Seewölfe Paket 17. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397754
Скачать книгу
holte der aus und klebte dem hüpfenden und greinenden Stanislaus eine an die Ohren, daß er zum nächsten Soldaten flog, der das Spiel wiederholte und ihn zum übernächsten schickte. Dabei hagelte es pausenlos Tritte und Püffe, und mehr als einmal fraß Stanislaus trockenen Sand.

      Dann war das polnische Tänzchen beendet, denn Stanislaus konnte nicht mehr stehen und hatte überall blaue Flecke und Blutergüsse.

      „Das nächstemal tanzen wir mit dir die Musketen-Mazurka“, versprachen sie ihm, hoben ihn noch einmal hoch und walkten ihn nach Kräften durch.

      Anschließend fühlte sich Stanislaus von harten Fäusten hochgehoben und mit Schwung in seine Höhle gefeuert. Ein Teil der Bretterwand brach hinter ihm zusammen, und eine Wolke aus hellem Sand stob durch das dreckige Erdloch.

      Benommen, geschunden und elend verprügelt blieb er eine Weile so liegen und atmete schwer. Dann stand er humpelnd auf und begann jämmerlich zu fluchen.

      Die Prügel vergaß er ziemlich schnell. Daß sein Körper mal weh tat, war für ihn schon fast Gewohnheit. Blaue Flecke hatte er von seinen Sauftouren oft genug mitgebracht.

      Er war nur verärgert und gekränkt, aber richtig empört war er erst, als er seine Unterkunft einer Inspektion unterzog. Da fehlten die Möweneier, der Speck und der Kanten Brot. Das Messer war weg, seine Jacke, sein Schlapphut, die Rolle Kabelgarn und der Ledersack. Und natürlich fehlten auch die Münzen, „seine“ Münzen, versteht sich, wie er das auslegte.

      Er hockte sich wütend und verärgert auf den Boden und schlug mit der Faust auf das kleine Holzregal.

      „Dieser Spitzbube!“ keifte er. „Dieser verdammte Pirat! Der hat mir sogar meine Münzen geklaut, alles hat er mir geklaut, dieser englische Halunke. Der Teufel soll ihn holen, verfaulen soll der Hund, peronnje!“

      Er erhob sich und brüllte noch lauter.

      „Gauner sind das alles, Halsabschneider, Piraten, Lumpenpack und Spitzbuben! Nicht nur, daß er mich beklaut hat wie ein Rabe, er hat mir auch noch alles weggefressen. Und was habe ich nun davon? Nichts als Ärger mit diesem Gesindel!“

      So zeterte und geiferte er in seiner Höhle herum, verfluchte Gott und die Welt und war erbost darüber, daß sein Rausch vorzeitig verflogen war und er nicht einmal davon etwas hatte. Und wie es aussah, bestand wenig Aussicht, wieder an Geld zu gelangen.

      Inzwischen waren die Soldaten zur Kneipe gestürmt und blieben entsetzt stehen, als sie den Auflauf sahen. Die Wirtin und die Gäste schrien und brüllten aufgeregt durcheinander, der Posten war immer noch bewußtlos und konnte keine Auskunft geben. Ein heilloses Durcheinander war das.

      Fünf Pferde waren weg, samt Satteltaschen, Proviant, Munition und Hafer für die Gäule.

      Zwei Soldaten rannten in wilder Wut zum Strand hinunter und suchten nach Spuren, die sie auch auf Anhieb fanden.

      „Das darf nicht wahr sein!“ brüllte der eine enttäuscht. „Der Kerl hat alle Pferde mitgenommen, alles! Aber den kriegen wir noch, und wenn wir ihn durch die ganze Welt jagen!“

      Überstürzt kehrten sie wieder zurück und erstatteten Meldung. Der Anführer war so sauer, wie sie ihn nie erlebt hatten.

      „Alles wegen dieses Stanislaus, dieses Irren!“ schrie er. „Den bringe ich doch noch um. Aber zuerst geht es um diesen Piraten. Der darf uns nicht mehr entwischen.“

      „Und wo kriegen wir Pferde her?“

      „Ich hab meine auf der Koppel“, sagte der Wirt, „aber nur einen Sattel. Ihr müßt sie erst holen.“

      „Die sind hiermit beschlagnahmt!“ brüllte der Anführer. „Los, zeig uns den Weg, Pjontek, wir dürfen keine Zeit mehr verlieren, sonst entwischt uns dieser Hund doch noch.“

      Bevor sie auf der Koppel waren und die Pferde eingefangen hatten, verging wiederum eine ganze Weile. Inzwischen hatte die Wirtin den Soldaten etwas Proviant eingepackt.

