OUTPOST. Gerd Frey. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gerd Frey
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783957658524
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dem Namen Konstantin verbarg sich ein Georoboter mit einer kleinen Bohreinrichtung. Juri war der Geologe im Team und damit für den Einsatz von Konstantin verantwortlich.

      Juri lief um den Transporter herum, öffnete am Heck die Verschlussklappe und zog die mit Kratzspuren überzogene Abrollplatte heraus. Das freie Ende ließ er danach auf den Boden fallen. Mit der Fernbedienung dirigierte er schließlich Konstantin die Neigung hinunter. Wie der Transporter verfügte auch der Roboter über Ballonreifen und bewegte sich damit fast schon anmutig über den unebenen Boden. Juri steuerte Konstantin zügig bis zum Katerrand, ließ ihn einen Greifer entfalten und dann langsam ins Kraterinnere fahren.

      Das Display übertrug Konstantins Videosignale und ermöglichte Juri einen Blick auf die schwarzen Kugeln. Sie hatten ihre Form leicht verändert und zarte Verästelungen zwischen sich gebildet. Juri fuhr Konstantin so nah wie möglich an die Kugeln heran. Das, was sich zwischen den Kugelkörpern hin und her bewegte, erinnerte ihn an irdische Spinnen. Über Konstantins Mikrofon war das Rascheln ihrer Beine zu vernehmen.

      Mit dem ausgefahrenen Greifer versuchte er, einen der sich schnell bewegenden Körper zu fassen. Nach einigen Fehlversuchen gelang es ihm, eine Spinne an einem ihrer Fortbewegungsorgane festzuhalten. Im selben Moment verflüssigte sich ihr Körper und tropfte wie schwarzes Wachs zu Boden. Mit den anderen Spinnenkörpern geschah kurz darauf dasselbe, sodass der Kraterboden innerhalb weniger Sekunden von einer graublauen Schmierschicht bedeckt war. Der Boden brodelte schwach, als würde man dort Wasser zum Kochen bringen. Kurz darauf quoll dichter Rauch aus der Senke und stieg in den blassroten Marshimmel auf.

      »Hol Konstantin da raus«, brüllte Robert plötzlich, »und haltet Abstand zum Krater! Ich möchte nicht, dass hier jemand verletzt wird.«

      Der Rauch machte es Juri nahezu unmöglich, auf dem Display der Fernbedienung etwas Nennenswertes auszumachen. Er schaltete auf den Rückwärtsgang und versuchte den Roboter aus der Gefahrenzone zu bringen. Einen Augenblick lang hatte er das Gefühl, dass die Räder durchdrehten und Konstantin weiter ins Kraterinnere rutschte. Kurz danach bemerkte er zu seiner Erleichterung ein silbernes Blitzen am Kraterrand. Sandfontänen aufschleudernd, entfernte sich der kleine Georoboter von der Rauchsäule, als würde er vor einer Horde Feinde flüchten.

      »Stellt eine Kamera auf und dann weg von hier«, entschied Robert. »Das ist mir alles eine Spur zu heiß!«

      Juri ließ Konstantin auf den Transporter zufahren. Dabei bemerkte er einen Rest schwarzer Materie zwischen dem Haltemechanismus des wieder eingefahrenen Greifers.

      »Guter Junge«, freute er sich und tätschelte das gelb-schwarze Gehäuse.

      »Eine außergewöhnliche Probe.« Gregs Stimme klang seltsam angespannt. »Du hast beobachtet, wie sich das Material vor deinen Augen verflüssigte?«

      »So erschien es mir jedenfalls«, erwiderte Juri vorsichtig. »Alle vorher spinnenähnlichen Objekte verloren ihre feste Struktur und fielen als schwarzer Schleim in die Senke des Kraters.«

      »Das Material verhält sich recht seltsam«, gestand Greg. »Mir ist es bisher nicht gelungen, es in irgendeiner Art und Weise zu manipulieren. Es ließ sich nicht verformen, zerbrechen, verbrennen oder verätzen. Es erwärmt sich nur bis maximal vierundsechzig Komma zwei Grad Celsius, das war es dann auch schon …«

      »Und das bedeutet?«, bohrte Juri weiter.

      »Ich kann nur spekulieren«, erwiderte Greg. Er machte eine kurze Pause, bevor er mit einem wie aufgesetzt wirkenden, ernsten Gesicht weitersprach. »Alles weist darauf hin, dass die Probe künstlichen Ursprungs ist … eine Art Hightechkunststoff. Wenn man darüber hinaus noch berücksichtigt, dass das Bruchstück von einer spinnenähnlichen Kreatur – vielleicht einem Miniaturroboter – stammt, die sich bei Gefahr verflüssigt …«

      »Ich weiß nicht, ob das, was wir dort gesehen haben, spinnenähnliche Roboter waren«, unterbrach ihn Juri. »In jedem Fall ist es etwas Künstliches, vielleicht sogar ein Produkt außerirdischer Technologie.«

