-Recht-Tritt ebenfalls auf eines der Ornamente. Mit hochgezogener Schulter, eingezogenem Hals und verzogener Miene blinzelten sie an die Decke. Abermals brach ein Tunnel in sich zusammen. Es war nicht der, in dem die Tiere ihren Unterschlupf hatten.

       »Verdammt!« stieß Quinn enttäuscht aus.

       Die vorletzte Scheibe, die sie im Boden versenkten, ließ den letzten, den Shantaritunnel, einstürzen.

       Ein einziges Ornament, genau das in der Mitte, blieb übrig. Kein Durchgang war mehr geblieben. Alle waren verschüttet. Keiner brachte den Mut auf, sich auf dieses letzte, vielleicht Unheil bringende Stück Stein zu stellen. Sie starrten es an und suchten nach etwas, das sich in Bewegung setzen konnte. Nichts Bedrohliches war zu erkennen.

       Der stämmige Creen Throna übernahm die Initiative und stellte sich auf das letzte Ornament. »Es geschieht nichts.« Seine Stimme ließ nicht erkennen, ob er erleichtert darüber war oder nach wie vor darauf wartete, dass etwas passierte.

       Im selben Moment hörte der Sandfall auf zu rieseln.

       »Ha!«, stieß Boone aus und grinste den Creen an.

       »Der Sand.« Throna machte eine Geste, um das Irrelevante an der Sache deutlich zu machen.

       »Man sagte mir, du irrst dich nie?«, sagte Boone, während seine linke Braue keck nach oben schnellte.

       Throna bekam kleine Denkfalten und meinte treffend: »Wollten wir nun Haarspalterei betreiben, so müsste ich sagen, dass ich mich tatsächlich nicht geirrt habe, da meine Aussage in dem Moment erfolgte, als nichts geschah. Denn als der Sand zu fallen stoppte, hatte ich meine Aussage bereits vollendet, was wiederum beweist, dass ich zu diesem Zeitpunkt Recht hatte. Abgesehen davon hatte Bras erwähnt, dass er sich nie irre, nicht ich. Wobei es auf mich natürlich ebenso zutrifft.« Obwohl der letzte Satz völlig zentrovertiert war, hörte man keine Spur von Arroganz in seiner Stimme.

       Boone konnte sich über diese Antwort nur wundern. Aber er war es langsam von dem Biologen gewohnt, richtige, genaue und völlig uninteressante Kommentare zu hören. Er musste innerlich lachen. »Du hast natürlich Recht … wie immer.«

       »Spürt Ihr das auch?«, fragte Wops angespannt und sah ringsum auf den Boden, der zu vibrieren schien. Staub, Sand und Steinchen begannen zu tanzen.

       Die Erschütterungen schwollen laufend an. Der Sand tanzte unaufhörlich im Rhythmus des bebenden Bodens. Etliche Steinchen hüpften umher wie heißes Popcorn.

       »Was geht hier nur vor?«, versuchte die verängstigte Akilara Siri den Lärm zu übertönen. »Stürzt das Gewölbe ein?«

       »Es wäre die logische Schlussfolgerung.« Bras sah mit zusammengekniffenen Augen durch den herabrieselnden Staub an die Decke.

       »Schließen wir Wetten ab!«, sagte Boone. »Zwanzig Mäuse, dass uns die Decke auf