Genauso wenig reicht es, aus Bibel und Tradition Perlen des Trostes der Vergangenheit anzubieten und zu hoffen, dass sie genau dieselbe erlösende Weitung entwickeln wie in der Vergangenheit. Lösungen von damals sind nicht notwendig die richtigen Lösungen für heute. Allerdings ist spannend herauszufinden, wie die Lösungen damals entstanden sind, denn sie sind Lösungen gewesen. Vielleicht hilft ja die Folie, auf der sie entstanden sind, auch im Hier und Jetzt?
12 (Flick, Qualitative Sozialforschung, 23): „Forschung ist dadurch in stärkerem Maß auf induktive Vorgehensweisen verwiesen: Statt von Theorien und ihrer Überprüfung auszugehen, erfordert die Annäherung an zu untersuchende Zusammenhänge ‚sensibilisierende Konzepte’, in die – entgegen einem verbreiteten Missverständnis – durchaus theoretisches Vorwissen einfließt.“
13 „Ich nehme Pauline als meine Tochter an, die leider nicht bei mir sein kann. Ich behalte sie so in Erinnerung, wie ich sie damals gesehen habe. Sie ist jetzt im Himmel, ich bin trotzdem ihre Mutter und ich spüre ganz deutlich, sie ist trotzdem mein Kind. Das Kind, das ich sehr lieb habe.“ (Hiemer, Erfahrung einer Mutter nach einer Fehlgeburt, 15).
14 Kathrin, Hitlist (!) der Sprüche, die man nach einer Fehlgeburt nicht hören will.
15 Vgl. Keul, Wo die Sprache zerbricht.
16 Keul, Wo die Sprache zerbricht, 9.
17 Keul, Wo die Sprache zerbricht, 10.
18 An Carl Rogers ist mit seinen Untersuchungen zur Gesprächspsychotherapie und den daraus entstehenden Konsequenzen für helfende Gespräche nicht vorbeizukommen. Seine Konzeption ist die Basis auch professioneller seelsorglicher Gespräche. Dabei müssen die drei Punkte „1. die Echtheit oder Kongruenz des Therapeuten, 2. das vollständige und bedingungsfreie Akzeptieren des Klienten seitens des Therapeuten und 3. ein sensibles und präzises einfühlendes Verstehen des Klienten seitens des Therapeuten“ (Rogers, Therapeut und Klient, 19f.) im Gleichgewicht gehalten werden. Wenn diese ausgewogene Theorie verkürzt angewendet wird, dann verkommt die Seelsorge zu einem bloßen „Spiegeln“ der Empfindungen von Menschen, zu eventuell nicht authentischer Warmherzigkeit, und bleibt unter dem Niveau, das sie haben könnte – ein Wort zu sagen, das dem anderen den Himmel aufschließt und wirklich tröstet. Der Punkt der „Kongruenz“ bzw. der Authentizität ist sehr wichtig. Wenn z.B. ein/e christliche/r Begleiter/in einen anderen Menschen begleitet, muss deutlich werden, wer er/sie ist. Ein/e christliche/r Begleiter/in stellt sich immer mit seiner/ihrer Theologie, seinem/ihrem Glauben, seinem/ihrem Hoffen und Bangen an die Seite des Menschen, dem er/sie wertschätzend gegenübertritt. Gerade sein/ihr Glauben ermöglicht es, dem anderen so absichtslos wie nur irgendwie möglich gegenüber zu treten, denn nach christlicher Überzeugung hat Gott jeden einzelnen Menschen geschaffen. Wenn ein/e christliche/r Begleiter/in einem anderen Menschen gegenübertritt, tritt er/sie Christus im notleidenden Menschen gegenüber. Diese theologischen Hintergründe machen es leicht, authentisch als Christ Menschen in Krisensituationen zu begleiten. Gleichzeitig sind die gesprächspsychotherapeutischen Ansätze eben gesprächspsychotherapeutisch. Sie spiegeln auch die Haltung des Therapeuten/der Therapeutin wider und insofern auch sein/ihr Menschenbild. Das Gebiet der Theologie jedoch, im Sinne der Rede von Gott in einer aktuellen Situation, bleibt insofern außerhalb der Gesprächsmöglichkeiten, weil ein aktives Handeln, ein Impetus oder gar eine Unterbrechung im System der Gesprächspsychologie kaum möglich ist.
