Vollbracht. Christian Geiss. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christian Geiss
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742705976
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wider, die Gott dem Menschen ursprünglich verliehen hatte.

      Um die Trennung von Gott aufzuzeigen, verwendet der Römerbrief den Begriff Sünde. Jesus verwendet in seinen Reden häufiger die Bezeichnung der Verlorenheit, um den Zustand des Menschen zu beschreiben. In den folgenden Erklärungen wird als zentraler Begriff die Sünde verwendet, denn von Gott als Sünder betrachtet zu werden bedeutet, verloren zu sein.

      In Römer 3,9 – 20 stellt Paulus die allgemeine Sündhaftigkeit des Menschen dar. Er stellt klar, dass jeder von Gott getrennt ist und es keinen Menschen gibt, dessen Beziehung zu Gott von Natur aus gut ist. Dabei kann Sünde viele verschiedene Formen annehmen. Im Alten Testament wird der Begriff durch eine Vielzahl von unterschiedlichen Wörtern ausgedrückt. Als Sünde kann alles bezeichnet werden, was gegen Gott gerichtet ist. Dabei umfasst der Ungehorsam einen passiven wie auch einen aktiven Aspekt. Der Mensch kann als Person neidisch oder stolz sein (passive Sünde) und er kann lügen und stehlen (aktive Sünde). Des Weiteren berichtet die Bibel an verschiedenen Stellen, dass wir in einem sündigen System leben und Gott das Volk zur Buße ruft (vgl. Amos, Maleachi). Die Hauptbetonung liegt jedoch auf dem Aktiven, nämlich dass Unrecht begangen wird.

      Wer sich auf die Suche begibt, das Geheimnis der Sünde zu erfassen, der kommt auch nicht an einem der schönsten Gleichnisse von Jesus vorbei. Die Erzählung von den zwei Söhnen (vgl. Lukas 15) beschreibt die unterschiedlichen Arten, wie Menschen sich von Gott trennen können. Denn Sünde ist im Kern keine einzelne Verfehlung, sondern eine Lebenshaltung, die sich in Selbstverwirklichung und Selbstgerechtigkeit äußert. Das beschreibt Jesus in diesem Gleichnis. Doch in der Zentrierung auf uns selbst liegt weder Glück noch das Leben. Dort, wo der Mensch diese Haltung aufgibt und den Weg zu Gott, dem Vater, sucht, findet er das Leben. Alles Leben in der Trennung von Gott ist ein geistlich totes Leben. In einem selbstzentrierten Leben verpassen wir den wahren Grund und Sinn unseres Lebens. So befindet sich einer der schönsten Verse der Bibel auch in dem Gleichnis vom verlorenen Sohn: Denn mein Sohn war tot, und nun lebt er wieder; er war verloren, und nun ist er wiedergefunden. Und sie begannen zu feiern (Lukas 15,24).

      Dabei ist es von zentraler Bedeutung, die Sünde nicht in einzelnen moralischen Vergehen zu sehen, sondern zu verstehen, dass wir in einem Zustand der Trennung von Gott leben und dass die Bibel jeden mit dem Ruf zur Buße und Umkehr anspricht.

      Die Bibel beschreibt den Menschen nach seiner Vertreibung aus dem Garten Eden als Sünder – unabhängig von seinem Geschlecht oder seiner Herkunft, egal wie ethisch gut er lebt, wie sehr er sich um die Natur kümmert oder sein Leben für andere einsetzt. Der Mensch ist Sünder, weil er von Adam abstammt.

      Dazu kommt noch ein weiterer wichtiger Punkt: Der von Gott getrennte Mensch ist sich seines „Elends“ nur bruchstückhaft bewusst. Er merkt möglicherweise, dass die Welt und er nicht perfekt sind, doch den Grund dafür erkennt er nicht (vgl. 2. Korinther 4,3 – 6 und 1. Korinther 2,6 – 16). In dieser Blindheit hat sich der Mensch wie das verlorene Schaf verirrt. Und wie für ein verlorenes Schaf ist es dem Menschen nicht möglich, alleine zu Gott zurückzufinden. Gott, der Hirte, muss sich aufmachen und das Verlorene suchen und retten (vgl. Lukas 15).

