Mk 12,35–37 Der Messias und der Sohn Davids? (Mt 22,41–46; Lk 20,41–44). Hier wird ein kurzes Schriftargument dahingehend eingeworfen, dass der Messias nicht nur der Sohn Davids ist (d.h. ein König von davidischer Abstammung), sondern etwas Größeres (vgl. Anm. zu 10,47). An anderer Stelle bekräftigt Markus die Verbindung Jesu zu David (Mk 2,25–26; 10,47). 12,36 Ps 110 wird eröffnet mit „Ein Psalm Davids. Der Herr sprach zu meinem Herrn [dem Messias, nicht David]: […]“. Dem Argumentationsgang liegt zugrunde, dass David, der angenommene Sprecher von Ps 110,1, den Messias „mein Herr“ nannte, was folglich bedeutet, dass der Messias David übergeordnet war.
38 Und er lehrte sie und sprach: Seht euch vor vor den Schriftgelehrten, die gern in langen Gewändern umhergehen und sich auf dem Markt grüßen lassen 39 und sitzen gern obenan in den Synagogen und beim Gastmahl; 40 sie fressen die Häuser der Witwen und verrichten zum Schein lange Gebete. Die werden ein umso härteres Urteil empfangen.
41 Und Jesus setzte sich dem Gotteskasten gegenüber und sah zu, wie das Volk Geld einlegte in den Gotteskasten. Und viele Reiche legten viel ein. 42 Und es kam eine arme Witwe und legte zwei Scherflein ein; das ist ein Heller. 43 Und er rief seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die etwas eingelegt haben. 44 Denn sie haben alle von ihrem Überfluss eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut ihre ganze Habe eingelegt, alles, was sie zum Leben hatte.
Mk 12,38–44 Reiche Schriftgelehrte und eine arme Witwe (Mt 23,6; Lk 20,46–47; 21,1–4) Mt 23 entwickelt diese Kritik weiter. Die markinische Version erwähnt die Pharisäer nicht und ist ausdrücklich ökonomischer orientiert: Die Ansprüche der Schriftgelehrten führen zu einem Vergleich mit einer armen Witwe (was bei Matthäus ausgelassen wird). 12,43–44 In der Forschung wurde teilweise erwogen, dass Markus die Großzügigkeit der Frau kritisiert, aber der Text deutet das nicht an. Der Tempel ist ein Ort, an dem sowohl Reiche als auch Arme etwas beitragen können.
1 Und als er aus dem Tempel ging, sprach zu ihm einer seiner Jünger: Meister, siehe, was für Steine und was für Bauten! 2 Und Jesus sprach zu ihm: Siehst du diese großen Bauten? Hier wird nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde.
3 Und als er auf dem Ölberg saß gegenüber dem Tempel, fragten ihn Petrus und Jakobus und Johannes und Andreas, als sie allein waren: 4 Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein, wann das alles vollendet werden soll? 5 Jesus fing an und sagte zu ihnen: Seht zu, dass euch nicht jemand verführe! 6 Es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin‘s, und werden viele verführen. 7 Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Kriegsgeschrei, so erschreckt nicht: Es muss geschehen. Aber das Ende ist noch nicht da. 8 Denn es wird sich ein Volk gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere; es werden Erdbeben geschehen hier und dort, es werden Hungersnöte sein: Das ist der Anfang der Wehen.
9 Ihr aber seht euch vor! Sie werden euch den Gerichten überantworten, und in den Synagogen werdet ihr geschlagen werden, und vor Statthalter und Könige werdet ihr geführt werden um meinetwillen, ihnen zum Zeugnis. 10 Und das Evangelium muss zuvor gepredigt werden unter allen Völkern. 11 Und wenn sie euch hinführen und überantworten werden, so sorgt euch nicht vorher, was ihr reden sollt; sondern was euch in jener Stunde gegeben wird, das redet. Denn ihr seid‘s nicht, die da reden, sondern der Heilige Geist. 12 Und es wird ein Bruder den andern zum Tod überantworten und der Vater das Kind, und die Kinder werden sich empören gegen die Eltern und werden sie zu Tode bringen. 13 Und ihr werdet gehasst sein von jedermann um meines Namens willen. Wer aber beharrt bis an das Ende, der wird selig.
14 Wenn ihr aber sehen werdet den Gräuel der Verwüstung stehen, wo er nicht soll – wer es liest, der merke auf! –, alsdann, wer in Judäa ist, der fliehe auf die Berge. 15 Wer auf dem Dach ist, der steige nicht hinunter und gehe nicht hinein, etwas aus seinem Hause zu holen. 16 Und wer auf dem Feld ist, der wende sich nicht um, seinen Mantel zu holen. 17 Weh aber den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen! 18 Bittet aber, dass es nicht im Winter geschehe. 19 Denn in diesen Tagen wird eine solche Bedrängnis sein, wie sie nie gewesen ist bis jetzt vom Anfang der Schöpfung, die Gott geschaffen hat, und auch nicht wieder werden wird. 20 Und wenn der Herr diese Tage nicht verkürzt hätte, würde kein Mensch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen, die er auserwählt hat, hat er diese Tage verkürzt.
21 Wenn dann jemand zu euch sagen wird: Siehe, hier ist der Christus; siehe, da ist er!, so glaubt es nicht. 22