DAVID: Vielleicht. Aber das ist jetzt auch egal.
LINDA: Stimmt. Ich hab zu lange gewartet. Ich möchte aber, dass du weißt, dass ich meine Worte bereue und wünschte, ich hätte mich bemüht, auch deine Sicht der Dinge zu sehen.
DAVID: Ja, ja.
LINDA: Ich merke, du glaubst mir nicht, dass mir das wirklich wichtig ist.
DAVID: Ist es auch nicht.
Linda dachte einen Augenblick nach, dann fuhr siefort: Ich bin traurig, weil es mir sehr wichtig ist, dass man dir zuhört.
David schwieg.
LINDA: Würdest du mir zu verstehen helfen, wie du dich gefühlt hast? DAVID: Okay.
LINDA: Warst du sauer, als Jessie weinend zu mir kam?
DAVID: Ja, sehr. Er ist so eine Heulsuse, und er erzählt nie, was er gemacht hat. Du fällst immer auf sein Geheule rein.
LINDA: Also warst du wütend und hast dir gewünscht, dass ich versucht hätte herauszufinden, was wirklich geschehen war?
DAVID: Ja, oder dass du dich einfach nicht eingemischt hättest. Jessie hat ein paar Legos aus meinem Raumschiff genommen, um den Lastwagen zu bauen, mit dem er spielte. Ich hab ihn gebeten, sie mir wiederzugeben, und gesagt, ich würde ihm aus anderen Legosteinen einen neuen Lastwagen bauen.
LINDA: David, jetzt kann ich verstehen, wie wütend du gewesen sein musst, als ich mich auf Jessies Seite gestellt und mit dir geschimpft habe, ohne überhaupt zu wissen, was passiert war.
Ich bin froh, dass du mir das alles erzählt hast. Ich glaube, beim nächsten Mal werde ich einfach Verständnis für Jessies Gefühle äußern und euch zwei euer Problem alleine lösen lassen.
DAVID: Das wäre gut, Mama.
LINDA: Und wenn ihr Hilfe braucht, um einen Streit zu schlichten, werd ich jedem von euch zuhören und euch helfen, eine Lösung zu finden. Würdest du mich daran erinnern, falls ich es vergesse?
DAVID: Na ja, nicht so gerne, aber okay.
LINDA: Ich werde mir alle Mühe geben, selbst daran zu denken.
Wenn Linda nur gesagt hätte: „Es tut mir Leid, dass ich gestern mit dir wegen der Legos geschimpft habe“, hätte David ihr nicht geglaubt, und das mit Recht. Er hätte noch mehr Wut empfunden. „Sie denkt, wenn sie sagt: ‚Es tut mir Leid‘, macht es das, was sie getan hat, ungeschehen. Das stimmt aber nicht… sie beschützt ihn immer…“, und so weiter – so hätte er seiner sich entwickelnden Lebensgeschichte, die davon handelte, dass er weniger geliebt würde als sein Bruder, noch mehr Kapitel hinzugefügt. Im Gegensatz zu einer Entschuldigung brachte Lindas Weg, mit ihrem Sohn über das Geschehene zu sprechen, sie beide dorthin, wo sie den anderen verstehen konnten und einander liebevoll verbunden waren, und Davids Drama wurde aufgelöst. Manche Eltern erwarten eine „Entschuldigung“ von einem Kind und verurteilen es, wenn es sich nicht oder nicht „richtig“ entschuldigt. Seien Sie stets nur der Herr Ihrer selbst, wachsen Sie an Güte und lernen Sie, Ihr Kind, wo es sich von seiner Fähigkeit, Bereitschaft und Entwicklung her auch befinden mag, zu achten. Wenn Sie ahnen, dass Ihr Kind vielleicht unter einem Schuldgefühl leidet und es nicht wagt, sich Ihnen anzuvertrauen, können Sie ihm seine Last abnehmen, indem Sie das Thema ansprechen und klären. „Fühlst du dich schlecht wegen des verlorenen Schlüssels?“ Hören Sie Ihrem Kind zu und sagen Sie ihm: „Ich lasse einen neuen Schlüssel machen, und der alte taucht bestimmt irgendwann wieder auf. Ich verliere auch schon mal Sachen. Das kann jedem passieren.“ Eine Umarmung oder eine andere liebevolle Geste kann die Anspannung des Kindes lösen.
Wenn Kommunikationswerkzeuge nach hinten losgehen
Manchmal meinen wir dem Kind unsere Wertschätzung und Aufmerksamkeit zu zeigen, doch unsere Worte scheinen es nur abzustoßen. Es gibt ein paar Fehler, die wir begehen können und die zum Widerstand und zur Isolierung des Kindes trotz unserer Wertschätzung und Fürsorge führen. Wir können uns nicht an starre Formeln halten; wir müssen eine Sensibilität für das Naturell des Kindes und ein starkes Gefühl der Achtung und der Freude darüber, wie das Kind im Augenblick ist, entwickeln.
