Das Girl gab sein Bestes, und es reichte auch vollkommen. Anschließend sagte Verbinski: »Jetzt hole ich eine Flasche Schampus, und anschließend ziehst du das gesamte Programm noch mal voll durch, okay?«
»Okay, Bob«, flötete die Kleine.
Er sprang aus dem Bett. Jetzt fiel ihm Mick Derek ein. Er hatte den Kerl gelinkt, und Mick hatte gedroht, ihm einen Killer auf den Hals zu hetzen. Verbinski hatte die Drohung zunächst nicht ernst genommen, doch nun begann er die Sache ein bisschen anders zu sehen, und er beschloss, Mick Derek noch heute sicherheitshalber mit ein paar größeren Lappen zu versöhnen und wieder friedlich zu stimmen.
Er brauchte einen freien Rücken, wollte sich nicht fortwährend umdrehen und nachschauen müssen, ob sich nicht irgendein Kaltmacher mit einem Messer oder einer Kanone an ihn heranpirschte, um ihn in Mick Dereks Auftrag über den Jordan zu schicken. Mick war zwar ein Idiot, mit dem man vieles anstellen konnte, aber er hasste es, wenn sich jemand nicht an die Spielregeln hielt, und die hatte Bob Verbinski gröblichst verletzt.
Die Sache würde sich einrenken lassen, davon war Verbinski überzeugt. Deshalb machte er sich auch keine großen Sorgen um seine Zukunft.
Nackt verließ er das Schlafzimmer. Nackt lief er durchs Haus. Er holte den Champagner aus dem Kühlschrank, und als er zu Whoopy zurückkehren wollte, fiel ihm auf, dass mitten im Livingroom ein Mann saß.
Groß gewachsen, schlank, mit hellen, wachen Augen. Der Mann war Verbinski bestens bekannt. Das war Gore Gandolfini. Ein Berufs-Killer.
Gandolfini trug Handschuhe aus schwarzem Nappaleder. Vor ihm lag eine Pistole mit Schalldämpfer. Kalt und gefühllos musterte er den nackten Mann, den er töten sollte.
Dann richtete er den Blick zur Decke. »Wer ist da oben?« ;
»Whoopy...«, sagte Verbinski spontan. Dann korrigierte er sich: »Sie heißt Nina. Nina Charles. Ich nenne sie Whoppy. Ich nenne alle schwarzen Weiber Whoopy, weil ich ein Fan von Whoopy Goldberg bin.«
Gore Gandolfini nickte. »Ich weiß.«
»Nina ist ’ne Nutte. Sie schafft für Louis Durante an.«
»Auch das ist mir bekannt.«
»Und mir ist bekannt, weshalb du hier bist«, sagte Verbinski.
Gandolfini lächelte. »Das ist ja wohl nicht allzu schwer zu erraten. Jemand, den wir beide kennen, ist verdammt sauer auf dich.«
»Ich hab Mick Derek reingelegt.«
»Das war ein Fehler«, stellte Gandolfini fest.
»Okay, das war ein Fehler«, gab Verbinski zu. »Ich hab’s inzwischen eingesehen und beschlossen, es wieder gut zu machen.«
Gandolfini hob die schwarzen Augenbrauen. »Dein Entschluss kommt zu spät, mein Freund.«
Ein kalter Schauer überlief Verbinskis nackten Körper. »Wie viel kriegst du für den Hit?«
»Genug.«
»Egal, wie hoch der Betrag ist - ich verdopple ihn«, sagte Verbinski.
Doch Gandolfini schüttelte desinteressiert den Kopf. »So läuft das bei mir nicht, Verbinski. Ich werde von jemandem angeheuert, und wenn das vereinbarte Honorar meinen Vorstellungen entspricht, kann mein Auftraggeber sich darauf verlassen, dass ich die Angelegenheit in seinem Sinn unbeirrbar durchziehe.«
Bob Verbinski begann zu schwitzen...
11
Oben, im Schlafzimmer, wartete »Whoopy« auf Bob Verbinskis Rückkehr. Sie lag auf dem Bett und begann sich zu langweilen. Ihr schwarzer Körper glich einer wunderschönen Landschaft mit sanften Hügeln und schattigen Tälern. Samtweich war ihre Haut.
Sie hatte schon sehr früh angefangen, sich zu verkaufen, weil es das Einzige war, das ihr Spaß machte und das sie perfekt beherrschte.
Moralische Bedenken hatte sie deswegen nicht.
Nina hob den Kopf. Wo blieb Bob denn so lange? Holte er den Champagner aus Frankreich? Sie lauschte und vernahm Stimmen. Was gesprochen wurde, konnte sie nicht verstehen.
Wer ist gekommen?, fragte sich Nina. Wer hält Bob auf?
Steh auf und sieh nach!, meldete sich eine Stimme in ihr. Doch sie tat es nicht. Bob würde bestimmt zusehen, den Besucher so rasch wie möglich loszuwerden, damit er zu ihr zurückkehren konnte und sie ihm noch einmal den Himmel auf die Erde holte.
Sie begann neugierig in den Laden des Nachttisches zu stöbern, Potenzpillen. Kondome. Ein bisschen Koks. Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, zog sich eine Prise rein. Bob würde den Schnee nicht vermissen. Er hatte genug davon. Schließlich betrieb er damit einen schwunghaften Handel.
Vielleicht verhandelt er dort unten mit einem Kunden, ging es dem farbigen Mädchen durch den Sinn.
Der Stoff begann zu wirken. Sie fühlte sich großartig...
12
Im Livingroom griff Gore Gandolfini nach seiner Pistole. Bob Verbinski schüttelte den Kopf. »Warte!«, stieß er heiser hervor. »Ich - ich kann das Problem aus der Welt schaffen!«
»Jetzt nicht mehr!« Gandolfini stand langsam auf.
»Doch!«, krächzte Verbinski. »Lass mich nur kurz mit Mick telefonieren! Ich regle die Geschichte. Er wird seinen Auftrag zurückziehen - und du darfst dein Geld behalten, brauchst nichts dafür zu tun.«
Gore Gandolfini schüttelte unbarmherzig den Kopf. »Du kannst Mick nicht umstimmen. Er mag dich nicht. Er konnte dich noch nie leiden. Was du diesmal getan hast, hat das Fass zum Überlaufen gebracht - und somit...«
Verbinski sah nur noch eine Chance: Angriff!
Er wuchtete sich dem Profi-Killer mit hochgeschwungener Champagnerflasche entgegen!
Doch Gandolfini war kein Anfänger. Und er war kein einfältiger Stümper, den man so leicht überrumpeln konnte.
Er drückte ab!
Seine Waffe ploppte - und seine Kugel stoppte Verbinski auf halbem Weg!
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