      Den immer noch bewußtlosen Soldaten ließen sie zurück und jagten dann wutentbrannt dem Flüchtigen nach. Sie mußten ihn fassen, um jeden Preis.

      8.

      Die ersten paar Meilen jagte Gary über Stock und Stein, ohne sich umzusehen, denn die Verfolger waren sicher noch weit weg und mußten sich erst neue Pferde beschaffen.

      Am späten Nachmittag, als es schon zu dämmern begann, rastete er kurz und untersuchte die Satteltaschen der Pferde.

      Bisher hatte er noch nicht nachgesehen, aber jetzt stellte er hoch erfreut fest, daß die Soldaten gut ausgerüstet waren. In den Satteltaschen fanden sich Speck und Brot, ein paar Zwiebeln, Wurst und Ziegenkäse. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen, er hatte Hunger und Durst.

      Auch Wasser war genügend vorhanden und Hafer in drei Satteltaschen. Aus der fellüberzogenen Flasche trank er durstig, dann hockte er sich auf den Boden bei den Dünen, säbelte sich Speckstücke ab, nahm Brot und Wurst und kaute zwischendurch eine Zwiebel.

      Aber immer hielt er dabei Ausschau nach seinen Verfolgern. Weit und breit gab es keine menschlichen Behausungen. Leer, verlassen und einsam lag die weite Fläche des Strandes vor ihm.

      Den Pferden gab er etwas Hafer aus den Satteltaschen, schüttete Wasser in den Ledersack vom alten Säufer und tränkte sie etwas umständlich.

      Sein Blick war zur See gerichtet, doch da zeigte sich in weiter Ferne nur ein einsames Fischerboot weit draußen vor der Küste, so weit entfernt, daß er es nur noch mit Mühe erkennen konnte.

      Eine halbe Stunde ruhte er aus. Sehr müde war er nicht, wenn auch das Reiten eine ungewohnte Sache war.

      Später erhob er sich und verstaute das Zeug wieder in den Satteltaschen. Mit ein paar Grasbüscheln rieb er das Pferd ab, das er geritten hatte.

      Dann wollte er sich in den Sattel schwingen und in die anbrechende Nacht reiten.

      Da sah er sie in weiter Ferne als winzig kleine Punkte. Vier Reiter, die dicht am Wasser entlangritten. Inzwischen war der Mond aufgegangen und lugte zwischen zwei langgestreckten Wolkenbänken neugierig hervor.

      Gary gesellte das gerittene Pferd zu den anderen. Es wirkte abgeschlafft und etwas müde, und nun konnte es sich erholen, denn die vier anderen Pferde waren noch frisch und ausgeruht. Sie hatten keine Last tragen müssen.

      Gary Andrews war auch nicht sonderlich aufgeregt. Die vier Soldaten mochten noch gut drei Meilen entfernt sein, und sie hatten ihre Pferde sicher hart und scharf geritten.

      Kühl und überlegt handelte er. Er würde weiter am Strand entlangreiten und öfter die Pferde wechseln. Nach menschlichem Ermessen hielten die anderen das nicht sehr lange durch.

      „Auf geht’s, Freunde“, sagte er und schwang sich in den Sattel.

      Nach einer Weile – Gary ritt nicht sonderlich scharf – verschwand der Mond wieder zwischen den Wolken. Auflandiger Wind blies ihm ins Gesicht. Die Pferde schnaubten und folgten locker. Von den anderen Reitern war augenblicklich nichts zu sehen. Er war sich auch nicht sicher, ob sie ihn entdeckt hatten. Seiner Spur folgten sie jedenfalls mühelos, denn die zeichnete sich klar und unübersehbar im Sand ab.

      Die Kerle mußten eine unbeschreibliche Wut im Bauch haben, überlegte er. Wenn sie ihn schnappten, dann hatte er nichts mehr zu lachen. Sie würden ihn alle Qualen der Hölle durchleben lassen.

      Immer öfter blickte er über die Schulter zurück, und als der Mond wieder schien, sah er weit achteraus immer noch die vier kleinen Punkte, die sich wie schwarze Käfer über den Strand bewegten.

      Der Abstand blieb jedoch gleich, und als Gary eine etwas schärfere Gangart zulegte, verschwanden die vier Punkte hinter einer kleinen Landzunge und tauchten erst sehr viel später wieder auf.

      Eine Stunde nach der anderen verging. Garys Vorsprung auf dem frischen, ausgeruhten Pferden vergrößerte sich weiter.

      Schließlich war es Mitternacht, und er