      Zwischen Gott und den Menschen gibt es also eine Kluft, sie sind voneinander getrennt. Dabei kann der Mensch sich Gott nicht einfach so wieder nähern, denn Gott ist heilig und rein und der Mensch lebt in Sünde. Aus diesem Grund hat Gott nach einem Weg gesucht, der seiner Heiligkeit gerecht wird, der die Sünde in ihrer ganzen grausamen Dimension ernst nimmt und den Menschen gleichzeitig die Freiheit und den Willen überlässt, sich für oder gegen Gott zu entscheiden.

      Und was denkst du?

      Der christliche Glaube zielt nicht auf ein theoretisches Wissen über Gott ab, sondern auf ein Bekenntnis: An diesen Gott glaube ich und ihm vertraue ich (Apostolisches Glaubensbekenntnis). Jedoch soll der Glaube nie beim Bekenntnis stehen bleiben. Der Glaube soll das Leben verändern und fordert uns heraus, umzukehren und unser Leben durch Gott verwandeln zu lassen. Und letztlich geht es noch einen Schritt weiter: Wer glaubt, wird herausgefordert, seinen Glauben aktiv in dieser Welt zu leben.

      Die folgenden Fragen sind eine Einladung, sich mit diesen unterschiedlichen Facetten des Glaubens zu beschäftigen. Ich wünsche euch und eurer Gruppe einen offenen Austausch, fröhliche Diskussionen und lebensverändernde Gedanken.

      Fragen zum Bekenntnis: Was glaubst du?

       Unsere Erkenntnis ist Stückwerk, und daher gibt es auch noch andere Sichtweisen auf die Entstehung der Erde und die Frage nach der Existenz Gottes.

      Was ist deine Sicht auf die Entstehung der Erde und die Frage nach der Existenz Gottes?

      Welchen Punkten und Argumenten kannst du zustimmen und welchen würdest du widersprechen?

      Sollten wir die Texte in 1. Mose 1 – 11 nicht eher symbolisch betrachten? Oder sind diese Texte historische Erzählungen vom Anfang der Welt?

      Fragen, die unser Leben berühren und uns auf Gott ausrichten:

      „Und die Erde war wüst und leer.“ So lautet einer der ersten Sätze der Bibel. Doch Gott ordnet die Welt, er gibt der Welt einen Rhythmus und dem Menschen eine Bestimmung. Glaubst du, dass Gott in deinem Leben Neues schaffen kann? Dass auch aus dem Chaos und Zerbruch unseres Lebens etwas Großartiges entstehen könnte?

      Gott als Vater? Gott als Mutter? Gott als allmächtige Schöpferkraft? Welche Vorstellung von Gott entspricht deinem Gottesbild am meisten?

      Wie kann der Mensch deiner Meinung nach wieder in die Beziehung zu Gott treten?

      „Meine Beziehung zu Gott ist verloren gegangen!“ Was löst dieser Satz in dir aus? Wie denkst du darüber?

      Die Begriffe Sünde und Erbsünde wirken verstörend und fremd. Wie denkst du über Gott und in welchem Verhältnis stehst du zu ihm?

      Warum ist eine Beziehung zu Gott überhaupt wichtig? Können wir nicht auch gut oder sogar besser ohne Gott leben?

      Praktisch glauben: Denn der Glaube zeigt sich im Leben und in unserem Handeln.

      Gott hat diese Welt geschaffen. Wo kannst du mithelfen, diese Welt zu schützen und zu bewahren?

      Der Mensch ist ein Ebenbild Gottes. Wie können wir uns