Auch ein Priester verwies darauf, dass Statistiken durchaus wichtige Aussagen bereit halten, es aber trotzdem weiterhin wichtig sei, direkt in Kontakt mit den Menschen zu sein und so zu erfassen, wie es den Menschen geht. Der Kirchenbesuch enthalte also viele Hinweise, das allein genüge aber nicht. Kirchgängerzahlen hätten mit der Qualität der Pfarreiarbeit unmittelbar wenig zu tun. Aus seiner Sicht sind diese z. B. von der Lage der Kirche in einer Stadt abhängig und damit von der Distanz zum eigenen Wohnort. Auch andere Interviewpartner äußerten Kritik, denn gute Pfarreiarbeit spiegle sich nicht zwingend in Kirchgängerzahlen.
„Erfolgreich ist, wenn sich einfach trotz weniger Kirchenbesuchern was bewegt, wenn trotzdem Leute Interesse am Bibelabend haben.“
Eine Ehrenamtliche betont, dass es vielmehr darum geht, wie jemand im Gottesdienst anwesend ist - ob er nur aus Gewohnheit kommt oder ob er eine innere Freude verspürt, ob der Gottesdienst beflügelt. Ein besseres Signal für die Wirkung einer Pfarrei sei, dass Menschen nach einem Gottesdienst noch zusammenstehen.
Die Frage nach den Kirchgängern wird allerdings nicht einheitlich gesehen. Ein weiterer Priester möchte vom Ziel, das das Sonntagsgebot vorgibt, nicht abweichen.
„Also ich glaube schon, dass ein Indiz der Sonntagsgottesdienst ist … Ganz stark. Also, also ich glaube schon also, wenn, wenn jemand, hm, da sich auf den Weg macht, dass, dass der Sonntagsgottesdienst schon ein wichtiger Punkt ist. Also, ob das jetzt jeden Sonntag ist, oder in einem regelmäßigen Abstand, das ist eine andere Frage. Ja? … Also der Kontakt zur Gemeinde am, am Sonntag, denke ich mir, ist, ist schon, schon was Wichtiges.“
Auch Ehren- und Hauptamtliche verweisen auf die Teilnahme am Sonntagsgottesdienst, wenn über erfolgreiche Pfarreiarbeit gesprochen wird. Damit ist ein hoher Gottesdienstbesuch am Sonntag ein Ergebniskriterium. Weichen manche auf andere Gottesdienstorte aus, oder sind nur noch die zu finden, die nicht ausweichen können („Abstimmung mit den Füßen“), würde etwas schief laufen. Es gibt durchaus Kirchen am Sonntag, die bis auf den letzten Platz besetzt sind (z. B. bei einem Familiengottesdienst), während andere einen sehr übersichtlichen Kirchenbesuch haben.
Ehrenamtliche verweisen darauf, dass es keinerlei Zwang gäbe, z. B. am Sonntag in den Gottesdienst zu gehen. Daraus folgerten einige, dass demnach die anwesenden Gläubigen aus Überzeugung anwesend sein müssten. Die Teilnahme am Gottesdienst wird so ein relevantes Ergebniskriterium. Dies werde insbesondere dann spürbar, wenn Menschen in einem Gottesdienst sitzen und sie sich dort nicht mehr als Gemeinde erleben, weil die Kirchgänger vereinzelt im Kirchenraum sitzen.
Am Beispiel der Kirchgängerzahlen wird bereits deutlich: Es gibt Grenzen der Verwendbarkeit dieses Kriteriums, gerade was die Interpretation angeht, aber es zeigt sich, dass es so etwas wie eine Messbarkeit gibt. Die Frage ist, welche Kriterien sich eignen. Nehmen wir noch etwas die Überlegungen der Interviewpartner wahr, dann zeigt sich erneut deutlich, dass die Messbarkeit kaum in Frage steht. In der Diskussion werden v. a. solche Ergebniskriterien in den Blick genommen, die mit Mengen arbeiten, was, wie das folgende Kapitel zeigt, nicht zwingend ist, da es auch andere Formen von Indikatoren gibt.
Ein Pfarrer erzählte das Beispiel von einem Pfarrfest und erläuterte damit, woran er festmachen würde, warum das Pfarrfest gut läuft:
„ist das größte Pfarrfest hier in der Stadt, weit und breit, ähm, wir haben also bestimmt so, ja ich denk schon so 1000 Besucher, ist also im Verhältnis jetzt auch zur, zur Pfarrgemeinde also schon sehr, sehr groß, ist auch hervorragend durchgearbeitet und wir haben über 100 ehrenamtliche Helfer dabei, die halt in verschiedenen Gruppen, (…) ähm da zuständig sind, (…) also äh das ist eine, ja, wirklich eine gigantische Sache. Ich war da selber recht beeindruckt eigentlich, geh.“
Der Pfarrer benennt, was dieses Gefühl ausmacht, dass er das Pfarrfest so gigantisch findet. Dazu gehöre natürlich die professionelle Art der Organisation, aber eben auch die massive Resonanz, die dieses Pfarrfest bei Mitwirkenden aber auch bei Besuchern auslöst, was dazu führe, dass das Pfarrfest eigentlich schon mehr ein Stadtteilfest ist. Derselbe Pfarrer nennt auch bezüglich eines Familienwochenendes die Teilnehmerzahl als einen Hinweis darauf, dass die Veranstaltung offenbar gelingt. Demnach könne auch die Teilnehmerzahl an Angeboten der Pfarrei ein Wirkungsindikator sein, auch wenn er möglicherweise nicht fürjede Veranstaltung gleich nützlich zu sein scheint. So sei ein Pfarrfest ganz anders zu bewerten als die Teilnahme an einem Bibelkreis.
