17 Und er ging mit ihnen hinab und trat auf ein ebenes Feld, er und eine große Schar seiner Jünger und eine große Menge des Volkes aus dem ganzen jüdischen Land und Jerusalem und aus dem Küstenland von Tyrus und Sidon, 18 die gekommen waren, ihn zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden; und die von unreinen Geistern umgetrieben wurden, die wurden gesund. 19 Und alles Volk suchte ihn anzurühren; denn es ging Kraft von ihm aus und heilte sie alle.
20 Und er hob seine Augen auf über seine Jünger und sprach:
Selig seid ihr Armen; denn das Reich Gottes ist euer. 21 Selig seid ihr, die ihr jetzt hungert; denn ihr sollt satt werden. Selig seid ihr, die ihr jetzt weint; denn ihr werdet lachen. 22 Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und euch ausstoßen und schmähen und verwerfen euren Namen als böse um des Menschensohnes willen. 23 Freut euch an jenem Tage und tanzt; denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel. Denn das Gleiche haben ihre Väter den Propheten getan.
Lk 6,20–23 Die Seligpreisungen (Mt 5,3–12) Bezüglich der Formulierung vgl. Ps 1,1; 34,9 u.a. 6,20 Selig, gr. makarios entspricht dem hebr. ’aschrej, übers. „glücklich“. 6,20 Ihr Armen, vgl. die matthäische Formulierung „die da geistlich arm sind“. In der jüdischen Tradition werden die Armen, Hungrigen usw. nicht als Verfluchte oder Unreine betrachtet, sondern als solche, die göttlicher und weltlicher Fürsorge bedürfen (z.B. Dtn 15,11; Jes 49,10; Jer 31,25; Ez 34,29). 6,22 Euch ausstoßen, vgl. Jes 66,5. Menschensohn, vgl. Anm. zu 5,24; meint hier: Jesus. 6,23 Ihre Väter, z.B. Neh 9,26; 2Chr 36,15–16.
24 Aber dagegen: Weh euch Reichen; denn ihr habt euren Trost schon gehabt. 25 Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet weinen und klagen. 26 Wehe, wenn jedermann gut über euch redet; denn das Gleiche haben ihre Väter den falschen Propheten getan.
Lk 6,24–26 Die Weherufe 6,24 Lukas nimmt die Reichen wahr, die sich weigern, Almosen zu geben (Anm. zu 6,30), und fordert zu äußerster Freigebigkeit auf (Lk 11,41; 12,13–21.33–34; 16,13.19–31; 18,18–30; vgl. auch äthHen 94,8 [„Wehe euch Reichen, denn ihr habt auf euren Reichtum vertraut, aber aus eurem Reichtum werdet ihr heraus müssen, weil ihr in den Tagen eures Reichtums nicht an den Höchsten gedacht habt.“]); in diesem Evangelium ist die Verurteilung von Reichtum stärker als etwa in 1Tim 6,10 und Hebr 13,5 (wo es um die „Geldgier“ geht; vgl. z.B. auch Hab 2,5).
27 Aber ich sage euch, die ihr zuhört: Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; 28 segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen. 29 Und wer dich auf die eine Backe schlägt, dem biete die andere auch dar; und wer dir den Mantel nimmt, dem verweigere auch den Rock nicht. 30 Wer dich bittet, dem gib; und wer dir das Deine nimmt, von dem fordere es nicht zurück. 31 Und wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch!
32 Und wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Dank habt ihr davon? Denn auch die Sünder lieben, die ihnen Liebe erweisen. 33 Und wenn ihr euren Wohltätern wohltut, welchen Dank habt ihr davon? Das tun die Sünder auch. 34 Und wenn ihr denen leiht, von denen ihr etwas zu bekommen hofft, welchen Dank habt ihr davon? Auch Sünder leihen Sündern, damit sie das Gleiche zurückbekommen. 35 Vielmehr liebt eure Feinde und tut Gutes und leiht, ohne etwas dafür zu erhoffen. So wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Kinder des Höchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.
36 Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. 37 Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben.
Lk 6,27–36 Die Gewaltvermeidung (Mt 5,38–48; 7,12) 6,27 Liebt eure Feinde, die jüdische Lehre gebietet es, auch seinen Feinden zu helfen (vgl. z.B. Ex 23,4–5; Spr 24,17; 25,21); die rabbinischen Kommentare sprechen vom Helfen (nicht vom „Lieben“) der Feinde, „um den Trieb zu beugen“