Aus dieser Perspektive kann es nur Einheit geben. Wenn ihr sie von außen betrachtet, seht ihr sie, bevor ihr das kosmische Bewußtsein erlangt, als Brillanz in diesem oder jenem. Wenn die Trennung aber aufgehoben ist, dann seid ihr sie, dann gibt es nichts anderes. Dann ist das einfach die ganze Existenz, und das ist die Brillanz von Hu. Wenn sie im Kopf ist, ist man trunken von funkelnder Brillanz. Vollkommen trunken und vollkommen wach. Euer Herz kann nur singen, kann nur von der Leichtigkeit vollkommener Freude verzückt sein. Die Freude liegt im Preisen von Ihm. Wenn die Brillanz euch zu der Einheit bringt, die der Anfang von allem ist, dann merkt ihr, daß sie von Anfang an immer als ihr selbst, als eure tiefste Natur, da war. Auch wenn ihr euch aus der Perspektive der Evolution anschaut, auch als die Amöbe, ist eure innerste Natur Hu. Sie hat euch nicht nur transformiert, damit ihr sie kennt, sie hat euch auch geschaffen, damit ihr sie kennt. Sie hat euch so geschaffen, damit ihr ihr Lob singt. Sie liegt jenseits von Erfahrung und Nicht-Erfahrung. Es geht nicht mehr um Beobachter und Beobachtete. Es gibt nur Tanzen; das Universum als Ganzes, einschließlich seiner tiefsten Folter ist Tanzen. Diese Gedanken können sie nicht erreichen; sie zerschmettert Gedanken. Persönlichkeit ist zerschmettert. Leute werfen einen Blick auf sie und werden ohnmächtig, verschwinden. Diese innerste Natur sieht sich selbst nicht als innerste Natur. Sie ist das „Ganze“ und das „Alles“. Sie ist die Tatsache, die immer in uns da ist, die der Same in uns ist, uns auf sich zubewegt. Der Geist wird nicht ruhen, bis er sie kennt; das Herz sehnt sich danach, und seine Bewegung ist wahrer Wille. Es muß Einheit in euch geben, die sich auf Einheit zubewegt. Es kann keine Erfahrung von Einheit geben, wenn sie nicht schon da ist. Deshalb wird die vereinigende Wirkkraft „Same der Erleuchtung“ genannt. Jeder hat ihn. Wenn ihr ihn wirken laßt, wird er mit der Zeit diese vollkommene Einheit bringen.
Die Sufis benutzen die Bezeichnung Hu nicht genau im Sinne der Brillanz, sondern meinen das Absolute, den letzten Grund und die letzte Natur, die Leere, bevor sie als Leere oder Raum begrifflich gefaßt wird. Wir können also genauer sagen, daß das letzte Hu wirklich jenseits von Farbe und Bewußtsein liegt. Das Absolute ist die Einheit vor der Manifestation, während die Brillanz die manifeste Einheit ist. Wir können sagen, daß die erste Manifestation des Absoluten die Brillanz ist, die innere Intelligenz. Das Letzte ist so geheimnisvoll, daß wir nur eine Brillanz, ein Strahlen wahrnehmen können, wenn wir uns ihm nähern. Diese reine Brillanz ist die erste Intelligenz, die Einheit, aus der Differenzierung entsteht. Sie ist der Anfang.
Implizites Verstehen
Als jemand den Buddha fragte, was das Wichtigste wäre, das er aus seiner Erleuchtung gelernt hätte, antwortete er: „Ein implizites Verstehen.“ Heute wollen wir versuchen zu verstehen, was mit „implizitem Verstehen“ gemeint ist.
Wenn wir uns für innere Entwicklung oder Selbstverwirklichung interessieren, dann sind wir motiviert, an uns zu arbeiten, um Frustration und Leiden in unserem Leben zu beseitigen. Wir beginnen bei einem Zustand, in dem wir leiden, und wir glauben, daß es zu einer Lösung kommt, wenn wir nicht mehr leiden. „Ich komme hierher, um an mir zu arbeiten, weil es mir schlecht geht; wenn ich anfange, glücklich zu sein, dann heißt das offensichtlich, daß meine Probleme gelöst sind. Lehre mich also, wie ich immer glücklich sein kann, weil mich das dann dazu führen wird, daß ich bekomme, was ich will.“
Manche Menschen sind geradeheraus mit dem, was sie wollen, aber die meisten verstecken es. Sie sagen, sie möchten sich selbst besser kennenlernen und Essenz erfahren, damit sie dieses Verstehen benutzen können, um Glück zu finden. Aber was ist diese Entwicklung und dieses Glück, auf das sie aus sind? Was sie wirklich wollen, ist gewöhnlich in irgendeiner Weise besser werden, damit ihre Mutter sie liebt oder ihr Vater sie anerkennt oder jemand sie für toll hält und sich in sie verliebt. Ihr seht, daß die Grundmotivation hier immer noch darin besteht, Leiden loszuwerden, und zwar das Leiden daran, nicht geliebt zu werden, keine Anerkennung zu bekommen oder allein zu sein.