19 Rogers, Therapeut und Klient, 217.
20 Rogers, Therapeut und Klient, 217f.
21 Rogers, Therapeut und Klient, 218. Vgl. als Weiterführung des Umgangs mit Sprachlosigkeit in der Seelsorge auf der Basis von Rogers (Piper, Einladung zum Gespräch, 96): „Die Hilflosigkeit des Mannes und die ganze Szenerie erfüllt die Seelsorgerin mit Entsetzen und einem tiefen Mitgefühl. Ihr bleibt die Sprache weg. Was soll sie da auch sagen? Schließlich hält sie ihre Sprachlosigkeit nicht mehr aus. Sie sagt: ‚In der Bibel steht ein Satz: Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Ihr Feind ist die Krankheit, und ich hoffe, daß Gott Ihnen einen Tisch bereitet im Angesicht aller dieser Feinde.’ Bei den letzten Worten gleitet ihr Blick über die Schläuche und Apparaturen, von denen der Mann umgeben ist. Ob der Mann etwas mit diesem Wort anfangen kann, weiß sie in dem Augenblick nicht. Aber sie selbst nahm Zuflucht bei diesem Satz aus dem 23. Psalm. Einige Tage später trifft sie den Patienten auf einer normalen Station wieder. Er erkennt sie sofort. ‚Sie waren bei mir. Sie haben mir ein Wort gesagt von einem Tisch und von Feinden, von denen ich umgeben war. Daran habe ich immer denken müssen. Was war das für ein Wort? Können Sie es mir noch einmal sagen?’ Er hatte es zuvor noch nicht gekannt. Nun mußte sie ihm den ganzen 23. Psalm aufschreiben. Auf den ersten Blick gesehen, wirkt hier ein Bibelwort aus sich selbst. Es trifft den Mann in seiner hilflosen Situation. Er versteht es, und er ‚versteht’ dadurch seine Situation und kann sie besser aushalten. Daß dies so geschah, war nicht vorhersagbar oder berechenbar. Es gehört zu den ‚wunder’-samen Erfahrungen, die Seelsorgerinnen und Seelsorger machen können.“
22 „Leibniz hat ihn [einen philosophischen Gedanken] am klarsten formuliert: ‚Wenn also das geringste Übel, das in der Welt geschieht, in ihr fehlte, so würde sie nicht mehr diese Welt sein, die, alles in Rechnung gestellt, von dem Schöpfer, der sie erwählt hat, als die beste befunden worden ist.’ (Leibniz 1996, Nr. 9, 221) Der Ort, der der Allmacht und Allgüte Gottes entspricht, muss zwangsläufig die beste aller möglichen Welten sein. Wäre dieser Ort nicht so beschaffen, würden starke Zweifel entstehen an der Macht dieser Allmacht und der Güte der Allgüte, die beide nicht weniger als traditionelle Eigenschaften Gottes sind (Cremer 1983)“. (Sander, Einführung in die Gotteslehre, 106). Vgl. zur Auseinandersetzung um die Theodizee auch Metz, Landschaft aus Schreien.
23 Diese Tradition wurde stark von Ottmar Fuchs rezipiert, z.B. Fuchs, Die Klage als Gebet.
24 Vgl. Moltmann, Die trinitarische Geschichte Gottes, 93.
25 Das World-Wide-Candlighting ist eine weltweite Initiative von verwaisten Eltern. Am 2. Sonntag im Dezember wird überall auf der Welt um 19 Uhr eine Kerze entweder ins Fenster gestellt oder es treffen sich Eltern, um z.B. in einem Gottesdienst miteinander Lichter für ihre verstorbenen Kinder anzuzünden. So entsteht ein Lichtschweif durch die Zeitzonenverschiebung, der deutlich macht, dass ihre Kinder tatsächlich ihre Kinder (gewesen) sind.
26 Vgl. Stechmann, „Sie beerdigen doch Fußnägel!“, 197-214.
27 Vgl. z.B. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Ursachen für eine F ehlgeburt oder Totgeburt.
28 Vgl. z.B. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Ursachen für eine F ehlgeburt oder Totgeburt.
29 Vgl. für das Folgende: Stechmann, „Sie beerdigen doch Fußnägel!“, 197-214.
30 Jegust, Todesfall- und Bestattungsrecht in Deutschland.
31 Barthel, Tot- und Fehlgeburten.
32 Barthel, Tot- und Fehlgeburten.
33 Vgl. Schröder, Neuregelung ermöglicht einen würdigen Umgang mit “Sternenkindern”.
34 Schröder, Neuregelung ermöglicht einen würdigen Umgang mit “Sternenkindern”.
35 Vgl. Demel, Abtreibung zwischen Straffreiheit und Exkommunikation.
36 Ecclesia catholica, Katechismus der katholischen Kirche 577.
37 Vgl. 3.2.1.3.10
38 Der Herzschlag kann ab dem 22. Tag der Schwangerschaft gesehen werden.
39 Regenbogen-Gesprächskreis Göttingen e.V.
40 Regenbogen-Gesprächskreis