Der schottische Lord. Kerstin Teschnigg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kerstin Teschnigg
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754177068
Скачать книгу
Mund und nachdem ich sie ausgesprochen habe, fühlt es sich seltsam an. Keiner zweifelt daran wozu ich im Stande bin, ich habe es schließlich schon einmal getan.

      „Eliza kommt noch rüber ins Castle und macht dir etwas zu essen warm.“ James geht nicht auf meine Worte ein, aber er nickt und ich weiß, dass er dasselbe wie ich tun würde, auch wenn er kein Mörder wie ich es bin ist.

      „Nein, das ist nicht nötig, es ist schon nach neun. Ich hatte vorhin ein Sandwich.“

      Er hält den Wagen an und lächelt. „Du weißt doch, sie macht das gerne für dich.“

      Ich nicke dankbar. „Ja, aber ich bin einfach nur müde. Sag ihr, ich freue mich aufs Frühstück.“

      „Ok. Dann gute Nacht.“ Er schlägt mir fast freundschaftlich auf die Schulter.

      „Gute Nacht.“ Ich nehme meine Tasche und schüttle den Kopf. „Wenn es nicht bald aufhört zu regnen, weiß ich nicht wie sich die Felder erholen sollen.“

      James nickt nachdenklich. „Es wird bald besser. Dein Vater hat heute gemeint es wird nicht mehr lange regnen.“

      Das kostet mich nur einen Lacher. Ich laufe zum Hintereingang der Küche, wo mich die Hunde freudig begrüßen. In der Küche ist schon alles dunkel, ich mache Licht an und lege mein Sakko und die Krawatte ab. Ich atme durch und schenke mir einen großen Schluck Whisky ein. Mein Nacken tut weh. Eigentlich tut mir alles weh. Keine Ahnung ob Kendra schon schläft. Vermutlich noch nicht. Sie wartet bestimmt auf mich, ich war ja die ganze Woche nicht da, darum leere ich mein Glas und lösche das Licht. Gerade als ich nach oben gehen will, fällt mein Blick Richtung Stallungen. Das automatische Licht ist angegangen. Ich gehe zum Fenster und sehe hinaus. Jetzt geht es wieder aus. Ich bin mir nicht sicher weil es so dunkel ist, aber ich glaube die Stalltür ist offen. Scheiße…Ich trete aus der Küche und mahne die Hunde leise zu sein und auf ihren Plätzen zu bleiben. Ich nehme mir mein Jagdgewehr aus dem Schrank in der angrenzenden Waffenkammer. Langsam gehe ich über Weg der zum Stall führt. Alles ist leise. Es regnet leicht. Die Stalltür ist tatsächlich offen. Leise trete ich hinein. Ganz hinten bei den Fohlen steht er. Dieses Arschloch. Ich werde ihm eine Kugel in seinen Scheißschädel jagen. Der Puls in meiner Halsschlagader pumpt, doch meine Hände sind ganz ruhig. Ich gehe so leise wie möglich nach hinten und hoffe die Stuten bleiben ruhig. Jetzt ist er dran. Ein für alle Mal. Ich bleibe ein paar Schritte hinter ihm stehen und richte den Lauf meiner Waffe auf seinen Rücken. Ich schubse ihn sogar ein wenig damit an, damit er weiß worum es geht. „Du nimmst jetzt mal schön langsam deine dreckigen Hände hoch!“, sage ich leise aber so das klar ist, dass ich ihm gleich die Rippen durchpusten werde, wenn er nicht tut was ich sage. Seine Hände gehen schön brav und langsam hoch. Ich drücke den Lauf fester in seinen Rücken. „So und jetzt drehst du dich genauso langsam um, bevor ich dir eine Kugel durch die Rippen jage du Mistkerl!“

      Das Arschloch dreht sich zögerlich um, ich hebe meine Waffe an und halte sie vor sein Gesicht.

      „Bitte…Ich…Bitte nicht schießen“, stammelt sie. SIE? Scheiße eine Frau?! Ich senke den Lauf der Waffe und ziehe ihr die Kapuze hinunter.

      „Sie sind eine Frau?“, schreie ich sie an und packe sie fest am Arm.

      Sie nickt und hat eine Scheißangst, das kann ich sehen. Gut so.

      „Haben Sie eine Waffe? Wollten Sie diesmal die Fohlen aufschlitzen? Was ist denn los mit Ihnen?“ Das darf doch nicht wahr sein! Ich zerre sie den Gang hinunter als sie jämmerlich zu stammeln beginnt.

      „Nein…Ich habe keine Waffe…Moment…Ich glaube das ist ein Missverständnis!“

      Ich gehe darauf nicht ein und meine nur, dass sie das gleich der Polizei erzählen kann. Sie versucht sich von mir loszureißen und schüttelt hysterisch den Kopf.

