Als ich ein drittes dankend ablehnte, war er so enttäuscht, dass ich es trotzdem noch aß.
»Warum bist du eigentlich mitgekommen, Romy?«, fragte er.
Ich hatte den Eindruck, dass die Erregung seinen schottischen Akzent verstärkte.
»Du hast mich neugierig gemacht«, sagte ich. »Ich will wissen, was ein Körper wie meiner hat, das ein dünner nicht hat.«
Er erhob sich, nahm meine Hand und führte sie an den Mund. Kühle Lippen berührten meinen Handrücken. »Darf ich es dir jetzt zeigen?«
Mein schlechtes Bauchgefühl von vorhin kam mir dumm vor. Ich spürte, wie die Erregung in mein Becken floss und sich Feuchtigkeit zwischen meinen Schenkeln ausbreitete.
»Entschuldigst du mich kurz?«, fragte ich.
»Lass mich nur nicht zu lange warten.«
Ich trollte mich ins Bad, das genauso bieder und langweilig wie der Rest der Wohnung war. Wegen der seltsamen englischen Armaturen wusch ich meine Hände abwechselnd mit eiskaltem und brühheißem Wasser, zupfte dann meine Haare zurecht und zog mein Top etwas nach unten. Dann stutzte ich. Im Spiegel sah ich hinter mir mehrere große Trichter auf dem Badezimmerschrank. An den Spitzen von zweien waren lange Schläuche befestigt, die aufgerollt auf dem Schrank lagen. Was machte Jeffrey damit? Hatte der arme Kerl ein Verdauungsproblem, oder waren die Utensilien für dunklere Rituale gedacht? Sollte ich mich nicht doch rasch verabschieden und ins Hotel zurückfahren? Nein, dachte ich. Die Erfahrung mit Jeffrey ist Teil deiner Quest, Romy. Zieh das jetzt durch.
Jeffrey empfing mich in einem schwarzen Satinmorgenmantel, der ihm bis zur Mitte der rötlich behaarten Waden reichte und der inmitten der unauffälligen modernen Möbel viel zu pompös aussah. »Komm mit, damit ich dich anbeten kann«, sagte er.
Ich folgte ihm ins Schlafzimmer. Mein Blick fiel auf die Kunstdrucke über seinem Futonbett, nackte Venusfiguren von Botero, Gauguin und Kustodijew, dazwischen Postkarten von fetten Frauen in Pinup-Posen und Schwarz-Weiß-Bilder von Wagnersängerinnen vergangener Epochen. In einer Ecke stand noch so ein Barhocker mit abgesägten Beinen. Ich hatte Lust, Olga anzurufen und um Rat zu fragen, aber das ging jetzt nicht mehr.
Jeffrey setzte sich auf die Bettkante. Ich beugte mich zu ihm und wollte ihn sanft auf die Lippen küssen, doch er wich zurück. »Ich würde gerne zusehen, wie du dich ausziehst«, sagte er.
Na gut, dann eben gleich zur Sache, dachte ich. Für einen Moment war ich versucht, Dirty Martinis Burlesque-Performance zu imitieren, ließ es aber bleiben. Ich würde mich vermutlich hoffnungslos in meinen Kleidern verheddern. Also zog ich mich so elegant ich konnte aus, neugierig auf seine Reaktion.
Jeffrey starrte mich an, ohne auch nur ein einziges Mal zu blinzeln. Meine leichte Anspannung schien er nicht zu bemerken, er schaute nur auf meinen Bauch, meine Hüften und meine Schenkel. Sein Blick schien jede Wölbung und Erhebung genau zu kartografieren.
»Darf ich dich noch genauer ansehen?«, fragte er.
Ich nickte verhalten.
Jeffrey ging langsam um mich herum und sank hinter mir auf die Knie. Er fasste mich nicht an, sondern schien einfach nur meinen breiten Hintern und meine dicken Oberschenkel zu betrachten. Ich drehte meinen Kopf und sah ihn hinter mir knien, ganz in sich versunken, fast wie in einer Meditation. Eine Stimme tauchte in meinem Kopf auf. Sie fragte, was ich da eigentlich machte. Eine andere mischte sich ein und befahl mir, stillzuhalten. Nur nicht zu grübeln beginnen, Romy. Es geht nur um XP, also kannst du nur gewinnen.
Jeffrey stand auf und legte sich auf die Matratze. »Setz dich auf mich«, sagte er.
Ich versuchte, aus seinem Wunsch schlau zu werden. Um mich auf seinen Schoß zu setzen und ihn in mich eindringen zu lassen, war es noch zu früh. Was hat er vor, fragte ich mich, während ich auf das Bett kletterte und spürte, wie die dicke Matratze unter meinem Gewicht einsank. Vorsichtig kniete ich mich über seine Schultern, sodass meine Pussy über seinem Gesicht war.
