1 Es waren aber zu der Zeit einige da, die berichteten Jesus von den Galiläern, deren Blut Pilatus mit ihren Opfern vermischt hatte. 2 Und er antwortete und sprach zu ihnen: Meint ihr, dass diese Galiläer mehr gesündigt haben als alle andern Galiläer, weil sie das erlitten haben? 3 Ich sage euch: Nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen. 4 Oder meint ihr, dass die achtzehn, auf die der Turm von Siloah fiel und erschlug sie, schuldiger gewesen seien als alle andern Menschen, die in Jerusalem wohnen? 5 Ich sage euch: Nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen.
Lk 13,1–5 Das Verstehen von schlimmen Ereignissen 13,1 Galiläer, deren Blut Pilatus […] vermischt hatte, dieser Vorfall ist nicht bekannt; zur Schonungslosigkeit von Pilatus vgl. z.B. Philo Legat. 37–38; Jos.Bell. 2,169–77; Ant. 18,29; 18,55–62; 18,85–89. Mit ihren Opfern, Galiläer nahmen am Tempelkult teil. Ein schrecklicher Tod ist kein Hinweis auf ein sündhaftes Leben. 13,4 Turm von Siloah, ein weiterer unbekannter Vorgang. Siloah liegt südwestlich von Jerusalem (Jes 8,6; Neh 3,15; Joh 9,7).
6 Er sagte ihnen aber dies Gleichnis: Es hatte einer einen Feigenbaum, der war gepflanzt in seinem Weinberg, und er kam und suchte Frucht darauf und fand keine. 7 Da sprach er zu dem Weingärtner: Siehe, drei Jahre komme ich und suche Frucht an diesem Feigenbaum und finde keine. So hau ihn ab! Was nimmt er dem Boden die Kraft? 8 Er aber antwortete und sprach zu ihm: Herr, lass ihn noch dies Jahr, bis ich um ihn herum grabe und ihn dünge; 9 vielleicht bringt er doch noch Frucht; wenn aber nicht, so hau ihn ab.
Lk 13,6–9 Der unfruchtbare Feigenbaum (Mt 21,18–19; Mk 11,12–14) 13,7 Hau ihn ab, vgl. Lk 3,9. 13,8 Noch dies Jahr, es gibt nur noch einen begrenzten Zeitraum, um gute Frucht zu bringen.
10 Und er lehrte in einer Synagoge am Sabbat. 11 Und siehe, eine Frau war da, die hatte seit achtzehn Jahren einen Geist, der sie krank machte; und sie war verkrümmt und konnte sich nicht mehr aufrichten. 12 Als aber Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sprach zu ihr: Frau, du bist erlöst von deiner Krankheit! 13 Und legte die Hände auf sie; und sogleich richtete sie sich auf und pries Gott.
14 Da antwortete der Vorsteher der Synagoge, denn er war unwillig, dass Jesus am Sabbat heilte, und sprach zu dem Volk: Es sind sechs Tage, an denen man arbeiten soll; an denen kommt und lasst euch heilen, aber nicht am Sabbattag. 15 Da antwortete ihm der Herr und sprach: Ihr Heuchler! Bindet nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke? 16 Musste dann nicht diese, die doch eine Tochter Abrahams ist, die der Satan schon achtzehn Jahre gebunden hatte, am Sabbat von dieser Fessel gelöst werden? 17 Und als er das sagte, schämten sich alle, die gegen ihn waren. Und alles Volk freute sich über alle herrlichen Taten, die durch ihn geschahen.
Lk 13,10–17 Eine Heilung am Sabbat Vgl. Anm. zu 4,31–37. 13,14 Vorsteher der Synagoge, vgl. Anm. zu 8,41. Sabbat, vgl. Lk 6,1–11 und die dortigen Anmerkungen. 13,15 Bindet […] seinen Ochsen […] los, ein qal wa-chomer (Schluss vom Geringeren auf das Größere) Argument. 13,16 Eine Tochter Abrahams, eine jüdische Frau (4Makk 15,28; 17,6; 18,20; vgl. Lk 19,9). 13,17 Alles Volk freute sich, die Menge feiert die Heilung und erkennt keine Verletzung der Halacha.
18 Da sprach er: Wem gleicht das Reich Gottes, und womit soll ich‘s vergleichen? 19 Es gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und warf‘s in seinen Garten; und es wuchs und wurde ein Baum, und die Vögel des Himmels wohnten in seinen Zweigen.
Lk 13,18–19 Das Gleichnis vom Senfkorn (Mt 13,31–32; Mk 4,30–32) 13,19 Wurde ein Baum, eine Übertreibung. Die Vögel […] wohnten in seinen Zweigen, vgl. Dan 4,9.18, Anspielung auf ein Reich.
20 Und wiederum sprach er: Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen? 21 Es gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war.
Lk 13,20–21 Das Gleichnis vom Sauerteig (Mt 13,33) 13,21 Sauerteig, vgl. Anm. zu 12,1. Mengte, gr. enegkrypsen, wörtl.: „versteckte“. Drei Scheffel, 23–26 Kilogramm. Ein weiteres Gleichnis, das mit Übertreibung, Gegensätzen, Wachstum und Verwandlung von häuslichen Bildern (Senfkorn, Sauerteig) spielt.
22 Und er ging durch Städte und Dörfer und lehrte und nahm seinen Weg nach Jerusalem.