      »Das halte ich durchaus für möglich«, stimmte Greg zu. »Wir sollten jetzt so schnell wie möglich herausfinden, was im Zentrum des Kraters vor sich geht. Möglicherweise wurden wir Zeuge einer Havarie und die seltsamen Dinge, die ihr im Einschlagzentrum vorfandet, sind die Überreste eines Raumschiffes von Außerirdischen.« Er lächelte verschmitzt. »Vielleicht ist es aber auch nur eine außerirdische Spionageeinheit, die gerade eine Invasion vorbereitet … es könnte alles Mögliche sein …«

      »Was hältst du von der Anweisung, bei unseren Übertragungen zur Erde nichts von den aktuellen Ereignissen verlauten zu lassen?«, wechselte Juri das Thema. »Die versuchen hier vielleicht, etwas zu vertuschen!«

      »Das ist nichts weiter als eine Standardprozedur, um Gerüchten vorzubeugen und Kontrolle über den Inhalt und die Verbreitung von Informationen zu haben. Mich würde es wirklich wundern, wenn die mehr über das Teil wüssten, das hier heruntergekommen ist, als wir selbst. Doch auszuschließen ist selbst das nicht.

      Ich werde die Probe noch einmal abschließend untersuchen. Weiter reichende Tests sind jedoch nur mit aufwendigerer Technik möglich. Dafür muss die Probe zur Erde geschickt werden.«

      Juri schaute aus dem Kabinenfenster. Die von dem Einschlagkrater in die dünne Marsluft aufsteigende Rauchsäule schien dichter zu werden. Etwas Unbekanntes ging dort vor sich und er hatte das Gefühl, als würde dort etwas Bedrohliches heranwachsen.

      Er hob grüßend die Hand und war gerade dabei, Gregs Labor zu verlassen, als ein erneutes Beben die Station erschütterte. Juri stützte sich an der nächstliegenden Wand ab. Das auf dem Tisch stehende Glas und eine Handvoll Speichermodule sprangen regelrecht von der Platte und fielen zu Boden. Greg klammerte sich an seinen Arbeitstisch und schaute mit so unbewegter Miene, als würde dieser Ausbruch tektonischer Gewalt zu seinem normalen Tagesablauf gehören.

      Juri blickte, einer Eingebung folgend, erneut aus dem Fenster. Die vorher schmale Rauchsäule hatte sich zu einem breiten dunklen Band vergrößert. Wenige Sekunden später schrillte der Alarm los.

      »Das sind die letzten Minuten vor der Zerstörung der mobilen Sendeanlage«, erklärte Robert.

      Auf dem Monitor lief die Übertragung. Dichter Qualm stieg aus dem Kraterinneren. Juri erkannte schwache gelbliche Lichtimpulse innerhalb der Rauchschwaden. Die Szene blieb einige Sekunden ohne Veränderung, dann wurden die Rauchpartikel von einem Augenblick zum anderen dunkler. Das Bild der Kamera erzitterte. Staunend beobachtete er, wie sich der Rand des Kraters veränderte. Er wurde rot glühend, als stünde er unter der Einwirkung von starker Hitze und verlor dann schließlich jede Farbe. Der nun wie ausgebrannt wirkende tiefschwarze Rand bekam feine Risse, die sich, einem dichter werdenden Wurzelgeflecht ähnlich, um die Einschlagstelle erweiterten. Das Zentrum des Kraters senkte sich langsam ab.

      Plötzlich flammte gleißendes Licht in dessen Mitte auf. Für Juri sah es so aus, als würde sich die schwarze Materie, in die der Krater seine Umgebung konvertierte, kurzfristig in jene spinnenähnlichen Kreaturen verwandeln, die den Marsboden wie eine millionenstarke Armee aus Insekten fluteten. Doch die Auflösung der Kamera reichte nicht aus, um dessen wirklich sicher zu sein. Schließlich wurde die Kamera von einem heftigen Schlag zur Seite gestoßen. Weißes Rauschen füllte den Monitor.

      »Ich weiß zwar nicht, was hier vor sich geht«, unterbrach Robert die Stille. »Ich halte jedoch eine Gefährdung des Außenpostens für möglich. Wir sollten die stationären Gebäude evakuieren und in ausreichender Entfernung ein Notlager errichten. Ein anderer Umstand bereitet mir aber noch stärkere Kopfschmerzen. Die von uns in den letzten Stunden empfangenen Aufnahmen verschiedener Beobachtungssatelliten weisen auf fünf weitere Vorkommnisse dieser Art hin. Die Einschläge sind gleichmäßig über den gesamten Planeten verteilt. Wir müssen uns also mit einem globalen Problem auseinandersetzen.«

      »Kannst du uns die Aufnahmen zeigen?«, fragte Juri.

      »Natürlich.« Robert betätigte das flache Tastenfeld des Computers.

      Auf dem Monitor erschienen eine ganze Reihe von Höhenaufnahmen. Auf jedem der Bilder