So konnte ich an jenem Dienstag meine Verabredung mit Mr. Matimba einhalten. Ich kletterte in den Schullaster neben ihn. Mein Korb mit Mais lag auf meinem Schoß, ordentlich mit braunem Papier abgedeckt. Die anderen Kinder, die ihren Unterricht beendet hatten, betrachteten mich mit Neid, so dass ich einen bedeutenden Sieg errungen zu haben glaubte, selbst wenn ich keinen Mais verkaufen sollte.
„Bye-bye“, winkte ich, als wir abfuhren. „Nächstes Jahr werde ich nicht in die Stadt können, denn ich werde mit euch auf der Schulbank sitzen!“ Mr. Matimba lachte mich an, netter, als es die meisten Erwachsenen können. Ich lachte auch, denn sein Lachen war ansteckend, und ich war aufgeregt über die Reise und zufrieden mit mir selbst.
Ich war noch nie in einem motorisierten Wagen mitgefahren. Die neuen Eindrücke überwältigten mich: der weiche Plastiksitz, der mich schwitzen ließ, so dass mein Kleid an meinem Hinterteil klebenblieb; die Unebenheiten der Straße, die schlimmer zu spüren waren als im Ochsenkarren von Nyaris Vater. Ich fragte Mr. Matimba danach:
„Wieso sind die Straßen für Autos so holprig? Die Straßen für Karren sind nicht so schlimm.“
„Die Straßen sind genauso holprig“, erklärte er. „Aber ein Auto bewegt sich schneller als ein Ochsenkarren, so dass wir die Unebenheiten in einem Auto mehr spüren.“
Also waren die Unebenheiten gleich! Waren sie das wirklich?
Ich war beunruhigt, als wir zum Fluss kamen. „Wie wird der Wagen schwimmen?“
„Die Räder werden sich auf dem Flussgrund entlang bewegen“, erklärte Mr. Matimba freundlich. „Es ist genauso, wie wenn du bei flachem Wasser hinübergehst.“ All diese neuen Erkenntnisse faszinierten mich.
Die Asphaltstraße mit den weißen Streifen in der Mitte war ein weiteres Wunder, das mir erklärt werden musste.
„Wieso bleiben Sie auf der einen Straßenseite, obwohl die ganze Straße frei ist?“ fragte ich Mr. Matimba. Ein Milchwagen brauste uns entgegen und flog an uns vorbei in die andere Richtung. „Ich weiß, ich weiß“, rief ich, ohne auf seine Antwort zu warten. „Autos, die in die Stadt fahren, benutzen diese Seite. Autos, die aus der Stadt kommen, benutzen die andere Seite. Damit sie nicht zusammenstoßen!“ Mr. Matimba lobte mich. Er sagte, ich sei scharfsinnig. Ich war derselben Meinung, sagte es aber nicht.
„Umtali liegt auf der anderen Seite dieser Berge“, sagte Mr. Matimba, als wir die Kreuzung von Inyanga Highway und Umtali Road erreichten. „Die Berge in dieser Gegend sind einige der höchsten in Rhodesien. Alle hohen Berge befinden sich hier im östlichen Teil des Landes. Das sind Sachen, die du lernen wirst, wenn du wieder in die Schule kommst.“
Die Straße begann ihre Steigung am Bergrücken entlang. Der Wagen bewegte sich langsamer voran.
„Die weißen Leute müssen sehr stark sein, um eine so breite Straße so hoch zu bauen“, bemerkte ich.
Mr. Matimba war nicht dieser Ansicht. „Wir haben sie gebaut“, sagte er mir. „Es war eine schreckliche Arbeit. Wir haben viele schreckliche Arbeiten gemacht. Jetzt erreichen wir gleich den Gipfel des Christmas-Passes“, sagte er, das Thema wechselnd. „Schau hinab, wenn wir auf die andere Seite kommen. Du wirst etwas sehen, das sich lohnt.“
Ich schaute und sah, ordentlich unter uns ausgebreitet, eine sehr kleine Stadt mit Reihen kleiner Häuser, die in Richtung Nordwesten immer kleiner wurden.
„Das ist Umtali“, sagte Mr. Matimba, „Rhodesiens drittgrößte Stadt. Nur Salisbury, die Hauptstadt, und Bulawayo sind noch größer als Umtali. Diese Dinge wirst du auch lernen. Ich werde einmal mit dir nachts herkommen. Dann ist es sehr schön, denn die Lichter der Stadt leuchten wie Hunderte von Sternen unter dir und nicht über dir.“
Sterne unten, statt oben! Ich wollte sie sofort sehen. Ich betete um ein Wunder, dass die Sonne unterginge.