      „Nein…Stopp…Ich wollte doch nur sehen ob im Stall alles ok ist, das Tor war offen und mein Onkel hat mir doch erzählt…“

      Onkel? Ich halte inne und sehe sie nachdenklich an. „Was? Wer ist ihr Onkel?“

      „James. James Skelton.“ Ihre Stimme ist zittrig. „Ich bin seine Nichte und hier auf Besuch. Ich wollte den Pferden nichts antun. Wirklich nicht.“ Sie sieht mich flehend an und ist den Tränen nahe. Ich lasse sie langsam los. Fuck. Ja…er hat sowas erwähnt heute…Seine Nichte…Genau…

      „Holly?“, frage ich leise.

      Sie nickt aufgelöst, ich glaube sie zittert. Hoffentlich habe ich sie nicht zu fest angepackt.

      „Sind Sie Tavis?“ Ihr Blick ist angsterfüllt. Ich reibe mir nickend die Stirn, das ist mir jetzt unangenehm. Der Puls in meiner Halsschlagader beruhigt sich zwar langsam, aber ich muss trotzdem einen Knopf vom Hemd öffnen. Sie sieht so verängstig aus, ich bin total überfordert.

      „Ich habe das offene Gatter gesehen, ich dachte Sie sind der Pferdemörder. Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe“, versuche ich mich irgendwie zu entschuldigen. „Was machen Sie denn mitten in der Nacht hier?“

      „Ich war spazieren. Wie gesagt die Tür war offen. Ich habe mir Sorgen gemacht. Sonst nichts.“

      Ich atme durch. Das hat mir heute noch gefehlt. „Kommen Sie, ich bringe Sie zum Haus zurück“, sage ich und suche ihren Blick, der mir ausweicht.

      „Danke. Es geht schon. Gute Nacht.“ Sie läuft hastig aus dem Stall. Toll. Ganz toll. James wird sich was von mir denken.

      „Gute Nacht. Und nochmal, es tut mir leid“, rufe ich ihr hinterher. Kopfschüttelnd drehe ich noch eine Runde im Stall und schließe dann alles ab. Holly. Ich kann mich gar nicht mehr richtig an sie erinnern. Früher, als Mädchen war sie öfter hier.

      „Weiber…“, seufze ich und gehe zurück ins Haus. „Mitten in der Nacht spazieren gehen…Typisch.“

      Kapitel 6

      „Ich gehe mit Vater in den Park, heute scheint das Wetter einmal zu halten“, meint Kendra und lächelt wie immer. Sie sieht heute fürchterlich blass aus.

      „Ja. Ich muss dann auch los. Du bist so durchsichtig heute, fühlst du dich nicht wohl?“, frage ich sie während ich meine Unterlagen zusammensuche.

      „Nein…Es geht mir gut, alles bestens. Ich war nur die letzten Tage wenig an der frischen Luft, das wird es sein.“

      Ich nicke nicht ganz zustimmend. Sie sollte einmal etwas ordentliches Essen. Immer dieser vegane Kram. Salat, Sprossen und irgendwelche Ersatzprodukte, das kann doch nicht gesund sein und vom Geschmack will ich gar nicht reden. Doch ich behalte das besser für mich, meine Meinung zu dem Thema hat schon mehrfach für Streit gesorgt, darum lasse ich es. Ich halte nichts von diesem neumodernen Ernährungskram, zumal es nichts zu bringen scheint. Sie ist viel zu mager und meistens blass. Sie geht mit Vater nach draußen, ich suche noch meine Autoschlüssel und folge den beiden ein paar Augenblicke später. Gedankenversunken sehe ich auf, als ich Holly über den Platz schlendern sehe. Heute sieht sie nicht aus wie ein Pferdemörder. Den dunklen Regenmantel hat sie gegen eine lange Strickjacke getauscht. Die dunklen langen Haare trägt sie offen. Irgendwie erinnere ich mich so gar nicht an sie. Es kann doch nicht sein, dass ich kein Bild mehr zu ihr habe, wo sie doch früher meist einmal im Jahr hier war. Ich sollte mich noch einmal ordentlich entschuldigen. Im Castle gehen mir bis auf Eliza sowieso schon alle Damen aus dem Weg, ich möchte James nicht verärgern. Ich bin auf ihn angewiesen, darum soll nicht gerade der Anschlag auf seine Nichte zwischen uns stehen.

      „Holly!“, rufe ich ihr nach, weil sie ohne einen Blick auf ihre Umgebung schnurstracks Richtung Koppeln läuft. Sie hält an und dreht sich zu mir um. Ich gehe ihr entgegen, auch sie ist blass, obwohl, das kann ich noch verstehen nach meiner Attacke von gestern.

      „Guten Morgen“, sagt sie leise und lächelt dabei verhalten.

      „Guten Morgen. Entschuldigung, ich möchte