Die beiden Frauen bogen sich erneut vor Lachen. Maggie meinte, dass Philip eine Pause machen solle, damit sie sich erholen könnten.
“Oh weh”, seufzte Maggie schließlich, “pass auf, wenn Dr. Gnadenlos aus Venezuela zurück ist und sich mit seinem Bruder wirklich versöhnt haben sollte, dann braucht er einen neuen Lieblingsfeind. Und ich befürchte, das wird Harrison Ford sein, weil er es gewagt hat, dem Herrn Richter ähnlich zu sehen. Vielleicht sollten wir den armen Harrison schon mal vorwarnen.”
Philip und Sally bogen sich schon wieder vor Lachen, und Maggie lachte mit.
“Oh Mann, so viel Spaß hatten wir hier schon lange nicht mehr”, schnaufte Sally, “ich kann nur hoffen, dass das mit der Beförderung von Dr. Gnadenlos klappt. Dann haben wir endlich unsere Ruhe, und andere können sich mit ihm rumärgern.”
Teil 1 – Kapitel 7
Thomas traf sich am Vormittag des 13. Juli mit einem Immobilienmakler in Cumaná, mit dem er am Abend zuvor einen Termin gemacht hatte. Er gab sich dabei als Interessent für bestimmte Objekte aus. Die Verhandlungen verliefen sehr gut. Die beiden Männer scherzten, während sie sich die Exposés ansahen, und waren offenbar hochzufrieden. Schließlich bat Thomas den Makler um einige Unterlagen, damit er sich zuhause in Ruhe nochmal Gedanken darüber machen konnte, welche Immobilie er nun kaufen wollte oder vielleicht auch mehrere? Ferner erfragte er, ob er eine Kopie von Grundbuchauszügen bekommen könnte, denn es gäbe in den Staaten noch weitere Interessenten, die zum Teil Informationen über Belastung der Grundstücke durch Hypotheken benötigten... rein aus steuerlichen bzw. rechtlichen Gründen, wie Thomas versicherte. Der Makler händigte dem Richter die gewünschten Unterlagen aus, was den hoch erfreute. Schließlich verabschiedete sich Thomas und meinte, er würde in Kürze von sich hören lassen.
Auf dem Weg zurück ins Hotel dachte er siegessicher: Das war doch echt gut, alles hat prima geklappt. Die Unterlagen verstaue ich in meinem Zimmersafe, und heute Nachmittag besuche ich Jeremiah. Dann kann ich eigentlich schon morgen zurückfliegen. Tja, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich ja doch die Einladung auf die Segelyacht annehmen können. Aber halt! Das kann ich ja noch! Oh, das ist wunderbar! Und wie das wirkt. Dann kann ich Peter sagen, dass ich mich sehr schnell mit meinem Bruder versöhnen konnte und jetzt doch Zeit für ihn habe. Thomas McNamara, du bist einfach genial. Das ist mit Abstand die beste Woche deines Lebens. Und da sage noch jemand, dass die Dreizehn Pech bringt. Ich würde mal eher sagen, die Dreizehn bringt Glück. Auch wenn ich nicht abergläubisch bin, aber fast finde ich es schon schade, dass heute nur Donnerstag, der Dreizehnte, ist und nicht Freitag, der Dreizehnte. Denn das wäre der perfekte Gegenbeweis gewesen.
Nach einem kleinen Snack zur Mittagszeit ging Thomas auf sein Zimmer, um kurz bei Philip anzurufen und ihn zu fragen, ob der schon den vollen Namen und die Telefonnummer von diesem Peter herausfinden konnte. Ferner wollte er Philip erzählen, dass alles wunderbar geklappt hatte und dass er Peter ausrichten sollte, wie sehr er sich freute, doch noch die Einladung auf die Yacht annehmen zu können.
Gerade als Thomas Philip anrufen wollte, klingelte das Telefon. Der Richter war einigermaßen überrascht, aber er beschloss, mal lieber abzunehmen. Der Immobilienmakler war am Apparat und meinte, er wolle Thomas noch etwas zukommen lassen, was er eben vergessen habe. Er würde jetzt sofort einen Boten losschicken, der in zwanzig Minuten bei Thomas im Hotel sein würde.
Der Richter meinte, er würde auf seinem Zimmer warten.
