Gegeben den 16. März, im neunten Jahre des Kaisers Mauritius.
XXI. (42.) An den Subdiakon Anthemius.
XXI. Gesammtausgabe 42.
An den Subdiakon Anthemius.83
Inhalt: Adressat wird beauftragt, mit großer Strenge gegen berufsvergessene Mönche einzusschreiten.
Unser Bruder und Mitbischof Johannes hat durch seinen Kleriker Justus an Uns ein Schreiben gerichtet, worin er Uns unter Anderm mittheilt, daß einige Mönche aus den in der Diöcese Sorento gelegenen Klöstern nach Belieben von einem Kloster ins andere ziehen, sich von der Zucht ihres eigenen Abtes aus Weltsinn losmachen, und auch, daß sie, was bekanntlich verboten ist, der Sorge für ein persönliches Eigenthum sich hingeben. Deßhalb geben Wir Deiner Wohlerfahrenheit durch gegenwärtiges Schreiben den Auftrag, keinem Mönche mehr den Übertritt von einem Kloster ins andere zu gestatten, noch auch ihnen den Besitz irgend eines persönlichen Eigenthums zu gewähren. Wenn aber irgend ein Mönch Solches sich herausnehmen sollte, so werde er in sein erstes Kloster und unter die Zucht des Abtes, der er sich entzogen, sammt gebührender Strafe zurückversetzt, damit nicht, weil Wir solche Unordnung ungeahndet hingehen ließen, der Untergang der Seelen auf der Seele der Vorgesetzten laste. Solchen aber, die (aus irgend welcher Veranlassung) vom Stande der Weltgeistlichen in den Ordensstand übergetreten sind, sei es nicht gestattet, nach eigenem Ermessen wieder sich in Kirchendienste zurückzubegeben, sei es zu jener Kirche, bei der sie früher Dienste leisteten, oder zu einer andern. Nur dann soll Dieß gestattet sein, wenn ein Bischof einen erprobten Mönch, der früher sich in seinem Klerus84 befand, als des Priesterthums für würdig erachtet, ihn zu demselben auserwählt und ihm für eine bestimmte Stellung die Weihe ertheilt. 85 Da aber, wie Wir erfahren haben, einige Mönche sogar den Frevel gewagt haben, sich öffentlich zu verheirathen, so forsche sorgfältig diesen nach und schicke sie, wenn Du sie gefunden hast, mit gebührenber Strafe in die Klöster zurück, in welchen sie sich früher befanden. Aber auch mit den Klerikern, die zum Ordensstande übergetreten waren, verfahre so, wie Wir oben angegeben haben. Denn so wirst Du Gottes Antlitz versöhnen und des vollen Lohnes theilhaftig werden.
XXII. (43.) An den Bischof Leandervon Sevilla.
XXII. Gesammtausgabe 43.
An den Bischof Leander86von Sevilla.
Inhalt: Klage über Amtssorgen; Freude über die Bekehrung des Königs Reccareb; ob bei der Taufe eine einmalige oder dreimalige Untertauchung stattzufinden habe; Ueberschickung von Büchern, besonders der Erklärung des Job.
Von Herzen gerne hätte ich auf Eure Briefe geantwortet, wenn mich nicht die Mühseligkeit des Hirten-Amtes so sehr in Anspruch genommen hätte, daß mir das Weinen näher steht als das Reden. Ew. Hochwürden mag Dieß sogleich an der Form dieses Briefes erkennen, da ich mich so nachlässig gegen Denjenigen ausdrücke, den ich so sehr liebe. So sehr werde ich in meiner gegenwärtigen Stellung von den Fluthen dieser Welt hin und her gestoßen, daß ich mich ausser Stande sehe, das alte und morsche Schiff, dessen Leitung ich nach Gottes verborgenen Rathschlüssen übernommen habe, zum Hafen zu führen. Jetzt stürzen die Wogen gerade auf mich zu, jetzt bäumen sich mir zur Seite die schäumenden Meereswellen, jetzt bedroht mich ein Gewitter im Rücken. Bei all‘ dem muß ich verwirrten Sinnes bald das Steuerruder gerade gegen den Sturm lenken, bald den drohenden Fluthen mit seitwärts gesenktem Schiffe durch eine schiefe Wendung auszuweichen suchen. Ich seufze, weil ich bemerke, daß durch meine Nachlässigkeit das Bodenwasser der Laster87 zunimmt und bei der Heftigkeit des Sturmes schon die Bretter schiffbrüchig ächzen. Weinend gedenke ich des freundlichen Gestades meiner Ruhe, das mir entschwunden, und sehe seufzend das Land, das ich bei dem Gegenwind der Verhältnisse nicht zu erreichen im Stande bin. Wenn Du mich also liebst, theuerster Bruder, so reiche mir in diesen Wogen mit Deinem Gebete die Hand, damit Du, weil Du mir bei meiner Mühseligkeitt zur Seite stehest, zum gerechten Lohn dafür auch Kraft in Deinen eigenen Arbeiten empfangest.