Jeffreys Hand grub sich in meinen Schenkel. »Nicht so«, sagte er. »Setz dich auf meinen Oberkörper. So richtig, mit dem ganzen Hintern«.
Ich fragte mich, ob ich nicht zu schwer war für diesen schmächtigen schottischen Kerl. Vorsichtig setze ich mich auf seine Brust und spürte seine wenigen Härchen an meinem Hintern und an meinen Oberschenkeln. Sein Stöhnen war ein unerwartet tiefer Laut, als würde gerade alle Luft aus seinem Körper entweichen. Ich hoffte, dass mein warmer Körper die Kälte seines Körpers vertreiben würde. Mein Hintern bedeckte den Großteil seines Torsos. Das konnte auf Dauer nicht gutgehen, dachte ich, und griff hinter mich, um mich abzustützen und ihn zu entlasten.
Er stieß meine Hand zur Seite. »Nicht«, keuchte er.
Anscheinend wollte er wirklich mein ganzes Gewicht auf sich spüren.
»Du machst das genau richtig«, brachte er hervor.
Ich legte meine Hände in den Schoß und wartete. Mein Blick glitt über die runden Frauen auf den Postern und ich fragte mich, wie oft sie wohl schon Zeuginnen von Jeffreys kleinen Ritualen geworden waren. Schade, dachte ich, dass sie nicht reden können.
Ich wartete weiter. Mehrere Minuten vergingen. Nichts geschah. Nur ab und zu drang ein Stöhnen aus Jeffreys Mund. Er hatte die Augen geschlossen und sah aus wie in Trance. Sein Schwanz war nur halb steif und wippte bei jedem Stöhnen über den rötlichen Locken, aus denen er herauswuchs. Als ich ihn anfassen wollte, schob Jeffrey meine Hand weg. Allmählich langweilte ich mich. Ich war mir nicht sicher, was genau ich mir vorgestellt hatte, das war es jedenfalls nicht.
Jeffrey kniff den Mund zusammen. »So richtig dick bist du eigentlich nicht.«
»Wie würdest du rund hundert Kilo denn sonst bezeichnen?«
»Als mittelprächtig. Ich war mal mit einer 240-Kilo-Frau zusammen«, keuchte Jeffrey. »Oh, Himmel, unter der bin ich verschwunden.«
Das konnte ich mir gut vorstellen. Schon ich fühlte mich auf Jeffrey wie eine Fruchtbarkeitsgöttin, die sich irrtümlich auf einen Volksschüler gesetzt hatte. Seine Hüftknochen drückten sich unangenehm in das Fleisch meines Hinterns, und ich rutschte auf seinem Torso herum, um bequemer zu sitzen.
Jeffrey hatte die Augen noch immer geschlossen, als würde er sich auf seine wachsende Erregung konzentrieren. Während mir zusehends kalt wurde, richtete sich zumindest sein Schwanz auf, ein langsamer Lindwurm, der aus einem tiefen Traum erwachte. Langsam kam mir die Situation etwas absurd vor. Ich saß nackt auf einem fremden Mann, der mich kaum wahrzunehmen schien und spürte eine Gänsehaut auf Rücken und Waden, die definitiv nicht von meiner Erregung kam. Schließlich hatte ich genug. Ich erhob mich und verschränkte die Arme vor den Brüsten.
Jeffrey schien enttäuscht, sagte aber nichts. Stattdessen nahm er mich an der Hand und führte mich zu dem Barhocker in der Ecke des Raums. Ich sah mich nach meinen Kleidern um und war jetzt richtig froh darüber, dass Olga Bescheid wusste, wo ich war. »Was ist das für ein Ding?«, fragte ich und deutete auf den Hocker.
»Du wolltest doch wissen, welche Freuden ein dicker Körper einem Mann schenken kann«, sagte er.
Wollte ich das? Inzwischen war ich mir da nicht mehr so sicher.
Jeffrey lächelte. »Nimm bitte Platz. Ich bin sicher, dass du so etwas noch nie gemacht hast.«
Einfach gehen oder noch ein bisschen mitspielen? Ich überlegte. Jeffrey war vielleicht ein bisschen irre, aber er kam mir nicht gefährlich vor. Außerdem hatte ich die Situation im Griff, ein so schmächtiges Männchen, wie er es war, konnte ich notfalls einfach am Genick packen und schütteln. Also würde ich auch das nächste Level mitspielen und sehen, was passierte. Ich erwartete mir nichts mehr, frustrierender als bisher konnte es nicht werden. Zumindest würde ich am Ende alles über Typen wie ihn wissen.
Ich folgte seinem Wunsch und nahm auf dem Hocker Platz. Jeffrey griff nach einer Tube Gleitgel, die am Fensterbrett lag und die ich bisher übersehen hatte.
»Wenn du dir ein