Die wirkliche Ursache des größten Teils eures Leidens und eures Schmerzes und Elends aber ist Unwissenheit. Ihr kennt die Natur der Emotionen und inneren Kräfte nicht und wißt nicht, wie eure Psyche funktioniert; ihr handelt aus einem Mangel an Wissen heraus.
Jetzt sagt ihr: „Gut, gebt mir dieses Wissen und dieses Verstehen!“ Aber ihr seht dieses Wissen als ein Mittel zu einem Zweck und glaubt, der Zweck bestehe darin, daß es einem gutgeht und daß ihr bekommt, was ihr wollt. Diese Haltung, unabhängig davon wieviel ihr von euch versteht, unabhängig davon wie verbindlich ihr an euch selbst arbeitet, wird nur euer Leiden vermehren, weil sie ein Ergebnis von Unwissenheit in bezug auf eure wahre Natur ist.
Es ist wahr, daß implizites Verstehen einen Menschen von Leiden befreit, aber das ist nur eine Nebenwirkung. Es ist nicht das Ziel unserer Erforschung. Solange eure Perspektive darin besteht, danach zu streben, daß es euch gutgeht und nicht schlecht, daß ihr Lust erfahrt und nicht Schmerz, werdet ihr euer Leiden vertiefen.
Jetzt fragen sich alle: „Gut, was machen wir dann?“ Aber diese Frage kommt aus der gleichen Perspektive, daß man eben will, daß es einem gut geht. Wer fragt diese Frage? Der, der leidet und nicht mehr unglücklich sein möchte! Ihr sitzt also in der Falle. Ihr könnt nichts tun, ihr könnt nichts sagen, ihr könnt nichts denken, ohne die grundlegende Perspektive zu verstärken, glücklich sein zu wollen, Lust zu wollen und Schmerz nicht zu wollen. Es ist ein ziemliches Dilemma: Indem ihr Glück begehrt, neigt ihr zugleich dazu, Leiden zu bewirken.
Betrachten wir weiter dieses „implizite Verstehen“. Der Ausweg aus unserem Dilemma liegt im Wort „implizit“. „Implizit“ hat nichts mit „Vordergrund“ zu tun, sondern liegt dem Vordergrund zugrunde. „Implizit“ ist nicht das, worüber ihr nachdenkt oder woraufhin ihr zu handeln versucht, sondern bezieht sich auf etwas in eurem Sein selbst. „Implizit“ bedeutet, daß das Verstehen so sehr ein Teil von euch ist, daß es im Mark eurer Knochen ist; es ist ein Teil eures Soseins, eures Wesens, dessen, wie ihr seid und wie ihr euch fühlt, wie ihr denkt, der Weise, wie ihr mit Menschen umgeht.
Bei der Arbeit hier beginnt ihr damit, daß ihr ein paar Grundlagen versteht – euren emotionalen Charakter, eure Muster und wie sie zusammenhängen. Ihr beginnt damit, daß ihr beobachtet und aufmerksam seid, und ihr findet bestimmte Dinge über euch heraus. Wie ihr wißt, ist das kein mentales Verstehen, sondern ein Verstehen, das auf Erfahrung beruht. Eure emotionale Struktur verstehen bedeutet nicht, eine mentale Beschreibung herzustellen, sondern ein tief gefühltes Verstehen zu erfahren. Ihr erfahrt, was da ist, und zugleich seht ihr die Zusammenhänge zwischen euren Emotionen und euren Einstellungen und euren Handlungen. Zu Beginn ist das notwendig. Aber an sich reicht das nicht. Aus der Perspektive impliziten Verstehens wird das reine Verstehen eurer Emotionen nicht genug sein.
Nehmen wir das Beispiel des Selbstbildes. Ihr entdeckt, daß ihr Schwierigkeiten und Konflikte habt, weil ihr ein bestimmtes inneres Bild oder ein Konzept von euch habt. Ihr seht euch vielleicht als einen schwachen oder einen häßlichen Menschen. Und wenn ihr glaubt, daß ihr ein schwacher Mensch seid, werdet ihr euch wie ein schwacher Mensch verhalten. Ihr werdet Dinge nicht tun, von denen ihr glaubt, daß nur starke Menschen sie tun.
Wenn wir also ein bisher für selbstverständlich gehaltenes Selbstbild erkennen, dann können wir sehen, daß es nur ein Bild ist, daß es nicht wahr ist. Manche Menschen glauben, daß sie in Wirklichkeit Versager sind. Sie glauben das so vollkommen, daß sie nichts tun, was erfolgreiche Menschen tun. In dem Moment, in dem sie einen gewissen Erfolg haben, erschrecken sie. Sie haben das Gefühl, daß das nicht sie sind; jemand anders hat plötzlich die Oberhand.
Wenn ihr das Selbstbild erkennt und es versteht, erlangt ihr eine gewisse Freiheit von ihm. Angenommen euer Selbstbild ist zum Beispiel, daß ihr