Wir ratterten den Pass hinunter. Jetzt gab es viele Autos in verschiedenen Formen und Größen und Farben, einige vor uns, einige hinter uns und einige neben uns. Manche waren so wie wir in die Stadt unterwegs, andere fuhren den Pass wieder hinauf. Dann teilte sich die Straße, verzweigte sich in alle Richtungen, und auch die Autos kamen und gingen in alle Richtungen. Ich bekam Angst, dass eins davon sich in die falsche Richtung bewegen und mit uns zusammenstoßen würde, aber Mr. Matimba war ganz entspannt. Wie geschickt er das Auto dahin führte, wohin er wollte, bei all diesen verwirrenden Richtungen, die es einschlagen konnte!
„Wir werden zu einem Ort fahren, wo es viele große Läden gibt und wo die Weißen ihre Autos abstellen“, sagte er mir, während wir langsam in die Stadt hineinfuhren. „Ich bleibe kurz bei dir, um dir zu zeigen, was du machen musst, dann lasse ich dich eine Zeitlang allein und erledige meine Geschäfte.“ Ich hätte Angst gehabt, allein zu bleiben, wenn ich darüber nachgedacht hätte.
Wir fuhren die breite Straße hinauf, die seltsamerweise von Lichtern auf einem Pfosten bewacht wurde. Wenn das oberste Licht brannte, hielten alle Autos. Wenn das unterste Licht anging, bewegten wir uns alle wieder! Ich fragte mich, wie die Lichter sich an- und auszuschalten wussten.
„Sie werden von Maschinen geführt“, antwortete Mr. Matimba, ungenauer als auf meine bisherigen Fragen. „Du wirst das später lernen, wenn du über Ben und Betty in der Stadt und auf dem Land liest.“
Es wurde mir klar, dass ich keine andere Alternative hatte, als den Mais zu verkaufen und in die Schule zurückzukehren. Mr. Matimba hielt den Wagen an der Straßenecke hinter den Lichtern an. Wir stiegen aus und gingen zu einem riesigen Geschäft, das hauptsächlich aus Glas bestand.
„Halte dich ganz nahe an der Häuserwand, damit du niemandem den Weg versperrst“, wies Mr. Matimba mich an. „Jetzt“, fuhr er fort, „versuche, deine Maiskolben appetitlich darzubieten. Nimm das braune Papier weg.“
Ich tat, was man mir sagte, und hatte den Einfall, ein halbes Dutzend Kolben herauszunehmen und um meinen Korb herum zu ordnen, indem ich sie an den Rand stellte.
„Entschuldigen Sie, gnädige Frau“, sagte Mr. Matimba auf Englisch mit der sanftesten, geschmeidigsten Stimme, die ich je bei ihm gehört hatte, zu einer alten weißen Frau, die Arm in Arm mit ihrem Mann vorbeiging. „Entschuldigen Sie, gnädige Frau, wir verkaufen grüne Maiskolben, sehr weich, sehr frisch, sehr süß.“
Mit einem strahlenden Lächeln hielt ich ihr zwei Kolben hin, während sich mein Magen nervös verkrampfte. Mir gefiel das Aussehen dieser Leute nicht. Die Haut hing ihnen wie knittriges Papier um die Knochen, bösartig aussehende braune Flecken bedeckten ihre Hände, und ein modriger, staubiger, süßlicher Geruch umgab die Frau wie ein Dunstschleier. Ich bemühte mich, nicht die Nase zu rümpfen, denn diese Leute hatten das Geld, das ich für die Schule brauchte. Ich lächelte noch breiter, zeigte alle meine Zähne und sagte: „Guter Mais, guter Mais. Gut, fein“, wiederholte ich, denn das waren die einzigen englischen Adjektive, die mir zur Beschreibung meiner Ware zur Verfügung standen.
Die alte Frau sah mich kopfschüttelnd an. „Ts-ts-ts-ts!“ schnalzte sie.
„Komm, Doris“, sagte der Mann und griff besorgt nach ihrem Ellbogen. „Wir brauchen keinen Mais.“
„Schockierend, einfach schockierend“, empörte sich Doris. „Ich fände es schockierend von mir, wenn ich vorbeiginge, ohne etwas zu sagen, George! He, junger Mann, ja, Sie!“ sagte sie mit erhobener Stimme zu Mr. Matimba. „Ist das Ihr kleines Mädchen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, ließ sie ihn gründlich ihre Meinung wissen. „Kinderarbeit. Sklaverei! Jawohl, das ist es. Und ich bin sicher, Sie müssen das arme kleine Ding nicht arbeiten lassen, Sie sind ja geschniegelt genug angezogen, aber das kleine Ding, nichts als Lumpen und Pisse.“
Der Mann von Doris verzog entschuldigend den Mund. Er zeigte Mr. Matimba, wie verlegen und ärgerlich er war.
„Komm jetzt, Doris, das geht uns nichts an.“
Das schien auch die Meinung der anderen Weißen auf der Straße zu sein. Sie wechselten die Straßenseite, ehe sie uns erreichten. Manche