mehr ertragen konnte. Wenn wir es nicht schaffen und sie uns gefangennehmen, stecken sie uns entweder in den Knast oder sie bringen uns zu ihren Auftraggebern. Die werden uns zuerst sehr unsanft fragen, was wir wissen, und wenn wir es ihnen schließlich erzählt haben, werden sie uns liquidieren. In keinem Falle eine erfreuliche Aussicht, für die es sich zu leben lohnt. Das einzige, was mich antreibt, ist die Angst, in irgendeinem Rattenloch von südamerikanischem Knast zu verrotten oder getötet zu werden. Vielleicht würde ich es ja gar nicht so schlimm finden zu sterben, denn ich habe mein Leben in den letzten Jahren wirklich genossen und war glücklich, aber ich habe Angst vor einem Verhör. Das Problem ist nämlich, dass dir keiner glaubt, dass es dir lieber ist, sofort zu sterben. Die foltern dich vorher noch und bringen dich dann erst um, selbst wenn du ihnen alles gesagt hast, was sie wissen wollen. Sonst denken sie nämlich, du weißt noch viel mehr, weil du so gesprächig bist. Na ja, was soll’s, im Moment sieht es nicht rosig aus. Selbst schuld, wenn man sich seine Chancen selbst verbaut. Wieso habe ich Tom eigentlich geholfen? Vielleicht ist Blut doch dicker als Wasser. Auch wenn ich ihn auf den Tod nicht ausstehen kann, aber irgendwie hat er mir leid getan, als er da auf dem Rücksitz des Streifenwagens saß, die Hände auf dem Rücken gefesselt. Ich glaube, Tom war in seinem ganzen Leben noch nie gefesselt. Er muss eine furchtbare Angst gehabt haben. Das würde er natürlich niemals zugeben, weil er viel zu stolz dazu ist, aber es entspricht doch der Wahrheit. In was ist er da bloß reingeraten? Was hatte Tom noch gesagt: ‘Ich werde die Drogenkartelle zerschlagen, und dann kannst du an deinen geliebten Strand zurück!’ Der glaubt das wirklich.
Oh Mann, dachte Jerry, wieso ist es noch keinem aufgefallen, dass mein Bruder an Größenwahn leidet.