Wer bin ich?. Keith Hamaimbo. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Keith Hamaimbo
Издательство: Bookwire
Серия: Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783429062040
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finds purpose in nothing, lives for nothing, and remains alive because there is nothing for which it will die.”213 Und in einer Reihe von Attributen beschreibt Evagrios das Laster der Trägheit folgendermaßen:

      Acedia is an ethereal friendship, one who leads our steps astray, hatred of industriousness, a battle against stillness, stormy weather for psalmody, laziness in prayer, a slackening of ascesis, untimely drowsiness, revolving sleep, the oppressiveness of solitude, […] hatred of one´s cell, an adversary of ascetic works, an opponent of perserverance, a muzzling of meditation, ignorance of scriptures, a partaker in sorrow, a clock for hunger.214

       1.4.5.9. Täuschung/Ruhmsucht

      Riso/Hudson. „Mit Täuschung ist gemeint, dass wir uns einreden, unser kleines Ego wäre das Wichtigste. Wenn wir das glauben, richten wir unsere Bemühungen nicht auf die Entfaltung unserer wahren Natur. Wir könnten diese Leidenschaft auch Eitelkeit nennen, den Versuch, das Ego aufzuwerten, ohne uns unseren spirituellen Wurzeln zuzuwenden.“215

      Auf der Liste der sieben Todsünden in der herkömmlichen Lehre der Kirche gibt es das Laster der Täuschung nicht. Typ DREI des Enneagramms wird mit dem Laster der Täuschung, Lüge oder Ruhmsucht bezeichnet. So wie die Täuschung wurde auch das Laster der Angst im Enneagramm durch Oscar Ichazo ergänzt.216 Rohr/Ebert äußern die Vermutung, dass die Klassifizierung des Lasters der Täuschung aus der Tradition der Sufis komme, weil im Westen die Täuschung nie als Sünde gesehen worden sei. Das ist umso überraschender, so Rohr/Ebert, weil gerade dieses Laster eines der Hauptlaster unserer Gesellschaft sei. Nach den Sufis sei die Täuschung gefährlicher, weil sie von uns nicht unbedingt gesehen werde. Das geschieht, weil man die eigene Sünde nur schwer wahrnehmen könne.217

      Evagrios: Außer seiner Beschreibung der Eigenschaften der Ruhmsucht zeigt Evagrios, wie nahe der Stolz, der Neid und die Ruhmsucht beieinander liegen. Interessanterweise liegen die drei Laster im Enneagramm ebenfalls beieinander und sind die Herzenstypen des Enneagramms. So beschreibt Evagrios in De vitiis quae opposita sunt virtutibus:

      Vainglory involves fantasizing about social encounters, a pretence of industriousness, the contrary of the truth, author of heresies, desire for privilege, the ultimate title, slavery to praises, a spirit of many forms, a beast with many teeth; the mean of vainglory is entwined with pride and jealousy which are found within one another218.

      Der Dämon der Ruhmsucht will sich als etwas Besonderes präsentieren. Die Ruhmsucht will sich erfolgreich sehen und versucht, dieses Image beizubehalten. Um das zu erreichen, greift sie zu verschiedenen Tricks, die ihre Ziele begünstigen. Hier schleichen sich die Lüge und die Täuschung ein, so wie der Typ DREI im Enneagramm. Das größte Problem der Ruhmsucht besteht darin, dass das eigene Ich in den Vordergrund gestellt wird. Alles passiert im Dienst des Ichs. Und Grün weiter: „Es geht um eine Verherrlichung des Ich, nicht um Auslieferung an Gott.“219

       1.4.5.10. Stolz/Hochmut

      Riso/Hudson: „Mit Stolz ist die Unfähigkeit oder der Unwille zur Anerkennung des eigenen Leids gemeint. [ZWEIEN]220 wollen anderen ‚helfen’ und gestehen sich dabei nicht ihre eigenen Bedürfnisse ein. Diese Leidenschaft könnte man auch als Hochmut, Stolz auf die eigene Tugend, bezeichnen.“221

      Evagrios: Nach Evagrios entsteht der Stolz, wenn das Laster der Ruhmsucht die Oberhand über die Person gewonnen hat. Man erreicht alles, hat alles, kann alles. Andere haben nichts mehr zu sagen, ja, alles habe ich mit meinem eigenen Können erreicht. Ich brauche keine Hilfe von niemandem, nicht einmal von Gott. Niemand kann mir etwas sagen. Nur ich habe das Sagen. ´Nur ich weiß besser, kann besser beraten, kann besser helfen. Die anderen werden benutzt zum eigenen Vorteil. Es ist eine heimliche Selbstliebe. Leider sperrt diese Selbstliebe die Liebe Gottes aus.222 Im gleichen Sinne beschreibt Evagrios in seinem Schreiben an Eulogios (De vitiis quae opposita sunt virtutibus): “Pride is opposition to God […] wicked jealousy, […] insolence in one’s attitude, conceit of the flesh, false love of esteem, […]. Humility is a thankful acknowledgement of God, a true recognition of one’s nature”223. Der Stolze verneint sein Menschsein.

