Seewölfe Paket 7. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954394968
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über, dann lief er durch den mittleren Achterdecksgang nach vorn, nahm den Niedergang zum etwas höher befindlichen Schott mit einem Satz und stieß das Schott auf. Er lief auf die Kuhl hinaus.

      Sonnenglast ließ die frisch geschrubbten Planken der „Isabella“ schimmern und verhalf den kleinen Wellen in der Bucht zu glitzernden Kronen. So kurz nach ihrem Aufgang besaß die Sonne hier bereits große Macht, während ihr Licht weiter westlich über der Insel von aufsteigenden Nebelstreifen gefiltert wurde.

      Hasard mußte die Hand als Schutz über die Augen legen, um zu Bill in den Hauptmars aufzublicken.

      Ben Brighton, Carberry und Shane hatten sich ebenfalls auf Oberdeck eingefunden und gesellten sich zum Seewolf. Ferris Tucker, Smoky, Stenmark und die beiden O’Flynns stürmten ihnen soeben nach.

      Der alte Donegal wetterte und rief den Deckswachen Sam Roskill und Jeff Bowie zu: „Was zum Teufel ist jetzt wieder los? Kann man nicht mal in Ruhe einen Törn an der Koje horchen?“

      „Mastspitzen, du hörst es doch!“ rief Roskill eher mürrisch zurück.

      Auf der „Yaira“ und den anderen Prahos war es inzwischen auch lebendig geworden, und an Land richteten sich überall die Gestalten jener Eingeborenen auf, die die Nacht allen Gefahren der Selvas zum Trotz zwischen den Büschen verbracht hatten, weil sie den Wächtern des Tigers sofort zu Hilfe eilen wollten, falls Bulbas sich regte.

      Bill lehnte sich über die Umrandung des luftigen Postens, legte die Hände wie einen Schalltrichter an den Mund und rief seinem Kapitän zu: „Fünf Schiffe der großen Klasse, Sir, ich kann sie jetzt deutlich auseinanderhalten.“

      „Welchen Kurs nehmen sie?“

      „Offenbar Westen.“

      „Also an Rempang vorbei?“

      „Sieht so aus, Sir!“

      „Sieht so aus“, äffte Old O’Flynn einen Yard neben der Kuhlgräting den Schiffsjungen nach. „Kann der Bengel sich nicht deutlicher ausdrükken?“

      „Kann er nicht“ nahm Carberry Bill in Schutz. „Denn wenn die Himmelhunde; die die Schiffe führen, uns sichten, schlagen sie möglicherweise einen anderen Kurs ein — wer immer sie sein mögen. Holzauge, sei wachsam.“

      „Meinst du damit mich?“ fragte der Alte mit verkniffener Miene.

      Carberry grinste, was seinem Narbengesicht einen fratzenhaften, beinah monströsen Ausdruck verlieh. „Natürlich nicht, Donegal. Niemals würde ich so was zu dir sagen. Du hast ja auch gar kein Holzauge, sondern nur ein Holzbein. Oder?“

      „Ach, geh doch zum Teufel“, knurrte der Alte.

      Insgeheim maß noch keiner von der Crew den fremden Schiffen im Südosten große Bedeutung bei. Man nahm allgemein an, die Segler würden auf ihrem Kurs weiterziehen.

      Hasard aber wollte es genau wissen. Er enterte katzengewandt in den Wanten auf, kletterte zu Bill in den Mars und richtete sein Spektiv in die angegebene Richtung. Der kreisrunde Ausschnitt der Optik fing zunächst die Mastspitzen ein, die sich da über die Kimm geschoben hatten, dann die dazugehörigen Rümpfe, die mittlerweile auch sichtbar geworden waren.

      Etwas blaß nahmen sich die Konturen unter dem Glanz der jungen Morgensonne aus, aber der Seewolf konnte genug Einzelheiten erkennen.

      „Wirklich fünf Schiffe“, bestätigte er Bills Aussage. „Vier Dreimaster – und ein imposanter Viermaster. Muß ein wirklich bildschönes Schiff sein. Lassen wir sie noch ein bißchen näher heran, dann kann ich dir auch sagen, ob es sich um Kriegs- oder Frachtschiffe oder um einen gemischten Verband handelt.“

      Bill beobachtete ebenfalls unausgesetzt durch seinen Kieker. „Das letztere ist doch wohl naheliegend, Sir.“

      „Glaubst du? Und noch schöner wäre es, wenn eine dieser Galeonen wertvolle Ladung an Bord hätte, nicht wahr?“

      „Oder zwei, drei Galeonen …“

      „In dem Fall würden wir sie angreifen, entern und von den Mastspitzen bis zum Kielschwein ausnehmen wie fette Gänse“, entgegnete der Seewolf schmunzelnd. „Das wolltest du doch ausdrücken, Bill, nicht wahr?“

      „Äh – ja, Sir.“

      „So erpicht darauf, daß es mal wieder Zunder gibt?“

      „Ganz ehrlich?“

      „Sicher doch.“

      „Ja, Sir, und wir haben eine richtige Streitmacht zur Verfügung, mit der wir einen solchen Verband knakken könnten“, stieß der Junge mit stolz geschwellter Brust hervor.

