Die Erfüllung der Schrift
Markus hebt einige Ereignisse als Erfüllung von Stellen aus dem Psalter oder dem Buch Jesaja hervor:
Markus AT14,1 Tod durch List Ps 10,7–814,10–11 Verrat Jes 53,6.1214,18 „einer …, der mit mir isst“ Ps 41,914,24 Blut vergossen für viele Jes 53,1214,57 Falsches Zeugnis Ps 27,12; 35,11
14,61; 15,5 Schweigen angesichts der Ankläger Ps 38,12–14? Jes 53,7?
14,65 Anspeien, Schlagen Jes 50,615,5.39 Verwunderung der Völker und Könige Jes 52,1515,6–15 Rettung des Verbrechers, Tod des Gerechten Jes 53,6.1215,24 Aufteilung der Kleider Ps 22,1815,29 Lästerungen und Kopfschütteln Ps 22,7; 109,2515,30–31 „hilf dir nun selber“ Ps 22,815,32 Schmähungen Ps 22,615,34 „Warum hast du mich verlassen?“ Ps 22,115,36 gaben ihm Essig zu trinken Ps 69,21
Diese Bezugnahmen lassen daran zweifeln, dass die Ereignisse, die Markus beschreibt, tatsächlich so stattgefunden haben. Wahrscheinlich wurden sie in die Erzählung eingefügt, um zu untermauern, dass Jesus „in Übereinstimmung mit der Schrift“ (1Kor 15,3–4) starb. Ob tatsächliche Geschehnisse hier im Lichte der Schrift interpretiert werden, ob Markus die Erzählung aus einer Reihe prophetischer Texte erschuf oder ob gar eine Kombination aus beidem vorliegt, bleibt Gegenstand der Diskussion.
3 Und als er in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Alabastergefäß mit unverfälschtem, kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Gefäß und goss das Öl auf sein Haupt. 4 Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls? 5 Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an.
6 Jesus aber sprach: Lasst sie! Was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. 7 Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. 8 Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt zu meinem Begräbnis. 9 Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.
10 Und Judas Iskariot, einer von den Zwölfen, ging hin zu den Hohenpriestern, dass er ihn an sie verriete. 11 Da sie das hörten, wurden sie froh und versprachen, ihm Geld zu geben. Und er suchte, wie er ihn bei guter Gelegenheit verraten könnte.
Mk 14,3–11 Die Salbung und Vorhersage des Verrats (Mt 26,6–16; Lk 22,3–6; Joh 12,1–8). Eine Frau salbt Jesus: Die Handlung könnte entweder eine Königssalbung oder die Vorbereitung eines Körpers für die Bestattung darstellen. Die von Paradoxien geprägte Darstellungsweise des Markus könnte auf beides verweisen. Ein weiteres paradoxes Element ist, dass, obwohl sie prophetisch handelt, viele der Anwesenden die Bedeutung ihrer Handlung nicht erkennen und sehr negativ reagieren. 14,3 Alabastergefäß, ein kleines, vermutlich kugelförmiges Behältnis aus geschnittenem, lichtdurchlässigem Gips; um den Inhalt auszugießen, wurde der lange Hals zerbrochen. Narde, die Nardenähre, die in der Region des Himalaya wächst. 14,9 Die Salbung soll zu ihrem Gedächtnis erzählt werden, aber der Name der Frau wird nicht erwähnt. Vielleicht ist die Auslassung ihres Namens programmatisch: Die namenlose „Jedefrau“ versteht Jesus, die namentlich erwähnten Jünger nicht. Sie kann mit dem namenlosen Hauptmann (Mk 15,39) verglichen werden, der Jesu Rolle als Sohn Gottes im Gegensatz zu den Jüngern versteht. Darüber hinaus wird sie den drei namentlich identifizierten Frauen gegenübergestellt, die vergeblich versuchen, Jesus zu salben (Mk 16,1–8), so, wie auch der unbenannte Hauptmann den drei namentlich erwähnten Jüngern gegenübergestellt wird, die in Gethsemane versagen (Mk 14,33). Auch in jüdischen Novellen aus dieser Zeit (Ester, Judit, Susanna, Joseph und Aseneth) rücken weibliche Charaktere in den Mittelpunkt; ebenso wie in griechischen Novellen wurden sie zu wesentlichen Protagonistinnen für die Behandlung religiöser Fragestellungen. 14,10–11 Nur in Joh 12,4–6 wird berichtet, dass Judas derjenige war, der forderte, das Geld den Armen zu geben.
12 Und am ersten Tage der Ungesäuerten Brote, da man das Passalamm opferte, sprachen seine Jünger zu ihm: Wo willst du, dass wir hingehen und das Passalamm bereiten, damit du es essen kannst? 13 Und er sandte zwei seiner Jünger und sprach zu ihnen: Geht hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser; folgt ihm, 14 und wo er hineingeht, da sprecht zu dem Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist die Herberge für mich, in der ich das Passalamm essen kann mit meinen Jüngern? 15 Und er wird euch einen großen Saal zeigen, der schön ausgelegt und vorbereitet ist; und dort richtet für uns zu. 16 Und die Jünger gingen hin und kamen in die Stadt und fanden‘s, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Passalamm.
17 Und am Abend kam er mit den Zwölfen. 18 Und als sie bei Tisch waren und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isst, wird mich verraten. 19 Da wurden sie traurig und sagten zu ihm, einer nach dem andern: Bin ich‘s? 20 Er aber sprach zu ihnen: Einer von den Zwölfen, der mit mir seinen Bissen in die Schüssel taucht. 21 Der Menschensohn geht zwar hin, wie von ihm geschrieben steht; weh aber dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre.
22 Und als sie aßen, nahm er das Brot, dankte und brach‘s und gab‘s ihnen und sprach: Nehmet; das ist mein Leib. 23 Und er nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken