Doris wollte keine Ruhe geben. „Das Kind sollte in der Schule sein, Formeln lernen und keinen Ärger machen“, schimpfte sie. „Erzählen Sie mir jetzt ja nicht, es gäbe keine Schulen, junger Mann. Ich weiß nämlich, dass der Gouverneur sehr viel für die Ausbildung der Einheimischen tut.“
„Das sind Dummköpfe“, warf der Jugendliche ein. „Sie wollen nichts lernen. Das erinnert sie zu sehr an harte Arbeit.“
„Und was haben Sie zu sagen?“ herrschte Doris Mr. Matimba an.
Mr. Matimba hatte einiges zu sagen. Er sprach bekümmert und beschwörend. Doris verfärbte sich dunkel wie ein Chamäleon. Geld wechselte die Hände, ein Schein wanderte von Doris zu Mr. Matimba. Der bullige Jugendliche war angewidert. „Das ist mehr als zwei Kisten Bier wert. An einen Dummkopf verschwendet!“ Doris erlaubte ihrem Mann, sie wegzuführen. Ich hielt ihr meinen Korb hin, damit sie die größten Kolben auswählen konnte, und wiederholte meinen Spruch. Sie fuhr mir über den Kopf und nannte mich ein tapferes Mädchen.
Einige aus der Menge sagten beifällig, sie sei menschlicher als die meisten ihrer Sorte. Andere murmelten, die Weißen könnten es sich erlauben, großzügig zu sein, müssten es sogar sein.
„Was gut ist, wird nicht geschenkt“, warnte der Mann mit der Mütze. „Was wird sie tun, wenn ihr das Geld ausgeht? Nach anderen alten Weißen Ausschau halten?“ Er spuckte auf den Gehweg. Ich wusste nicht, wieso er so wütend war, aber Mr. Matimba lächelte verschwörerisch, also war alles in Ordnung.
„Es gibt keinen Grund mehr hierzubleiben“, sagte er. „Pack den Mais ein, wir gehen.“ Ich tat, wie mir befohlen, obwohl es mir Sorgen machte, dass wir noch keinen Mais verkauft hätten. Im Lastwagen erklärte mir Mr. Matimba, was passiert war, dass Doris ihm vorgeworfen habe, mich arbeiten zu lassen, statt mich in die Schule zu schicken, und wie er ihr erwidert habe, dass ich ein Waisenkind sei, vom Bruder meines Vaters aufgenommen, aber als dreizehntes Kind im Haushalt nicht zur Schule geschickt wurde, weil es an Geld fehle. Er habe gesagt, ich sei sehr klug, sehr fleißig und gerade mit seiner Hilfe dabei, mit dem Verkauf von Mais die Schulgebühren zusammenzukratzen. Doris habe ihn wegen seiner Hilfe gelobt und zehn Pfund für meine Schulgebühren gespendet. Er zeigte mir das Geld, die frische, saubere Banknote. Zehn Pfund. Über soviel Geld wurde bei uns zu Hause nicht einmal geredet. Jetzt hielt ich es in den Händen! Das Geld, das Geld! Über die Methode, es zu verdienen, dachte ich nicht nach.
„Es ist viel Geld“, bestätigte mir Mr. Matimba. „Was wirst du damit machen?“
„Ich werde es zu Hause aufbewahren und es verwenden, um meine Schulgebühren zu bezahlen, nächstes Jahr und übernächstes Jahr und das Jahr danach.“
Mr. Matimba war skeptisch. „Geld lässt sich schwer aufbewahren, besonders wenn es daran mangelt. Wir müssen uns etwas überlegen. Ich glaube, du solltest das Geld dem Schuldirektor geben. Er wird dir eine Quittung ausstellen, die ich für dich aufbewahre, und dann zieht er vom ersten Trimester nächsten Jahres an deine Schulgebühren von dem Geld ab, bis es erschöpft ist.“
So geschah es dann auch. Meine Eltern glaubten mir nicht, als ich ihnen sagte, wie viel Geld ich beim Direktor hinterlegt hatte. Mein Bruder auch nicht. Er glaubte, ich erfände alles. „Lügen werden dich nicht in die Schule bringen“, spottete er.
Mein Vater war in seiner Missbilligung heftiger, obwohl ich natürlich nicht wusste, wieso. Er ging zum Schuldirektor, der meine Geschichte bestätigte.
„Dann haben Sie mein Geld genommen“, sagte mein Vater zu ihm. „Dieses Geld gehört mir. Tambudzai ist meine Tochter, nicht wahr? Also ist es mein Geld, oder?“ Das war ein großes Problem für den Schuldirektor, der ein ehrlicher Mann war. Im weiteren Verlauf zeigte er meinem Vater die Quittung.
„Ich habe ihr Geld nicht gestohlen“, sagte er. „Sehen Sie, der Name Ihrer Tochter steht auf der Quittung. Es ist ihr Geld, nicht meines. Die Schule bewahrt es nur für sie auf.“
Der Streit wurde so heftig, dass Mr. Matimba hereingerufen wurde, um auszusagen und sich verurteilen zu lassen.
„Er ist der wirkliche Dieb“, sagte mein Vater. „Er hat meine Tochter dazu gebracht, das Geld an Sie zu zahlen.“
„Sie vergessen“, erinnerte ihn Mr. Matimba, „dass die weiße Frau mir das Geld gab, um damit die Schulgebühren Ihrer Tochter zu bezahlen. Wenn Sie das nicht einsehen, muss die Sache vom Häuptling geregelt werden.“
Mein Vater war eingeschüchtert, aber nicht beschwichtigt. „Es sind nur zehn Pfund, über die wir streiten“, fuhr Mr. Matimba fort. „Was können Sie damit schon anfangen, außer sich ein paar Becher masese in den Hals zu schütten? Aber wenn Tambudzai erfolgreich die Schule beendet, verdient sie eines Tages mehr als zehn Pfund im Monat.“
„Haben Sie je von einer Frau gehört, die im Haus ihres Vaters bleibt?“ brummte mein Vater. „Sie wird einen jungen Mann kennenlernen, und ich habe alles verloren.“
Doch die Quittung blieb im Büro des Direktors. In jenem Jahr gab es reichlich grüne Maiskolben, die wir rösten und essen konnten, wie es uns gefiel.
Im Jahr darauf ging ich wieder zur Schule, wurde aber zurückgestuft. Ich war am Jahresende die Beste, und die Leute sagten, das sei so, weil ich die Klasse wiederholte, was vielleicht stimmte. Im nächsten Jahr war ich erneut Klassenbeste. Nun sagten die Leute, es liege daran, dass ich älter sei. Mein Bruder wies mich besonders darauf hin, denn in jenem Jahr wurde er nur Viertbester. Trotz seiner Lässigkeit wusste ich, dass es ihm naheging, und ich erinnerte ihn daran, dass der vierte Platz auch ein gutes Ergebnis sei.
Babamukuru und seine Familie kehrten in diesem Jahr aus England zurück. Mein Vater hatte sich in Babamukurus Gegenwart immer schon von seiner besten Seite gezeigt. Dennoch war sein Aufwand zu Ehren von Babamukurus Heimkehr großartig. Geld wurde aufgetrieben, durch Betteln, vermute ich, denn darin hatte mein Vater durch Übung Fertigkeit erworben. Diesmal übertraf er sich selbst. „Vakomana, vakomana“, muss er gesagt haben, den in den Händen geborgenen Kopf schüttelnd oder sich mit der flachen Hand auf die Stirn schlagend. „Hast du so was Ähnliches zu Hause schon mal erlebt? Ich hätte es nie für möglich gehalten. Dass Mukoma tatsächlich seine Sachen packt und die Mission verlässt, um nach England zu gehen, fünf Jahre dortbleibt und mit einem akademischen Grad zurückkommt, mit einem akademischen Grad, um bei seiner Rückkehr nichts vorzufinden, nicht einmal eine Ziege! Tscha! Das hätte ich nicht für möglich gehalten! Es beschämt mich wirklich, es beschämt mich.
Schau um dich, schau dir dein Heim an. Wir beeindrucken die Leute aus der Umgebung. Wer hat das erste Ziegelhaus in dieser Gegend gebaut? Wer sonst hat ein so helles Blechdach, das man bis zur Hauptstraße funkeln sieht? Mukoma! Ich sag’s dir, Mukoma hat es für uns getan. Wir verdanken es Mukoma. Und wir können nicht einmal eine Ziege für ihn schlachten! Schau, wie die Armut uns erniedrigt. Sie hindert uns daran, unser eigenes Fleisch und Blut zu empfangen. Ts-hm-m!“ hat er sicherlich durch die Nase geseufzt. „Wir bringen kein Fest zustande, und Mukoma wird an einem leeren Flughafen ankommen – ich habe nicht mal das Geld für die Busfahrt nach Salisbury.“ Da hat er bestimmt eine Pause gemacht. „Hama dzangu, kannst du mir nicht helfen? Das mit der Ziege habe ich vergessen, aber fünf Shilling, nur fünf Shilling für den Bus? Mukoma gibt dir das Geld zurück, wenn er kommt.“ Mein Vater ist ein Mensch, dem die Leute erst dann kein Geld mehr leihen wollen, wenn sie es schon getan haben. Ich kann mir das Herumstöbern in alten Matratzen, das verstohlene Öffnen kleiner Löcher in den Lehmmauern bei Mondlicht, das Ausgraben verscharrter Kaffeedosen bei Sonnenaufgang vorstellen. Doch schließlich trieb er das Geld auf. Babamukuru sollte am Flughafen empfangen werden.
Mein Bruder sollte meinen Vater auf der Reise begleiten. Er übertrieb seine Vorfreude auf das Ereignis, um mich neidisch zu machen, indem er in meiner Gegenwart