Lk 5,29–39 Die Mahlgemeinschaft (Mt 9,14–17; Mk 2,18–22) Vgl. „Speisen und Mahlgemeinschaft“. 5,29 Großes Mahl, ein Schauplatz von Unterweisungen (Lk 7,36; 10,38; 11,37; 14,1.7.12.15) und eine Anspielung auf die förmlichen Gastmähler der Griechen, die als „Symposien“ bekannt sind. 5,33 Fasten, hier um der spirituellen Zucht willen; Tacitus (hist. 5,4) meint, dass Fasten eine eindeutig jüdische Aktivität sei. 5,34–35 Bräutigam, eine häufige (Selbst-)Bezeichnung Jesu (Joh 3,29); vgl. Jes 62,5; im Begriff schwingen verschiedene Aspekte mit, wie etwa die Gründung neuer Familien, Feierlichkeit sowie der Vorrang vor anderen Verpflichtungen (Dtn 24,5). 5,35 In jenen Tagen, nach dem Fortgang Jesu. 5,36 Gleichnis, vgl. „Midrasch und Gleichnisse“. 5,39 Der alte ist milder, Sir 9,10.
1 Und es begab sich an einem Sabbat, dass er durch die Kornfelder ging; und seine Jünger rauften Ähren aus und zerrieben sie mit den Händen und aßen. 2 Einige der Pharisäer aber sprachen: Warum tut ihr, was am Sabbat nicht erlaubt ist? 3 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt ihr nicht das gelesen, was David tat, als ihn hungerte, und die, die bei ihm waren? 4 Wie er in das Haus Gottes ging und die Schaubrote nahm und aß, die doch niemand essen darf als die Priester allein, und wie er sie auch denen gab, die bei ihm waren? 5 Und er sprach zu ihnen: Der Menschensohn ist Herr über den Sabbat.
6 Es geschah aber an einem andern Sabbat, dass er in die Synagoge ging und lehrte. Und da war ein Mensch, dessen rechte Hand war verdorrt. 7 Aber die Schriftgelehrten und die Pharisäer gaben acht, ob er auch am Sabbat heilen würde, damit sie etwas fänden, ihn zu verklagen. 8 Er aber kannte ihre Gedanken und sprach zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Steh auf und tritt in die Mitte! Und er stand auf und trat vor. 9 Da sprach Jesus zu ihnen: Ich frage euch: Ist‘s erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun oder Böses zu tun, Leben zu retten oder zu verderben? 10 Und er sah sie alle ringsum an und sprach zu ihm: Strecke deine Hand aus! Und er tat‘s; da wurde seine Hand wieder gesund. 11 Sie aber wurden ganz von Sinnen und beredeten sich miteinander, was sie Jesus tun wollten.
Lk 6,1–11 Sabbatpraktiken (Mt 12,1–14; Mk 2,23–3,6) 6,1 Der Tanach untersagt „Arbeit“ am Sabbat (z.B. Ex 20,10; 31,14–15; Lev 23,3; Dtn 5,14), bestimmt aber nicht näher, was als Arbeit gilt; deshalb formulieren unterschiedliche jüdische Gemeinschaften verschiedene Definitionen von Arbeit: Die Mischna (Schab 7,2) listet neununddreißig Arbeitskategorien auf, die alle mit der Erzeugung von Dingen zu tun haben. Es ist unklar, in welchem Umfang die (nichtjüdischen) Anhänger Jesu später den Sabbat gehalten haben (vgl. z.B. Kol 2,16; in den authentischen Paulusbriefen spielt der Begriff keine Rolle). 6,2 Pharisäer, ihre Anwesenheit auf den Feldern am Sabbat ist merkwürdig. Nicht erlaubt, vgl. Ex 34,21; bezüglich strengerer, rabbinischer Regeln vgl. auch mSchab 7,2, wo das Ernten am Sabbat verboten wird. Das Sammeln von Getreide auf dem Feld eines Anderen ist erlaubt (Dtn 23,25–26). 6,3 Was David tat, vgl. 1Sam 21,1–6. 6,4 Schaubrote, vgl. Lev 24,5–9. 6,5 Menschensohn, vgl. Anm. zu 5,24. Wenn dieser Ausdruck nicht messianisch verstanden wird, kann V. 5 mit dem Kommentar von Rabbi Simeon b. Menasja zu Ex 31,14 („Darum haltet den Sabbat, denn er soll euch heilig sein“) verglichen werden (MechJ Ki Tissa [zu Ex 31]: „Euch ist der Sabbat übergeben, nicht aber seid ihr dem Sabbat übergeben“). 6,6 Synagoge, vgl. Anm. zu 4,15. 6,7 Am Sabbat heilen, vgl. Anm. zu 4,31–37. 6,9 Leben zu retten, die pikuach nefesch (übers. „ein Leben retten“) setzt die Sabbatgebote generell außer Kraft; vgl. Anm. zu 6,5; 1Makk 2,40–41; bJom 84b. 6,10 Seine Hand [wurde] wieder gesund, Jesus berührt den Mann nicht und vermeidet so den Verdacht, er würde „arbeiten“. 6,11 Von Sinnen, gr. anoia bezeichnet „Wahnsinn“ oder „Unverständnis“. Was sie […] tun wollen, die Pharisäer verfügten über keine politische oder juristische Gewalt. Lukas lässt den markinischen Hinweis (Mk 3,6) aus, dass die Pharisäer danach trachteten, Jesus zu ermorden; die Pharisäer fehlen in der lukanischen Passionserzählung.
12 Es begab sich aber zu der Zeit, dass er auf einen Berg ging, um zu beten; und er blieb über Nacht im Gebet zu Gott. 13 Und als es Tag wurde, rief er seine Jünger und erwählte zwölf von ihnen, die er auch Apostel nannte: 14 Simon, den er auch Petrus nannte, und Andreas, seinen Bruder, Jakobus und Johannes; Philippus und Bartholomäus; 15 Matthäus und Thomas; Jakobus, den Sohn des Alphäus, und Simon, genannt der Zelot; 16 Judas, den Sohn des Jakobus, und Judas Iskariot, der zum Verräter wurde.
Lk 6,12–16 Die zwölf Apostel (Mt 10,1–4; Mk 3,13–19a)