»Bei welchem Wort?«, fragte Wayne Pytka. Der Schweiß tropfte ihm von der Nase.
»Sie hat gesagt: ›Ich spiele nie wieder mit diesem Verrückten.‹«
Wayne nickte. »Ja, das hat sie gesagt. Das hab ich gehört.«
Dudley nickte ebenfalls. »So soll es sein.«
»Das ist eine weise Entscheidung, denn jedes weiteres Spiel würde eure Beziehung nur noch mehr belasten«, sagte Wayne. »Und das muss wirklich nicht sein. Abgesehen vom Tennis passt ihr nämlich ideal zusammen. Das finden jedenfalls Rachel und ich.«
Dudley schwieg. Er strich sich mit der Hand den Schweiß vom Körper.
Nach einer halben Stunde stand Wayne auf. »Ich werfe das Handtuch.«
»Ich bleibe noch fünf Minuten«, sagte Dudley.
»Okay.« Wayne verließ die heiße Kammer. Er duschte und stürzte sich anschließend ins eiskalte Wasser.
Während er es sich im Ruheraum in einem Liegestuhl bequem machte, betrat Gore Gandolfini die Szene. Mit Straßenschuhen! Was eigentlich verboten war. Doch der Profi-Killer scherte sich nicht darum. Es war schließlich auch nicht erlaubt, Menschen zu töten, und er hatte gerade das zu seinem Broterwerb gemacht.
Er öffnete die Holztür und vergewisserte sich, dass der nackte Mann, der vor ihm saß, tatsächlich Dudley Holden, Andrew Holdens Sohn, war.
Dudley hob den Kopf. Als er den Fremden in Straßenkleidung erblickte, schnellte er hoch und zischte: »Verdammt, wer...«
Weiter kam er nicht. Gore Gandolfini hatte große Übung darin, seinen überraschten Opfern keine Chance zu lassen.
Er richtete seine Schalldämpfer-Pistole auf ih...
...und drückte ab!
»Plop!«
Einmal nur. Ein zweiter Schuss war nicht nötig. Tödlich getroffen brach Dudley Holden zusammen.
Und Gandolfini verschwand so unbemerkt, wie er gekommen war...
30
Irgendwann dachte Wayne Pytka: Wo bleibt Dudley denn so lange? Die fünf Minuten sind doch schon lange um.
Er stemmte sich aus dem Liegestuhl hoch.
Ein Badetuch diente ihm jetzt als Lendenschurz. Er verließ den Ruheraum und ging am Kaltwasserbecken vorbei. Er trug seine eigenen Holzpantoffel, um keinen Fußpilz zu kriegen.
Im Bassin war Dudley nicht.
Unter der Dusche auch nicht.
Die Tür der Saunakammer stand offen. Normal war das nicht. Wenn Dudley noch drinnen gewesen wäre, wäre die Tür zu gewesen.
Dudley hätte sie aber auch nach dem Verlassen der Kammer geschlossen, damit die Hitze drinnen blieb. Irgendetwas war hier nicht in Ordnung.
»Dudley!«, rief Wayne. War der Freund bereits im Umkleideraum? »Hey, Dud...« Der Name blieb ihm in der Kehle stecken, als er ihn sah.
Dudley Holden lag auf dem Boden. Mit dem Gesicht nach unten.
War ihm die Hitze zu viel geworden? Hatte er einen Kreislaufkollaps erlitten?
»Dudley!«, stieß Wayne heiser hervor. Er beugte sich zu ihm hinunter, schob die Hände unter seine Arme, zerrte ihn irgendwie aus der Kabine.
Er spürte den Schweiß des Freundes an seinen Fingern. Und etwas Klebriges. Alarmiert riss er die Hände zurück. Fassungslos starrte er auf seine Finger. Sie waren rot. Blut klebte an ihnen. Dudleys Blut!
Wayne drehte Dudley auf den Rücken, und dann stockte ihm für einen Moment der Atem.
Entsetzt wich er zurück, als er begriff, dass Dudley Holden erschossen worden war. Fast in seiner Gegenwart. Er war nur ein paar Meter entfernt gewesen, als es passiert war...
31
Gore Gandolfini stieg in seinen Wagen und fuhr los. Er beschloss, seinem Auftraggeber zu erklären, dass er kein Dummkopf war. Niemand durfte Gore Gandolfini unterschätzen. Auch dann nicht, wenn man ihn recht großzügig bezahlte.
Deshalb holte er sein Mobiltelefon heraus und wählte die Nummer des Mannes, der ihn nun schon für zwei Hits engagiert und ihm einen dritten in Aussicht gestellt hatte.
Sein Auftraggeber meldete sich.
»Raten Sie mal, wer dran ist«, sagte der Killer.
»Was soll das?«, sagte der andere unfreundlich. »Wer...«
»Gandolfini ist der Name. Gore Gandolfini. Klingelt’s bei Ihnen?«
Es war zu hören, dass der andere kurz perplex war. »Verdammt, wie...«
»Wie ich hinter Ihr Geheimnis gekommen bin?« Gandolfini lachte. »Oh, das war nicht allzu schwierig. Ich bin Ihnen letztens bis nach Hause gefolgt. Sollten wir einander also irgendwann Wiedersehen, können Sie sich die kindische Maskerade sparen.«
»Sonst noch was?«, fragte der andere spröde.
»Ja«, gab der Berufs-Killer zur Antwort. »Andrew Holden hat nach seiner Sekretärin und seiner Frau nun auch seinen Sohn verloren.«
»Aha.«
»Wollen Sie hören, auf welche Weise?«
»Nicht am Telefon. Außerdem werde ich es ohnedies morgen in der Zeitung lesen.«
»Und wie verbleiben wir nun?«, erkundigte sich Gandolfini.
»Ich muss Sie bitten, mich nicht mehr anzurufen«, sagte der andere eindringlich.
»Sie sagten, ich könne eventuell mit einem weiteren Auftrag rechnen.«
»Das ist richtig.«
»Wann?«
»Ich melde mich bei Ihnen.«
»Ich hab nicht immer nur für Sie Zeit«, sagte Gandolfini. »Ich bin ein gefragter Mann.«
»Sie hören von mir«, sagte der andere kühl. »Schon bald.«
Grinsend legte der Killer auf. Er fühlte sich gut.
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