      Weiter schreibt Evagrios über die Hilfe/Freundschaft des Stolzen: Wenn solche Leute Andere bei sich empfangen, wollen sie, dass jeder sieht, dass sie die Gastgeber sind.224 Der Stolze hält sich nicht zurück, wenn er die Gelegenheit hat, sich zu präsentieren. Rohr/Ebert bezeichnen den Stolz als „Ausdruck eines ‚aufgeblasenen Selbst’, eines ‚inflationären Egos’.“225 Das wahre Selbst wird in einer Scheinwelt gefangen gehalten. Der einzige Weg, sich aus dieser Gefangenschaft zu befreien, sei „die Ehrlichkeit sich selbst [und Gott] gegenüber“226, so Grün.

       1.4.5.11. Angst/Furcht

      Riso/Hudson: „Auf diese Leidenschaft träfe besser die Bezeichnung Ängstlichkeit zu, da es eigentlich darum geht, dass man sich fürchtet, ohne dazu einen konkreten Anlass zu haben. SECHSEN machen sich um zukünftige Ereignisse Sorgen und trauen nichts und niemandem so schnell über den Weg.“227

      Furcht bei Evagrios: Treffend für die Bezeichnung der Furcht als eines der Laster bei Evagrios ist der Kommentar in Sinkewicz’ Übersetzung von Evagrios’ Schrift „Über die Acht Gedanken“: Hier nimmt er Evagrios’ Beschreibung des Verhaltens der Dämonen auf, wenn sie einen Mönch nicht dazu bringen kann, sich unter die Macht der Gedanken zu begeben. Der Mönch wird von den Dämonen heimgesucht, und zwar in einer ungenierten, aggressiven Weise. “When the demons cannot turn the monk’s thoughts to wickedness, they will seek to instil terror and panic through horrible nightmares or daytime hallucinations, all with the purpose of moving the solitary to abandon his monastic commitment.”228 Ferner bedeutet bei Evagrios die Furcht, dass die Person keine Hoffnung mehr im Kampf gegen die Laster hat. Man gibt auf.229 Die Beschreibung der Furcht bei Evagrios bedeutet genau das, wozu die Dämonen den Menschen versuchen zu bringen, nur auf sich zu schauen und Gottes Führung nicht zu beachten. Genau hierin besteht der Unterschied zwischen einer gottbedingten und Dämon-bedingten Furcht. Jemand der die Gottesfurcht hat, „meidet Gott nicht, sondern sucht gerade bei Gott Rettung. Die Furcht Gottes hat dann einen ausdrücklich erlösenden Charakter. Sie verwandelt sich in Glauben, Vertrauen und Liebe“230, so Kasimir Romaniuk.

       1.4.6. Symbole und Zahlen bei Evagrios

      Ein anderes Element, das sich bei Evagrios mit dem Enneagramm in Verbindung bringen lässt, ist die Nutzung von Symbolen und Zahlen. Rohr/Ebert weisen zwar auf die Nähe des ‚heutigen’ Enneagramms mit den Eigenschaften von Evagrios’ Lehre hin, machen aber deutlich, dass es wesentliche Unterschiede gebe231

      Zahlen spielen bei vielen Völkern und in allen Zeiten eine wichtige Rolle. Zum Teil haben die Zahlen und Symbole nicht nur einen kulturellen, sondern tief religiösen Sinn.232 In seiner Verteidigung gegen die Vorwürfe eines Tritheismus geht Evagrios von der Bedeutung der Zahl aus zur wahren Natur der Zahl und was sie für eine tiefere Gotteserkenntnis bedeuten kann.233 Daher „waren […] Zahlen für Evagrius alles andere als zufällig, vielmehr verbarg er darin symbolische Hinweise, die wir heute nicht mehr alle zu entschlüsseln vermögen.“234

      Die Zahl ist nicht das Sein, aber sie veranschaulicht es. Die Zahl kann nie dem Sein gleich, aber Mittel zum Seins-Verständnis und zum Umgang damit sein. In diesem Zusammenhang finden wir Zahlen, denen eine tiefgehende Bedeutung zuerkannt wird. So ist auch die Heilige Schrift voll von Zahlensymbolik, die nicht ohne die Kulturtraditionen der nahe liegenden Völker zu denken ist. So war zum Beispiel in Babylonien „Vierzig“ eine schicksalshafte Zeit, eine Zeit der Erwartung