Die menschliche Neigung, aus jedem Konzept ein Kontrollwerkzeug zu machen, ist etwas, vor dem wir ständig auf der Hut sein müssen. Jede Kommunikationsmethode kann als Kontrollinstrument missbraucht werden. Wir können Wertschätzung einsetzen, um Kontrolle zu gewinnen; wir können dadurch manipulieren; wir können sogar diese Kommunikationsfähigkeiten auf respektlose Weise einsetzen und dadurch den Zorn eines Kindes hervorrufen. Kinder spüren, wenn wir sie manipulieren, selbst wenn sie ihr Unbehagen nicht wirklich erklären können. Wenn Sie gar nicht wissen, wie es kommt, dass Ihre Worte Ihr Kind von Ihnen entfernen, denken Sie daran, dass Menschen sich verletzt fühlen, wenn sie spüren, dass ein anderer Kontrolle über ihre Gefühle und ihr Verhalten hat. Sie wollen ihre Autonomie verteidigen. Wahren Sie die Würde des Kindes, indem Sie keine Absichten hegen, das Kind solle so oder so sein. Kommunizieren Sie liebevoll um Ihrer selbst willen, erwarten Sie nichts als Gegenleistung, so dass Ihr Kind frei sein kann, auf seine Art zu empfinden und zu sein. Es kann seine Wut herauslassen oder plötzlich losprusten. Es kann friedlich oder außer sich sein. Es kann sich ausdrücken oder auch nicht. Wenn Sie kein anderes Ziel haben, als eine Verbindung zu Ihrem Kind zu schaffen, und wenn Sie seine Art sich auszudrücken nicht bewerten, ist es weniger wahrscheinlich, dass Sie es herablassend behandeln und kontrollieren; dagegen ist es wahrscheinlicher, dass Sie authentisch und liebevoll sind.
Der erste häufige Fehler besteht darin, dass man ein Kind beleidigt, indem man seine Gefühle äußert (statt danach zu fragen): Ihr Kind läuft ganz trübsinnig durch das Haus, und Sie sagen: „Du bist bestimmt traurig, dass deine beste Freundin in Ferien gefahren ist.“ Vielleicht haben Sie damit Recht, doch die Tendenz, ein Gefühl zu erraten, kann als herablassend wahrgenommen werden.
Stattdessen könnten Sie Feedback anbieten und eine Frage stellen: „Kann ich dich etwas über dich fragen?“ Wenn die Antwort positiv ist und das Kind auf Ihre Initiative wartet, können Sie eine Frage stellen, die sich auf Ihre Beobachtung gründet: „Mir ist aufgefallen, dass du stumm hin und her gehst. Bedrückt dich irgendetwas? Möchtest du darüber reden?“ Kinder sollten wissen, dass ihre innere Welt, ihre Gedanken und Gefühle, nicht das Ziel von Bemerkungen durch ihre Eltern sind. Sie können Ihrem Kind anbieten, Ihnen sein Herz auszuschütten, aber es ist seine Entscheidung, ob es das will oder nicht.
Wenn ein Kind Ihnen seine Einsamkeit, seine Traurigkeit oder sonst etwas, das es bedrückt, anvertrauen will, wird es das tun, wenn es sich Ihres Interesses und Ihrer Liebe sicher ist und weiß, dass Sie ihm zuhören und seine Gefühle ernst nehmen werden, ohne Ratschläge zu geben oder es zu kritisieren. Da es sich in Ihrer Gegenwart sicher fühlt, wird es schließlich darüber sprechen, was es bedrückt. Sie können sich dem Kind anbieten, indem Sie Ihr Interesse und Ihre Bereitschaft, ihm zuzuhören, bekunden: „Ich hab nach dem Abendessen Zeit und kann dir zuhören.“
Wenn dieses Konzept neu für Sie ist und Ihr Kind schon eine Weile schwierige, unausgedrückte Gefühle mit sich herumträgt, brauchen Sie vielleicht die Hilfe eines Beraters, um die Beziehung zu heilen. Gefühle des Schmerzes und der Wut, die man mit sich herumträgt und nicht herauslässt, hemmen das seelische, geistige und körperliche Wohlbefinden des Kindes. Sie können sich auch selbst helfen, Ihrem Kind näher zu kommen, indem Sie jeden Tag einen Prozess der Erforschung Ihrer eigenen störenden Gedanken ablaufen lassen. Schreiben Sie sie auf und durchlaufen Sie den „S-Teil“ von S.A.L.V.E. Prüfen Sie die Gültigkeit oder Relevanz des Gedankens angesichts der Realität; achten Sie darauf, wie Sie sich fühlen und verhalten, wenn Sie dem Gedanken Folge leisten. Stellen Sie sich vor, wie Sie in derselben Situation ohne diesen Gedanken wären, und überlegen Sie, wie sich Ihre eigene Aussage auf Sie selbst beziehen könnte. Wenn Sie durch diese Gedankenerforschung