Das rothaarige Girl sah ihn erwartungsvoll an. »Gehen wir?«
»Sorry, mir ist etwas dazwischengekommen.«
Sie musterte ihn belämmert und enttäuscht. »Wie? Auf’m Klo?«
»Ich muss ganz dringend weg, Süße.«
Wendy zog eine Schnute. »Ooch...«
»Aber ich komme wieder.«
»Wann?«
»Kann ich nicht sagen.«
»Na, großartig. Und was mache ich so lange?«
»Mick bewirtet dich auf meine Kosten«, sagte Gandolfini. Er sah den Barbesitzer an. »Okay, Mick?«
»Aber immer doch«, gab Derek zurück. Er wandte sich an die Rothaarige. »Was darf’s denn sein, Lady?«
»Wie wär’s mit ’nem Kir Royal?«
»Ist schon in Arbeit«, verkündete Derek.
Während Wendy ihren Drink bekam, verließ Gore Gandolfini hastig Mick Dereks Bar.
Er wollte wissen, wer sein Auftraggeber war, wie er ohne Maske aussah, wo er wohnte, wie er hieß.
Auf dem »normalen« Weg konnte der Mann die Toilette nicht verlassen. Also würde er aus dem Fenster klettern und durch den Hinterhof abhauen.
Der Killer huschte in die Dunkelheit des Hofs. Er presste sich an eine Mauer, verschmolz mit der Schwärze der Nacht. Selbst das schärfste Auge hätte ihn nicht ausgemacht.
Schritte näherten sich. Das ist er, schoss es Gandolfini durch den Kopf. Er verhielt sich völlig still, atmete nicht einmal.
Der Mann ging ahnungslos an ihm vorbei. Gandolfini heftete sich an seine Fersen. Nicht mit mir, Freundchen, dachte er und grinste dabei. Nicht mit Gore Gandolfini.
Der Mann war nicht maskiert, als er auf die Straße trat. Gandolfini erkannte dennoch nicht genug von seinem Gesicht. Als der Fremde in einen Wagen stieg, stoppte der Killer ein Taxi.
»Wie im Film«, sagte er zum Fahrer. »Folgen Sie dem Wagen dort vom. Aber so, dass wir nicht bemerkt werden.«
»Ist er der Typ, hinter dem wir her sind, ein Guter oder ein Böser, Sir?«, wollte der Cabby grinsend wissen.
»Ein Böser«, sagte Gore Gandolfini, innerlich amüsiert.
Der Cab Driver fuhr los. »Das glaubt mir meine Alte nie.«
Eine halbe Stunde später wusste der Killer alles, was er wissen wollte: Wie sein Auftraggeber aussah, wie er hieß und wo er wohnte.
Er ließ sich zu Mick Dereks Bar zurückbringen. Sollte ich den Knaben noch mal Wiedersehen, werde ich ihm sagen, dass er sich die dämliche Maskerade sparen kann, dachte Gandolfini zufrieden.
Er ging in die Bar, holte eine halb blaue Wendy heraus und verbrachte eine stürmischwilde Nacht mit ihr...
29
In der Tennishalle lief ein heißes gemischtes Doppel. Dudley Holdens Ehrgeiz wollte eine Niederlage gegen Wayfie Pytka und Rachel Jedee nicht zulassen. Aber seine Freundin Zoe Manson war einfach ein zu schwerer Klotz an seinem Bein. Mit einer solchen Niete konnte er niemals gewinnen. Was immer er an Punkten rettete - sie machte es zumeist schon mit dem nächsten oder übernächsten Schlag zunichte.
Soeben verhaute sie wieder einen Ball, den Dudley mit verbundenen Augen getroffen hätte. Sie berechnete seine Flugbahn falsch und gab ihm zu viel »top spin«, wodurch er unweigerlich ins Netz ging.
Dudley Holden warf ihr einen wütenden Blick zu.
»Sieh mich nicht so an«, sagte die hübsche Schwarzhaarige. Ihr kurzes Tennisröckchen ließ viel von ihren makellosen langen Beinen sehen.
»Konzentrieren«, knurrte Dudley. »Du musst dich mehr konzentrieren, Mädchen.«
»Tu ich doch«, gab Zoe verstimmt zurück.
Eine Zornesfalte grub sich in Dudleys Stirn. »Wenn du dich mehr konzentriert hättest, wäre dir dieser Fehler nicht passiert.«
»Bist du etwa unfehlbar?«, meuterte Zoe. »Nein, bist du nicht. Auch du verhaust Bälle. Ich kann es halt nicht besser. Das weißt du. Wenn ich zu schlecht für dich bin, musst du dir eine andere Partnerin suchen.«
»Hey, es ist doch bloß ein Spiel!«, rief die blonde Rachel übers Netz.
»Das kann man leicht tönen, wenn man fünf zu null führt«, gab Dudley gereizt zurück.
»Sieh das Ganze doch nicht so tierisch emst, Mann«, empfahl ihm Wayne Pytka.
»Ich verliere nun mal nicht gern«, erklärte Dudley Holden verbissen.
Wayne verdrehte die Augen. »Was ist nun?«, seufzte er. »Spielen wir weiter, oder hören wir auf?«
Sie spielten weiter. Aber Zoe verkrampfte sich immer mehr und machte dadurch noch mehr Fehler. Und das wiederum hatte zur Folge, dass Dudley immer stinkiger wurde.
Gore Gandolfini saß in der Kantine und schaute den vieren durch eine breite Panoramascheibe zu. Er hatte ein Glas Bier vor sich stehen und trank ab und zu einen Schluck. Holdens schlanke Freundin gefiel ihm, und auch die Blonde hätte er mit Sicherheit nicht von der Bettkante gestoßen.
Als Zoe Manson den entscheidenden Fehler zum sechs zu null machte, sah Dudley Holden so aus, als hätte er ihr am liebsten den Hals umgedreht.
»Revanche?«, fragte Wayne Pytka.
Zoe schüttelte den Kopf. »Mir reicht es. Ich habe genug. Ich spiele nie wieder mit diesem Verrückten.« Sie zeigte mit dem Racket auf ihren Freund.
Wayne lachte. »Na, na, na, lasst Dampf ab, Herrschaften!« Er streckte die Hand übers Netz und meinte grinsend: »Es war uns ein Volksfest, euch zu schlagen.«
»Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen«, murrte Dudley Holden mit einem bösen Seitenblick auf Zoe.
Sie schüttelte verständnislos den Kopf. »Wie kann man nur so verbissen ehrgeizig sein?«
»Wer geht mit in die Sauna?«, fragte Wayne.
»Ich nicht«, sagte Rachel Jedee.
»Ich auch nicht«, sagte Zoe Manson.
»Dann treffen wir uns später in der Kantine«, bemerkte Wayne Pytka und feixte. »Die Verlierer dürfen die Sieger zu einem Drink einladen.«
Dudley Holden bleckte die Zähne. »Junge, du spielst mit deinem Leben.« Er meinte es nicht so, wie er es sagte. Sein Zorn begann langsam zu verrauchen.
Sie verließen den Platz. Im Umkleideraum für Männer sagte Wayne Pytka dann: »Warum bist du immer so streng mit Zoe?«
Dudley zog sich aus. »Sie bringt mich regelmäßig auf die Palme. Vor fünf Jahren hat sie angeblich mit dem Tennis angefangen - und sie spielt noch immer wie eine Anfängerin. Sie nimmt die Sache nicht ernst genug. Ihre Gleichgültigkeit bringt mich zur-Weißglut.«
»Hör auf, sie ändern zu wollen«, riet Wayne