      Hasard hatte das Spektiv nicht abgesetzt, und der heitere Ausdruck verschwand jetzt von seinen Zügen. Sein Mund erstarrte, die Lippen schienen von granitener Härte zu sein. „Ich schätze, daraus wird nichts, jedenfalls nicht so, wie du es dir vorstellst, Junge. Das da sind fünf Kriegs-Galeonen spanischer Herkunft, augenscheinlich gut armiert und unter vollen Segeln.“

      Er setzte das Fernrohr mit einem Ruck ab und wandte den Kopf. Sein Blick bohrte sich in Bills Augen. „Sie haben angeluvt und halten auf uns zu. Die Brüder haben uns entdeckt, wie auch wir sie entdeckt haben, mein Freund.“

      Bill, der seinen Kieker auch hatte sinken lassen, sagte: „Und – was gedenken Sie nun zu tun, Sir?“

      Der Laut, der von der Insel herüberdrang, unterbrach ihr Zwiegespräch. Bulbas’ Brüllen klang so schaurig, als stiege es geradewegs aus den Schlünden der Hölle hervor. Es fuhr Bill, dem Moses, unter die Haut und trieb ihm einen eisigen Schauer über den Rücken.

      Hasard traf Anstalten, auf Deck zurückzuklettern. „Der Wächter der Insel ist erwacht, später, als ich mir ausgerechnet hatte. Jetzt trifft uns sein ganzer Groll, und ich habe die Befürchtung, das ist ein schlechtes Omen für diesen Vormittag.“

      Er hangelte in den Webeleinen der Wanten nach unten, traf auf der Kuhl ein und drehte sich sofort seinem Profos zu. „Ed, alle Mann auf Gefechtsstation und klar zum Gefecht rüsten. Sieh zu, daß ihr in Windeseile fertig seid, ich will nicht von den Dons überrumpelt werden.“

      „Zum Teufel, nein!“

      „Wie bitte, Mister Carberry?“

      „Ich meine – aye, aye, Sir!“ brüllte der Profos.

      Hasard lief in Richtung Achterdeck und rief: „Wir gehen ankerauf und laufen mit Kurs Süd-Süd-Ost hart am Wind aus der Bucht!“

      „Verstanden“, erwiderte Ben Brighton.

      Auf der Kuhl hasteten die Männer auf und ab, die Geschütze rumpelten aus, als die Stückpforten aufschwangen, es wurden alle erforderlichen Vorkehrungen für ein bevorstehendes Gefecht getroffen. Je zwei Mann stürzten mit Handspaken bewaffnet an die Gangspille auf Vor- und Achterdeck, wenig später hoben sich Bug- und Heckanker an ihren schweren Trossen vom Grund der Bucht. Stenmark, Sam Roskill, Batuti, Will Thorne und ein paar andere krebsten in den Wanten hoch, um die Segel zu setzen.

      Hasard trat auf dem Achterdeck ans Schanzkleid und blickte zur „Yaira“, die keine zwanzig Yards querab von der „Isabella“ lag. Sotoro, Otonedju, Yaira und ein paar andere drehten sich auf seinen Ruf hin ihm zu.

      „Wir müssen auf alles gefaßt sein!“ schrie der Seewolf. „Ich denke, die Dons werden uns einen guten Morgen wünschen wollen.“

      „Wir rüsten bereits zum Kampf“, erwiderte der Tiger von Malakka, ebenfalls spanisch sprechend. „Hast du eine Ahnung, wer den Verband befehligt?“

      „Nein. Ich kenne die Schiffe nicht.“

      „Seewolf!“

      „Ich höre dich, Tiger!“

      „Einer unserer Freunde vom Stamm der Orang Laut hat mir vom Ufer aus ein Zeichen gegeben. Die Nachricht der Wächter am Käfig von Bulbas lautet: Der Tiger sitzt sicher, er konnte trotz aller Versuche nicht aus seinem Gefängnis ausbrechen.“

      „Den