Der schottische Lord. Kerstin Teschnigg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kerstin Teschnigg
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754177068
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Haltung auf. Lords. Wir sind Lords. Ich darf nicht einknicken. Peter weint immer noch. Sie umarmt ihn noch einmal und küsst mehrfach seine Wange. Dann verlässt sie das Haus mit unserem Verwalter James der sie zum Flughafen bringt. Vater verstärkt den Druck seiner Hände. Peter läuft davon, Eliza unsere Haushälterin stoppt ihn im letzten Moment bevor er aus dem Haus kann ab und hält ihn fest. Er lässt sich schmerzerfüllt in ihre Arme sinken, sie streicht liebevoll über seinen Rücken und flüstert etwas in sein Ohr. Das Weinen wirs leiser.

      „Wir sind Stewarts.“ Vater nickt eindringlich mit ernster Stimme. „Du bist ein Stewart. Wenn sie gehen will, dann muss sie gehen“, sagt er ruhig.

      Ich erwidere sein Nicken und senke meinen Blick. Wenn sie gehen will, dann muss sie gehen.

      Kapitel 1

      „Hat Kendra angerufen?“, frage ich Eliza und schnappe mir gleichzeitig meine Tasche mit der Sportausrüstung.

      Sie reicht mir meine Jacke und schüttelt den Kopf. „Nein, heute nicht. Soll ich etwas ausrichten falls sie sich noch meldet?“

      „Nein…Also ja…Ich rufe sie zurück, das kannst du ihr sagen.“

      Sie nickt und lächelt mild. „Los jetzt, sonst kommst du noch zu spät. Bist du auch sicher, dass du fit bist? Deine Nase ist immer noch ganz rot von der Erkältung.“ Sie streicht über meine Wange. Wenn das keiner sieht, so wie jetzt gerade, finde ich es gut. Sie kümmert sich immer, aber ich bin erwachsen, sie muss mich nicht bemuttern, nur weil ich keine Mutter habe. Ich schließe kurz meine Augen. Keine Mutter. Ja…Natürlich habe ich eine Mutter, aber sie ist für mich nur noch eine Erinnerung. Sie ging mit einem anderen Mann weg und ließ alles hinter sich. Es macht mich wütend an sie zu denken, darum verdränge ich es schnell wieder und laufe durch den strömenden Regen nach draußen. Scheißwetter. Es regnet seit Tagen, dazu die Erkältung die mich nicht loslässt und Kendra die auch nichts von sich hören lässt. Scheißwetter – Scheißtag. James fährt mich zum Fechttraining. Ich fühle mich wirklich noch immer nicht richtig gut, aber ich muss heute hin um mich für den Kampf in zwei Wochen vorzubereiten. Im Moment bin ich wettkampfmäßig echt gut drauf und will unbedingt vorne dabei sein, das Training heute auszulassen ist also keine Option.

      „Dein Vater holt dich ab, er hat etwas Geschäftliches in der Nähe zu tun“, meint James noch bevor ich aussteige was ich nickend zur Kenntnis nehme. Auch wenn es nur ein paar Meter bis zur Fechthalle sind, bin ich ziemlich durchnässt als ich durch die schwere Drehtür trete. Ich komme gerade noch rechtzeitig zur Auslosung meines Partners, heute bin ich echt spät dran.

      „Tavis Stewart und Elliot Dunn“, höre ich unseren Trainer ausrufen. Toll. Ich mag ihn nicht. So ganz und gar nicht. Er ist ein kleiner wichtiger Schleimer. Oberflächlich, versessen auf Markenklamotten, schnelle Autos und Barbiepuppen Tussen. Ihn zu schlagen dürfte kein Problem werden, das nehme ich mir fest vor, Erkältung hin oder her. Er ist ein Gegner zum fertig machen. Vor dem Kampf haben wir wie immer Technik Training. Nach einer guten Stunde wird mir klar, dass dieser Kampf nicht so einfach wird wie ich es mir vorhin noch gedacht habe. Ich in jetzt schon erschöpft und meine Nase rinnt ständig, was unter der Maske die Hölle ist. Der Schweiß rinnt unbarmherzig meinen Rücken hinunter, ich kann mich nicht erinnern mich schon einmal so mies vor einem Kampf gefühlt zu haben. Meine Konzentration lässt auch zu wünschen übrig. Außerdem denke ich die ganze Zeit nach, warum sich Kendra seit dem Wochenende nicht gemeldet hat. Vielleicht habe ich etwas Falsches gesagt oder getan? Es ist nicht ihre Art sich nicht zu melden. Normalerweise ruft sie mindestens einmal täglich an. Freitag war noch alles wie immer. Sie hat bei mir übernachtet, die Erinnerung daran bringt mich zum Lächeln, alles war wie immer. Zumindest fällt mir kein Grund ein warum ich seither nichts mehr von ihr gehört habe.