Auch andere Interviewpartner nehmen Teilnehmerzahlen als einen Hinweis auf die Wirkung und die Relevanz der Veranstaltung:
„Also, ich habe schon Bibelabende gemacht, und da waren dann auch einmal fünf Leute oder so. (…) Und, das war … nicht weniger intensiv, die Veranstaltung (…) nicht weniger interessant. Ich habe auch schon Bibelabende mit 30 Leuten gehabt und natürlich verändert die Zahl grundsätzlich was an der Veranstaltung. Es wird schon anders. Und man ist schon oft auch dazu geneigt, wenn man eine Veranstaltung macht, dass man sich freut, wenn viele Leute kommen. Das beste Beispiel ist unser Zeltlager, wenn da 100 Kinder kommen jedes Jahr, ist das einfach super. Von da her spielt die Zahl schon irgendwie, irgendwie eine Rolle. … Also, ich glaube, (lacht) also ich glaube, dass man da schon irgendwie einen Ehrgeiz auch hat, also mir geht es jedenfalls so, wenn ich mich engagiere, dass ich dann einen Ehrgeiz habe, dass ich da möglichst ah mehr Leute für eine Veranstaltung begeistern kann. Aber ich mache jetzt die Veranstaltung genauso gern auch mit nur fünf Leuten, sage ich einmal.“
„Ja, aber ich finde…äh…eine größere Gemeinschaft trägt irgendwer. Sonst heißt es eben auch bei KAB, bei ner Veranstaltung, ‘Mein Gott, es sind ja bloß’, was weiß ich, ‘6 oder 10 Leute’, hat man auch schon erlebt bei Vorträgen. Dann geht das große Gejammer an, warum die oder die nicht da sind und dass wir bloß so wenig sind. Also wenn es da gelingt, dass ein paar mehr da sind, irgendwo, ist das schon positiv.“
Kommen nur sechs Leute zu einer Veranstaltung, obwohl z. B. ein Verband wie eine KAB 80 Mitglieder hat, löst das Diskussionen beim Veranstalter aus, oder der Organisator ist enttäuscht.
Deutlich wird dabei, dass die Teilnehmerzahl eine Rolle spielt, auch wenn andere Bedingungen im Vordergrund stehen, wie z. B. die Qualität der Begegnung, die von den Teilnehmenden auf einem Pfarrfest als wertvoll erachtet wird. Der Zulauf ist somit ein Indiz für das positive Wirken einer Pfarrei.
Gute Erfahrungen führen letztlich dazu, dass Menschen wiederkommen oder davon erzählen, und es werden andere dafür interessiert. Die Regelmäßigkeit der Teilnahme und der Bevölkerungsquerschnitt der Teilnehmer werden damit zu relevanten Wirk-Indikatoren.
Auch die Zahl der Ehrenamtlichen, die sich einbringen, wurde als Erfolgskriterium verstanden. Es sei ein Signal positiver Wirkung, wenn sich viel tut und sich viele Einzelne oder Gruppen einbringen und damit zeigen, dass sie auch zur Pfarrei gehören.
„Es waren einfach (…) unheimlich viele da, und haben gezeigt, wir gehören da auch dazu, sind auch hinterher dageblieben und es haben sich ganz viele einfach eingebracht, in diesem Jahr in der Vorbereitung, sei es im Organisieren von einem Kirchenkonzert gewesen, sei es im Organisieren von dem ganz besonderen Pfarrfest dann(…).“
Zwar könne es z. B. sowohl in einer gut wie auch in einer negativ wirkenden Pfarrei einen Kirchenchor geben. Aber er dürfte in einer schlecht wirkenden Pfarrei kaum so leicht zu bilden sein.
Es spiele eine Rolle, dass sich möglichst viele aktiv gestaltend einbringen, damit eine Pfarrei bunt wird. Die Zahl Ehrenamtlicher, noch dazu mit Blick auf den Querschnitt möglicher Zielgruppen, wird so zum Wirkungs-Indikator.
„Weil umso mehr Leute sich engagieren, umso, ja, umso bunter wird das Ganze, denk ich. Also, … mei wenn, wenn sich keinejugendlichen engagieren in der Pfarrei, dann gibt es keine Jugendarbeit. Und dann fehlt etwas, denke ich. Und genauso ist es bei anderen Gruppen, denke ich. Wenn es keine Senioren gibt, die sich engagieren, gibt es keine Seniorenarbeit. … Also, ich denke schon, dass es … dass es gut ist, eine gute Sache ist, wenn sich möglichst viele engagieren in so einer Gemeinde.“
Ein weiterer Interviewpartner nahm zur Frage nach Wirkungsindikatoren die Häufigkeit