Wer bin ich?. Keith Hamaimbo. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Keith Hamaimbo
Издательство: Bookwire
Серия: Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783429062040
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Geiz/Habsucht

      Riso/Hudson: „FÜNFEN glauben, dass sie über knappe innere Rücklagen verfügen und eine zu intensive Auseinandersetzung mit anderen sie ihres letzten Halts beraubt. Diese Leidenschaft bringt FÜNFEN dazu, sich vor der Welt zurückzuziehen. Sie schrauben ihre Bedürfnisse zurück und klammern sich an Altbewährtes.“195

      Evagrios: Auch beim Laster des Geizes geht es darum, dass der Dämon Gründe (Kopfzentrum) vorbringt, die zeigen, wie übel es sein könnte, wenn die Person arm wäre. Diese Angst vor Verarmung führt dazu, dass die Person weniger bereit ist, etwas abzugeben – sei es Materielles, sei es Geistiges. Am besten soll alles behalten werden, denn das, was man schon hat, kann mit einer gewissen Sicherheit für eine längere Zeit erhalten bleiben. Auf der anderen Seite ist es für die habgierige Person sicherer, wenn sie mehr bekäme.196 So kommt es dazu, dass der Dämon der Habgier zu einem ‚Sammler und Bewahrer’ wird.

      In De vitiis quae opposita sunt virtutibus steht Folgendes über die Habsucht:

      “Avarice is the parsimony of idols, the prophecy of the crowd, a vote for stinginess, a hoarding mentality, a wealth of captivity, a race of injustice, an abundance of illnesses, a diviner of many years, an enchanter of industriousness, a counsellor of sleeplessness, poverty of the belly, meagreness of foods, insatiable madness, a wickedness of many cares.”197

      Im obigen Zitat wird deutlich, dass sich die Habsucht dafür interessiert, dass es dem Menschen um jeden Preis gut geht. Sorge um Gesundheit, Reichtum, Sicherheit usw. wird zum Beweggrund jedes Unternehmens. Evagrios warnt vor dem Dämon der Habgier besonders bei älteren Mönchen, die von der Sorge besessen sind, für sich selbst nicht sorgen zu können, wenn sie physisch und psychisch nicht mehr dazu imstande sind. Solche Menschen schämen sich hinsichtlich der Vorstellung, von anderen versorgt werden zu müssen.198

      So zeigt sich der Dämon der Habsucht dadurch, dass jeder möglichst viel für sich ansammeln will (Materialismus), aber nichts mit dem anderen zu tun haben möchte (Egoismus).

       1.4.5.6. Neid/Traurigkeit

      Riso/Hudson: „Neid beruht auf dem Gefühl, dass einem etwas Grundlegendes fehlt. Sie bringt VIEREN dazu zu glauben, andere hätten Vorzüge, die ihnen selbst abhanden gekommen sind. VIEREN befürchten, etwas zu verpassen, und merken dabei nicht, wie viele Segnungen ihnen schon zuteil wurden.“199

      Evagrios: “Sadness is one who dwells over loss, who is familiar with frustrated acquisition, […] remembrance of family, a deputy of want, a kinsman of acedia, a complaint of exasperation, a reminder of insult, and darkening of the soul, […] a cloud of form, a worm in the flesh, sadness of thoughts, a people in captivity.”200 So beschreibt Evagrios die Traurigkeit. Es heißt mit anderen Worten, dass jemand etwas will, was gerade nicht erfüllt werden kann. Das Gefühl, dass etwas nicht stimmt oder Unerlässliches fehlt, führt zur Annahme, dass es Anderen wesentlich besser geht als einem selbst. Zwangsläufig führt dieses Gefühl zu Neid – Neid, dass andere vollkommener und glücklicher, freier und spontaner sind als man selber und alles Erstrebenswerte besitzen. Daher die Ähnlichkeit der Traurigkeit und des Neids.

      Nach Evagrios sind die Gedanken, die mit dem Gefühl der Traurigkeit gekennzeichnet sind, die schlimmsten. Sie können den Menschen geradezu vernichten, sodass der einzige Fluchtweg die Extirpation aller anderen Gedanken ist. Denn die Traurigkeit wird durch andere Gedanken genährt.201

      Evagrios unterteilt die Dämonen der Traurigkeit in zwei Kategorien. Das bedeutet, dass man erkennen soll, warum das Gefühl der Traurigkeit gerade vorhanden ist. Macht die Traurigkeit den Menschen unglücklich, wenn es keinen Grund für Traurigkeit gibt, dann ist das ein Werk von Dämonen der Traurigkeit. Hingegen ist Traurigkeit aus Reue kein Laster. Es ist ein Ausdruck der Erkenntnis der Sündhaftigkeit des Menschen und Bereitschaft zu einem neuen Anfang.202

