23 Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen! 24 Die Jünger aber entsetzten sich über seine Worte. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer ist‘s, ins Reich Gottes zu kommen! 25 Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme. 26 Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann dann selig werden? 27 Jesus sah sie an und sprach: Bei den Menschen ist‘s unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott.
28 Da fing Petrus an und sagte zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. 29 Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlässt um meinetwillen und um des Evangeliums willen, 30 der nicht hundertfach empfange: jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungen – und in der kommenden Welt das ewige Leben. 31 Viele aber werden die Letzten sein, die die Ersten sind, und die Ersten sein, die die Letzten sind.
Mk 9,33–10,31 Lehrhafte Abschnitte zu sozialen Fragen Jesu Nachfolgerinnen und Nachfolger verstanden sich, wie die meisten religiösen Erneuerungsbewegungen, als Anhänger eines höheren ethischen Standards. Die Einheit beginnt (Mk 9,33–35) und endet (Mk 10,31) mit Hinweisen darauf, dass die Ersten die Letzten und die Letzten die Ersten sein werden. Vgl. die Anm. zur „inclusio“ (Mk 8,22–10,52).
Mk 10,17–31 Reichtum und das Eingehen in Gottes Reich (Mt 19,16–30; Lk 18,18–30). 10,18 Was nennst du mich gut, Jesu Antwort basiert auf der Tora, die der junge Mann sein Leben lang gekannt hat; er braucht keine neue Lehre. 10,19–20 Gebote, die Gebote stammen aus der zweiten Hälfte des Dekalogs (Ex 20,1–17), die zwischenmenschliche Beziehungen thematisiert. 10,21 Den Armen, viele biblische Perikopen ordnen die Unterstützung von Armen an (Dtn 24,13–22; Am 2,6; Ps 85,12; 89,15; Spr 10,2; 19,17; Tob 4,5–7; Sir 7,29–36), ebenso auch die Rabbinen (vgl. tPea 4,19; WaR 3,1); das Weggeben des gesamten Besitzes allerdings wird nie in der rabbinischen Tradition empfohlen, da dies die eigene Familie gefährden würde. Neutestamentliche Texte sprechen sich teilweise für eine intensivere Praxis des Almosengebens aus (Apg 2,43–47; 4,32–5,11; 2Kor 8–9; Jak 2,1–7). 10,25 Anders als in einer häufig zitierten mittelalterlichen Legende gibt es in Jerusalem kein enges „Nadelöhrtor“. Im Talmud (bBer 55b) wird ebenfalls das Bild eines Nadelöhrs und eines Elefanten verwendet, um ein ähnliches Argument vorzutragen. 10,28–31 Dieses Gespräch zwischen Jesus und Petrus findet direkt vor der letzten der drei Passionsankündigungen statt (vgl. Einleitung; Anm. zu 8,22–10,52) und steht damit nah am Ende eines langen Bogens zwischen dem Wirken in Galiläa (Mk 1–8,26) und der Passion (Mk 11,1–16,8). 10,29–30 Haus oder Brüder oder Schwestern, in neuen religiösen Bewegungen verlassen die Nachfolger oft ihre Heimat und entledigten sich ihrer familiären Bindungen, werden aber mit fiktiven Verwandten und neuen Haushalten entschädigt. Hier bilden die Anhängerinnen und Anhänger Jesu die neue Familie. Gott wird ihr neuer Vater sein (vgl. Anm. zu 3,31–35 und 11,25 und 14,36).
32 Sie waren aber auf dem Wege hinauf nach Jerusalem, und Jesus ging ihnen voran; und sie entsetzten sich; die ihm aber nachfolgten, fürchteten sich. Und er nahm abermals die Zwölf zu sich und fing an, ihnen zu sagen, was ihm widerfahren werde: 33 Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Menschensohn wird überantwortet werden den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten, und sie werden ihn zum Tode verurteilen und den Heiden überantworten, 34 und die werden ihn verspotten und anspeien und geißeln und töten, und nach drei Tagen wird er auferstehen.
35 Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sprachen zu ihm: Meister, wir wollen, dass du für uns tust, was wir dich bitten werden. 36 Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, dass ich für euch tue? 37 Sie sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit. 38 Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? 39 Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; 40 zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das zu geben steht mir nicht zu, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist.
41 Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes. 42 Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst,