27 Und sie kamen wieder nach Jerusalem. Und als er im Tempel umherging, kamen zu ihm die Hohenpriester, Schriftgelehrten und Ältesten 28 und sprachen zu ihm: Aus welcher Vollmacht tust du das? Oder wer hat dir diese Macht gegeben, dass du das tust? 29 Jesus aber sprach zu ihnen: Ich will euch eine Sache fragen; antwortet mir, so will ich euch sagen, aus welcher Vollmacht ich das tue. 30 Die Taufe des Johannes – war sie vom Himmel oder von Menschen? Antwortet mir!
31 Und sie bedachten es bei sich selbst und sprachen: Sagen wir, sie war vom Himmel, so wird er sagen: Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt? 32 Oder sollen wir sagen, sie war von Menschen? Doch sie fürchteten sich vor dem Volk; denn sie meinten alle, dass Johannes wirklich ein Prophet sei. 33 Und sie antworteten und sprachen zu Jesus: Wir wissen‘s nicht. Und Jesus sprach zu ihnen: So sage ich euch auch nicht, aus welcher Vollmacht ich das tue.
Mk 11,27–33 Die Frage nach der Vollmacht (Mt 21,23–27; Lk 20,1–8) 11,29–30 Die Anführer versuchen Jesus zu einer gefährlichen Aussage zu verleiten, er aber wendet ihre Provokation gegen sie selbst.
1 Und er fing an, zu ihnen in Gleichnissen zu reden: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg und zog einen Zaun darum und grub eine Kelter und baute einen Turm und verpachtete ihn an Weingärtner und ging außer Landes. 2 Und er sandte, als die Zeit kam, einen Knecht zu den Weingärtnern, damit er von den Weingärtnern seinen Anteil an den Früchten des Weinbergs nähme. 3 Da nahmen sie ihn, schlugen ihn und schickten ihn mit leeren Händen fort. 4 Abermals sandte er zu ihnen einen andern Knecht; dem schlugen sie auf den Kopf und schmähten ihn. 5 Und er sandte einen andern, den töteten sie; und viele andere: die einen schlugen sie, die andern töteten sie. 6 Da hatte er noch einen, den geliebten Sohn; den sandte er als Letzten zu ihnen und sagte sich: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen. 7 Sie aber, die Weingärtner, sprachen untereinander: Dies ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn töten, so wird das Erbe unser sein! 8 Und sie nahmen ihn und töteten ihn und warfen ihn hinaus vor den Weinberg.
9 Was wird nun der Herr des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Weingärtner umbringen und den Weinberg andern geben. 10 Habt ihr denn nicht dieses Schriftwort gelesen (Psalm 118,22–23): »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. 11 Vom Herrn ist das geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen[*]«? 12 Und sie trachteten danach, ihn zu ergreifen, und fürchteten sich doch vor dem Volk; denn sie verstanden, dass er auf sie hin dies Gleichnis gesagt hatte. Und sie ließen ihn und gingen davon.
Mk 12,1–12 Das Gleichnis vom Weinberg (Mt 21,33–46; Lk 20,9–19). Das Gleichnis, das im Vergleich zu anderen Gleichnissen eher das Gericht als das Reich Gottes im Blick hat, gründet auf der Allegorie von Jes 5,1–7, wobei bei Markus die Weingärtner die Anführer Israels sind, die Knechte die Propheten Gottes repräsentieren und der Erbe für Jesus selbst steht. Bei Jesaja wird der Weinberg verurteilt, weil er keine essbaren Trauben hervorbringt (Götzendienst und Unrecht werden mit wilden Trauben verglichen), und seine Zerstörung wird vorhergesagt. Christliche Traditionen sehen mitunter in diesem Gleichnis Jesu die Ankündigung, dass das Judentum durch die Kirche ersetzt werden würde, aber das Gleichnis kann auch als Verurteilung jüdischer Amtsträger durch Jesus verstanden werden, weil diese mit Rom zusammenarbeiteten. 12,10 Ps 118,22–23. Eckstein, gr. kephalēn gonias; hebr. rosch pina, übersetzt „Haupt der Ecke“. Ein „Schlusstein“ ist der oberste Stein am Scheitel eines Bogens, der den Bogen fixiert; ein Eckstein ist der Stein, auf dem alles andere aufliegt. Die allgemeine Aussage des Psalms wird auf Jesus bezogen.
13 Und sie sandten zu ihm einige von den Pharisäern und von den Anhängern des Herodes, dass sie ihn fingen in seinen Worten. 14 Und sie kamen und sprachen zu ihm: Meister, wir wissen, dass du wahrhaftig bist und fragst nach niemand; denn du siehst nicht auf das Ansehen der Menschen, sondern du lehrst den Weg Gottes recht. Ist‘s recht, dass man dem Kaiser Steuern zahlt, oder nicht? Sollen wir sie zahlen oder nicht zahlen?