Weil gleich der Bote vorbeikommen würde, beschloss Thomas, sich eben umzuziehen für den Besuch bei Jeremiah. Er wollte nicht mit Schlips und Kragen dort auftauchen wie eben in dem Immobilienbüro. Außerdem konnte er besser Philip dann anrufen, wenn er die fehlenden Unterlagen bekommen hatte. Also zog er sich legere Kleidung an. Anschließend legte er sein Jeanshemd, das er statt einer Jacke mitnehmen wollte, neben sich auf das Bett. Die Autoschlüssel seines Mietwagens steckte er ein, ferner sein Portemonnaie mit etwas Geld, seinen Führerschein und die Kreditkarte. Seinen Reisepass aber ließ er lieber im Zimmersafe liegen, da war er sicherer. Schließlich brauchte er ihn ja erst morgen.
Kaum dass er fertig war, klingelte schon wieder das Telefon. Thomas war irritiert, weil er keine weiteren Anrufe erwartete, aber vielleicht war es etwas Wichtiges.
“Hallo, mein Schatz, hier ist Martha. Störe ich dich?!”
“Nein”, log Thomas und bemühte sich, einigermaßen freundlich zu klingen. Martha wollte nur mal hören, wie es ihm ginge und redete wie ein Wasserfall. Die Minuten verstrichen, und Martha erzählte und erzählte und erzählte. Thomas fragte sich, ob sie die Familie McNamara mit diesem Telefonat finanziell ruinieren oder ob sie die heimische Telefongesellschaft sanieren wollte. Schließlich beschloss er, sie abzuwürgen.
“Du Schatz”, unterbrach Thomas sie, “ich wollte gleich bei Jeremiah vorbeischauen. Habe mit ihm einen Termin gemacht und möchte nicht zu spät kommen.”
“Oh, das ist wunderbar”, freute sich Martha, “wie war er denn? Hat er sich gefreut oder war er abweisend?”
“Er war recht zugänglich”, log Thomas, denn er hatte Jeremiah ja gar nicht kontaktiert, “ich hoffe, dass alles glatt geht.”
“Das ist schön”, erwiderte sie, “ich wünsch dir alles Gute, und ich bete dafür, dass ihr euch versöhnen könnt.”
“Ja, danke, ich kann’s gebrauchen”, murmelte Thomas ziemlich genervt.
Das machte Martha dann doch misstrauisch.
“Thomas, es ist doch alles in Ordnung oder?”
“Ja, ja natürlich”, bestätigte der und gab sich sehr locker, “du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen. Und schließlich betest du doch für Erfolg bei der Aktion. Dann muss es ja wohl klappen.”
Thomas hatte eben aufgelegt, als es auch schon an seiner Zimmertür summte. Er lugte kurz durch den Spion und sah einen Mann, der einen Umschlag in der Hand hielt.
Das wird der Bote sein, dachte er und öffnete.
Der Mann reichte ihm den Umschlag herein und verschwand wieder. Thomas ließ sich genüsslich auf sein Bett fallen, öffnete gespannt den Brief und zog ein Blatt Papier mit einem handschriftlich verfassten Text heraus. Als er die Nachricht las, blieb ihm fast das Herz stehen. Er rieb sich die Augen, als könne er es nicht glauben, was er da sah.
Allerdings schreckte er Sekunden später davon hoch, dass sich offenbar jemand an der Tür zu schaffen machte. Kaum dass er seinen Blick auf die Tür gerichtet hatte, wurde diese aufgestoßen, und herein stürmten zwei Polizisten, die ihre Revolver im Anschlag hatten und auf ihn richteten. Thomas hob instinktiv die Hände.
“Hola, Doctor McNamara”, meinte der eine, “das ist aber schön, dass wir Sie hier noch antreffen. Wir hatten nämlich schon befürchtet, dass Sie sich bereits aus dem Staub gemacht hätten, wie Sie das auch sonst immer tun, sobald Sie einen Deal unter Dach und Fach gebracht haben.”
Thomas hätte diesem Kerl am liebsten eine Standpauke gehalten und ihn angeschnauzt, wie er sich so eine Frechheit erlauben könnte, aber die Lage war wirklich ziemlich prekär für ihn. Also sagte er besser mal nichts und wartete ab. Der Kollege des Redners hatte inzwischen den Brief an sich genommen und präsentierte ihm diesen, indem er ihm das Blatt unter die Nase hielt.
“Sieh mal, was für ein nettes kleines Liebesbriefchen das hier ist”, fand er.
Der sah sich nun auch die Zeilen an. Für einen Augenblick war er dadurch abgelenkt. Thomas realisierte das sofort und nutzte die einzige Chance, die sich ihm bot. Blitzschnell packte er mit der einen Hand sein Jeanshemd und mit der anderen das Kopfkissen von der freien Seite des Doppelbettes. Dieses schleuderte er den beiden Polizisten an den Kopf, so dass die etwas benommen zurückwankten. Dann flüchtete er aus dem Zimmer und stürzte die Treppen hinunter.
Die