Mit Worten kann ich meine Freude nicht ausdrücken über bie Nachricht, daß unser gemeinsamer Sohn Reccaredus, der ruhmwürdigste König, sich mit aufrichtigster Hingebung zum katholischen Glauben bekehrt habe. Durch Eure schriftliche Schilderung seines Charakters habt ihr mir Liebe gegen ihn eingeflößt, obwohl ich ihn nicht kenne. Aber weil Ihr, der Hinterlist des Urfeindes kundig, wohl wisset, daß er gegen die Sieger noch heftigern Krieg zu führen pflegt, so möge Ew. Herrlichkeit auch mit größerer Sorgfalt über ihn wachen, damit er das Begonnene gut vollende, auch auf seine vollbrachten guten Werke nicht stolz werde, den erkannten Glauben durch ein verdienstliches Leben sich bewahre und durch Thaten zeige, daß er ein Bürger des ewigen Reiches sei. So wird er dann nach dem Verlauf vieler Jahre vom irdischen zum himmlischen Reich übergehen.
Hinsichtlich der dreifachen Untertauchung bei der Taufe aber läßt sich nicht besser antworten, als Ihr selbst über die Sache geurtheilt habt; denn bei der Einheit im Glauben schadet der heiligen Kirche seine Verschiedenheit in den Gebräuchen. Wenn aber Wir88dreimal untertauchen, so deuten Wir damit das Geheimniß des dreitägigen Begräbnisses an, so daß durch die dritte Erhebung des Kindes aus dem Wasser die Auferstehung am dritten Tage versinnbildet wird. Wollte Jemand annehmen, daß Dieß zur Verehrung der allerheiligsten Dreifaltigkeit geschehe, so ist auch Nichts dagegen einzuwenden, daß der Täufling nur einmal im Wasser untergetaucht werde; denn da die eine Wesenheit dreipersönlich ist, so kann es nicht tadelswerth sein, ob das Kind nun einmal oder dreimal untergetaucht werde, weil durch die dreimalige Untertauchung die Dreiheit der Personen, durch die einmalige aber die Einheit der Gottheit ausgedrückt werden kann. Weil aber bis jetzt von den Irrgläubigen das Kind bei der Taufe dreimal untergetaucht wurde, so sollte es nach meiner Meinung bei Euch nicht geschehen, damit sie nicht eine Theilung in der Gottheit einführen, wahrend sie auf die Zahl der Untertauchungen halten, und sich nicht rühmen, über unsern Gebrauch den Sieg davon getragen zu haben, während sie den ihrigen beibehalten.89
An Ew. allerliebste Brüderlichkeit aber habe ich die Bücher abgesandt, von denen ich unten Erwähnung gethan. Was aber zur Erklärung des hl. Job gesprochen wurde und Ich Euch, wie ihr schreibet, schicken soll, so habe ich Dieß, weil ich es mit mattem Wort und Gefühl in Homilien vorgetragen hatte, in Bücherform umzuwandeln gesucht, und es befindet sich gerade jetzt unter den Händen der Abschreiber. Würde mich nicht die Eile des Überbringers dieses Schreibens drängen, so hätte ich Euch gerne Alles unverkürzt überschickt, besonders weil ich auch dieses Werk Ew. Hochwürden gewidmet habe, damit es scheine, ich hätte für Den, den ich mehr als Andere liebe, eine so schwere Arbeit übernommen. Wenn Euch indessen die kirchlichen Amtsgeschäfte eine Zeit lassen, so wisset Ihr schon, was Ihr zu thun habt. Obwohl Du mir dem Leibe nach abwesend bist, so sehe ich Dich doch immer vor mir, denn ich trage Dein Bildniß in mein Herz eingedrückt.
Gegeben im Monat Mai.
XXIII. (44.) An den Subdiakon Petrus in Sicilien.
XXIII. Gesammtausgabe 44.
An den Subdiakon Petrus in Sicilien.
Inhalt: Entscheidung vieler Rechtsfälle, woraus Gregors große Gerechtigkeitsliebe und Fürsorge für das Landvolk ersichtlich ist. Ueber den Cölibat der Subdiakonen.
Daß Wir Deinen Geschäftsträger erst so spät entlassen, hat seinen Grund in den Verrichtungen des Osterfestes, denen Wir obliegen mußten, so daß Wir ihn unmöglich früher hätten abordnen können. Die Angelegenheiten aber, die Du Uns zur Kenntniß bringen ließest, haben Wir sorgfältig untersucht, und Du wirst im weitern Verlauf ersehen, wie Wir sie entschieden haben.
Wir haben in Erfahrung gebracht, daß