      Neid ist das Laster, das Evagrios zum neun-zähligen Katalog der Leidenschaften in seinem Werk De vitiis quae opposita sunt virtutibus hinzugefügt hat. In Evagrios’ Beschreibung des Lasters des Neids ist deutlich zu erkennen, dass die Beschreibung der Eigenschaften des Neids mehr oder weniger die der Traurigkeit und Ruhmsucht ergänzen. Zum Beispiel schreibt Evagrios über den Neid: “Jealousy is the garment of pride, the disrobing of humility, the root of slander, the coveting of cheerfulness, the feigning of friendship, treachery in confidence, hatred of love, envy of people highly esteemed, tumult of the steadfast, disparagement of the famous, alteration of the eyes, friend of curiosity.”203

       1.4.5.7. Zorn/Groll

      Riso/Hudson: „Auf diese Leidenschaft träfe besser die Bezeichnung Groll zu, da Zorn eigentlich kein Problem darstellt. EINSEN unterdrücken ihren Zorn, was dazu führt, dass sie mit sich selbst und der Welt dauernd unzufrieden sind.“204

      Evagrios: Der Groll ist ein insoweit gefährliches Laster, weil er mit Beziehungen zu tun hat. Der Groll zerstört nicht nur die Beziehung zum Nächsten, sondern auch zu Gott. Denn nach Evagrios können sich Gedanken des Grolls selten an Gott richten. Durch den Groll kann der Mensch keine innere Stille (hesychia) erlangen; Begegnungen mit anderen Menschen können Nährboden für Jähzorn sein. Bei Evagrios wird dem Problem des Zorns wegen seines potentiellen zerstörerischen Ausmaßes in Gemeinschaften eine größere Aufmerksamkeit gewidmet.205 Bunge kommentiert Evagrios’ Lehre über den Zorn folgendermaßen: „Der Zorn blendet, weil er seinem Wesen nach individuelle Zertrennung, Vereinzelung und Bruch jener Gemeinschaft zwischen Ich und Du ist, die die Liebe herstellt.“206 Für die Person unter der Kontrolle des Zorns ist es nicht möglich, sich verloren/unterlegen zu geben. Manchmal ist die einzige Alternative die Rache, sei es ausdrücklich oder verborgen. Wenn dies nicht möglich ist, dann entsteht Groll, der von einer unerklärlichen, mürrischen betrübten Aura bestimmt wird. Bei solchen Gedanken gibt es keinen Raum für Humor.207

      In De vitiis quae opposita sunt virtutibus beschreibt Evagrios den Groll folgendermaßen: “Anger is a plundering of prudence, a destruction of one’s state, a confusion of nature, form turned savage, a furnace for the heart, an eruption of flames, a law of irascibility, a wrath of insults, a mother of wild beasts, a silent battle, an impediment to prayer.”208

       1.4.5.8. Trägheit

      Riso/Hudson: „Trägheit darf nicht mit Faulheit verwechselt werden, da NEUNEN ziemlich aktiv und erfolgreich sein können. Im Grunde geht es bei der Trägheit um den Wunsch, in Ruhe gelassen zu werden. Das ist der Unwille, aus sich herauszugehen und sich dem Leben voll und ganz zu stellen.“209

      Evagrios: „Der Dämon der Acedia [Trägheit] ist für die alten Mönche der gefährlichste. Er enthält in sich fast alle Anfechtungen und Gedanken. Während die anderen Dämonen nur einen Teil der Seele berühren, besetzt der Mittagsdämon die ganze Seele.“210 An der gleichen Stelle beschreibt Grün wie der Dämon der Trägheit den Verstand erstickt, wie er die Seele in einen Zustand der Machtlosigkeit versetzt worauf diese jeder Aktivität mit einer ausgesprochenen Lustlosigkeit begegnet.211 Im übertragenen Sinne heißt es nun, dass der Dämon der Trägheit ein ‚Feind’ des Lebens ist. Denn Leben ist Bewegung, sei es geistig oder motorisch. Ohne Bewegung lebt nichts und entsteht nichts. Für den Mönch heißt dies, dass er das monastische Leben zu anstrengend findet und es schließlich aufgibt. Seine Aufgaben erscheinen ihm banal. Er ist unzufrieden in seiner Zelle oder bei spirituellen Übungen. Er kann sich weder bei der Arbeit noch beim Beten konzentrieren. Im gegenwärtigen Augenblick kann er nicht verweilen; d.h., er ist in sich zerrissen.212 Die amerikanische Professorin für Moraltheologie und Kirchengeschichte Jeri Holladay begann eine ihrer Fastenzeitansprache mit einem Zitat der englischen Schriftstellerin Dorothy Leigh