72 Ebd. 329.
73 W. Halder, Vereine, 325.
74 Relatio 1913, 32; ASV, Congr. Concist. Relat. Dioec. 695: In id praesertim omnibus viribus enisi sumus, ut operarios nostros in societates catholicae colligeremus, quae a sacerdotibus a nobis deputatis diriguntur et in vita privata et publica necnon in quaestionibus socialibus regulas a Sancta Sede et episcopis statutas sequuntur.
75 So O. Blaschke, Katholizismus und Antisemitismus im Deutschen Kaiserreich (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 122), Göttingen 1997, 135.
76 Relatio 1913, 34; ASV, Congr. Concist. Relat. Dioec. 695.
77 A. Hagen, Geschichte II, 130.
78 H. Wolf, Korrespondenz, 203-206.
79 Über ihn A. Hagen, Gestalten II, 412-472. Danach auch im Folgenden, wenn nicht anders vermerkt, die Mitteilungen zu Kümmel. Zu Kümmels besonderer Rolle für den Aufbau der Diaspora-Pfarrei Böblingen siehe E. Kläger, 100 Jahre St. Bonifatius-Kirche in Böblingen 1900 – 2000, Böblingen 2000.
80 Dazu umfassend H. Wolf / J. Seiler (Hg.), Das Katholische Sonntagsblatt (1850-2000). Württembergischer Katholizismus im Spiegel der Bistumspresse, Ostfildern 2001.
81 Dazu u.a. A. Holzem, Das katholische Milieu und das Problem der Integration: Kaiserreich, Kultur und Konfession um 1900, in: RJKG 21 (2002) 13-39.
82 Vgl. C. Arnold, „Sie vergehen und Du bleibst ...“ Das Katholische Sonntagsblatt und der württembergische Katholizismus an der Jahrhundertwende 1900, in: Wolf, H. / Seiler, J. (Hg.), Sonntagsblatt, 266-273.
83 Über ihn zusammenfassend R. Aubert, in: LThK 8, Freiburg 31999, 333-335.
Antonius von Steichele, Erzbischof von München und Freising (1878-1889), im Erleben seines Sekretärs Johann Baptist Huber
Anton Landersdorfer
Als Antonius von Steichele1 1878 sein Amt als neuer Erzbischof von München und Freising antrat, übernahm er von seinem Vorgänger Gregor von Scherr2 nicht zuletzt dessen Sekretär Johann Baptist Huber (1842-1886)3. Dieser, ein gebürtiger Massinger aus der Pfarrei Baumburg (Erzbistum München und Freising), hatte nach dem Abitur in der Studienanstalt der Benediktinerabtei Metten zunächst als Alumne des Germanikums4 am Collegium Romanum5 Philosophie und Theologie studiert und dann als Stenograph beim I. Vatikanischen Konzil6 gewirkt, ehe er 1872, nach vorübergehendem Einsatz als Kaplan im Institut der Englischen Fräulein in Nymphenburg, von Scherr zu seinem engsten Mitarbeiter berufen wurde.
Da Huber als „Doctor Romanus“ keinen leichten Stand in seiner bayerischen Heimat hatte – im Zuge des Kulturkampfes verbot die Regierung hierzulande sogar den Besuch des Germanikums, solange dieses unter jesuitischer Leitung stehe7 –, blieb er seit seiner 1870 erfolgten Rückkehr aus Rom stets in engem Kontakt mit seinem früheren, von ihm überaus geschätzten Rektor P. Andreas Steinhuber SJ8. In knapp einhundert erhalten gebliebenen Briefen9 informierte er ihn fast 16 Jahre lang nicht nur eingehend über seine vielseitige und aufopferungsvolle Tätigkeit an der Seite zweier Erzbischöfe ebenso wie über alle wichtigen Vorgänge im Erzbistum und in der katholischen Kirche Bayerns, sondern äußerte sich darin auch wiederholt zu den beiden von ihrem Charakter und ihrer Mentalität her recht unterschiedlichen Oberhirten und schilderte darüber hinaus gar manche Begebenheit, die er beruflich oder privat mit ihnen erlebte.
Weil die Gregor von Scherr, den ehemaligen Abt von Metten, betreffenden Passagen bereits im Wesentlichen publiziert sind10 – erinnert sei deshalb lediglich an das abendliche, gelegentlich im Streit endende Tarockspiel –, soll im Folgenden komprimiert zur Darstellung gebracht werden, welche interessanten Einzelheiten der Erzbischöfliche Sekretär bezüglich Antonius von Steichele zwischen 1878 und 1886 nach Rom zu berichten wusste, und zwar wegen der Originalität der Sprache und des Ausdrucks ganz bewusst mittels längerer wörtlicher Zitate.
Gut fünf Jahre hatte Huber Erzbischof Scherr treu und zuverlässig gedient, mit der Konsequenz, dass sie trotz der „persönlichen Launen“ und des „ziemlich rauhen Äußeren“ des Oberhirten im Laufe der Zeit „innig zusammengewachsen“11 waren, als dieser am 24. Oktober 1877 nach langer, von massiven innerkirchlichen wie kirchenpolitischen Auseinandersetzungen geprägter Amtszeit starb. Sechs Monate später wurde bekannt, dass der aus dem schwäbischen Mertingen stammende Antonius von Steichele, bislang Dompropst und Bistumshistoriker in Augsburg, von König Ludwig II. auf Vorschlag von Kultusminister Johann Freiherrn von Lutz12 offiziell zu seinem Nachfolger nominiert worden sei, und so stellte sich für den bisherigen Erzbischöflichen Sekretär umgehend die Frage nach seiner künftigen Verwendung. „Was Steichele mit dem Huber Johannes anfangen wird, weiß ich zwar noch nicht ganz genau, aber höchst wahrscheinlich wird letzterer wenigstens für den Anfang Secretär bleiben müssen. Wenigstens äußerte sich Steichele in diesem Sinne dem HH. Cap. Vicar13 gegenüber mit dem Beisatze: wenn er mag“, schrieb Huber im Sommer 1878 an Steinhuber14, um einige Zeilen weiter zu ergänzen: „Im Interesse der Sache u. des neuen Erzbischofs selbst wird es wohl am besten sein das zu thun, was man über mich verfügt. Der Münchener Stuhl bringt gar Manches mit sich, wovon andere Bischöfe nichts wissen, u. Steichele, der nicht blos ein Feind der Complimentirungen, sondern, wie man sagt, in diesem Punkte auch ziemlich peregrinus in Israel ist, muß schon deßhalb einen eingeschulten Secretär wünschen, um bei Hof u. dem Adel nicht Anstoß zu erregen.“
Wie vermutet „musste“ der überaus pflichtbewusste und verschwiegene Germaniker in seiner alten Stellung bleiben,