      „Stewart, worauf wartest du?“ Mein Trainer schüttelt genervt den Kopf. Ja…Ich bin unkonzentriert. Fuck. Vater hat mich gewarnt. „Bist du sicher, dass eine fixe Freundin dich nicht zu sehr von deinen Plänen ablenkt? Versteh mich nicht falsch, sie ist ein sehr hübsches und höfliches Mädchen, aber du hast doch noch Zeit und viel vor die nächsten Jahre.“ Irgendwie hat er ja auch recht, aber ich mag Kendra wirklich. Ja…Sogar mehr als ich anfangs erwartet hätte. Trotzdem: Ich muss mich konzentrieren. Genau jetzt. Darum reiße ich mich zusammen und stelle mich auf meinen Platz. Ich werde Dunn schlagen, ich werde einfach alles geben, dann ist es schnell vorbei und ich kann mich wieder hinlegen. Ich atme durch. Genau, aber zuvor muss ich Kendra erreichen, irgendwie baut sich ein ungutes Gefühl in mir auf. Wir sind jetzt seit ziemlich genau zwei Monaten zusammen. Sie ist toll. Hübsch und gebildet, tadellos erzogen und aus gutem Haus. Perfekt also. Wir lernten uns über einen gemeinsamen Freund kennen. Der gab am Samstag eine Party. Ich wollte so gerne mit ihr gemeinsam hingehen, aber dann lag ich mit Fieber flach. Womöglich ist sie deswegen beleidigt? Aber sie meinte es mache ihr nichts aus allein hinzugehen.

      „Bist du soweit Stewart, oder willst du Tee trinken und plaudern?“, macht mich Dunn von der Seite an.

      „Ich war schon bereit, da hast du noch in die Windeln geschissen“, fahre ich zurück. Er grinst und zieht sich seine Maske übers Gesicht. Normalerweise bin ich ihm weit überlegen, heute kostet mich jeder Schlag so viel Kraft, dass ich am liebsten alles hinschmeißen würde. Er erweist sich als ungewöhnlich zäh, ich konzentriere mich, der Schweiß rinnt in meinen Nacken und sucht sich seinen Weg den Rücken hinunter. Meine verstopfte Nase lässt mich kaum Luft bekommen, ich kämpfe im wahrsten Sinne des Wortes um mein Leben was meinem Gegner nicht zu entgehen scheint und ihn förmlich zu Höchstform auflaufen lässt. Ich atme durch und gebe noch einmal alles und gewinne um Haaresbreite. Diese Maske muss runter, sonst ersticke ich. Ich nehme sie ab und ziehe die Fechtjacke aus, weil mir so heiß ist. Erschöpft schnappe ich nach Luft. Dunn gibt mir nur widerwillig die Hand, aber es ist mir egal, Hauptsache es ist vorbei. Selbst wenn ich gewonnen habe, es war eine schwache Darstellung meiner selbst, darum bin ich nicht besonders stolz auf mich. Ich will einfach nur unter die Dusche und nach Hause. Ich gehe in den Mannschaftsraum, als er plötzlich hinter mir steht.

      „Was willst du denn? Hast du noch nicht genug?“, frage ich patzig, auch wenn ich selbst schon mehr als genug habe.

      „Bildest du dir jetzt etwas auf diesen Kampf ein? Du warst mies Stewart“, schüttelt er den Kopf.

      „Trotzdem besser als du“, sage ich mit gemeinem Unterton. Mieser Schisser.

      Er grinst und fährt sich durch seine blonde Haarpracht, auf die er wie es aussieht sehr viel Wert legt.

      „Ja…Den Kampf habe ich vielleicht verloren, aber andere Trophäen sind mir sowieso lieber, vor allem wenn es ganz leicht ist sie zu erobern.“

      „Was willst du Dunn? Ich habe keine Lust mit dir zu reden“, entgegne ich genervt.

      „Kendra. Meine Trophäe ist Kendra.“ Seine Worte sind trocken, aber er grinst immer noch.

      Ich sehe ihn vermutlich entsetzt an. Das ungute Gefühl ist wieder da. Es brennt seltsam in meinem Hals. „Was ist mit Kendra?“

      Er lehnt sich an den Spinnt und nickt triumphierend. „Letzten Samstag. Auf der Party. Sie ist wirklich besonders. Ja…Und sie ist wesentlich einfacher zu haben als ich dachte. War gut…Aber keine Sorge…Ich will sie nicht nochmal. Einmal reicht mir.“ Er zuckt mit seiner rechten Augenbraue. „Du kannst sie gerne behalten.“

      Mir reißt es den Boden unter den Füßen weg. Er lügt. Dieses Arschloch lügt! In meiner Stirn pocht es plötzlich. „Verschwinde und hör auf so über sie zu reden! So ist sie nicht! Was ist nur los mit dir? Kannst du nicht verlieren oder was und musst darum so einen Mist erzählen?“

      „Verlieren? Doch das kann ich schon…Aber du nicht wie es scheint…“ Er beugt sich ein Stück zu mir. „Ich sage nur: Muttermal – rechts unter dem Nabel. Sehr weit unter dem Nabel.“ Dann dreht er sich um und will gehen, doch dazu kommt es nicht. Ich schnappe wutentbrannt nach Luft. Warum? Was?! Ohne nachzudenken und völlig außer mir schnappe ich mir meinen Degen. Ich kann nicht denken, alles dreht sich. Dieses Muttermal kann er nur kennen, wenn er sie nackt gesehen hat. Es ist an einer Stelle, die man nicht einfach