Seewölfe Paket 7. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954394968
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besorgte sich eine Lunte und holte vom Kutscher Feuer. Gleichzeitig befahl er Al Conroy, die Stückpforten zu öffnen.

      „Du kannst doch jetzt nicht …“, sagte Al.

      „Tu, was ich dir sage“, sagte Ben hart. „Alle auf Backbord hoch, aber schnell.“

      Die Stückpforten gingen hoch, die Culverinen waren ohnehin geladen, und Ben hielt die Lunte an das Zündkraut.

      Ein dröhnender Knall erfolgte. Hinter dem Pulverschleier erkannte er, wie der Siebzehn-Pfünder in die Palme schlug und einen Hagel verursachte, der aus Kokosnüssen und zerfetzten Palmwedeln zu Boden prasselte.

      Die Eingeborenen, die sich auf die Seewölfe stürzen wollten, verschwanden wie Schatten im Dschungel. Ben Brighton fluchte vor Wut lang und anhaltend, als er den zweiten Siebzehnpfünder in den Urwald jagte.

      Er fluchte über die Seewölfe, die wie die Blinden in die überall lauernden Fallen rannten.

      Die gesamte Bucht war damit gespickt.

      Einer nach dem anderen sauste in Fallgruben, einen Fluch auf den Lippen, Verwünschungen murmelnd.

      Smoky zappelte in einem Netz, Luke Morgan hing wie eine reife Pflaume unter einer anderen Palme, und Carberry rannte brüllend wie ein gereizter Stier hin und her, seinen Belegnagel schwingend, um ihn auf Köpfe zu donnern, die längst nicht mehr da waren.

      Nach dem zweiten Schuß aus der Culverine erschienen die Eingeborenen blitzschnell und in breiter Phalanx. Mit Speeren und hölzeren Keulen bewaffnet, rückten sie gegen Big Old Shane und den Profos vor.

      Brighton konnte nicht mehr feuern, ohne die eigenen Leute ernsthaft zu gefährden, und so griff er zur Muskete, lehnte sie auf den Handlauf des Schanzkleides und zielte.

      Die restlichen an Bord befindlichen Seewölfe feuerten ebenfalls ihre Musketen ab und schlugen Breschen in die Angreifer.

      Carberry kämpfte wild um sein Leben. Sein Belegnagel traf auf Köpfe, er entriß einem der Kopfjäger den Speer, drosch wie mit einem Flegel um sich und mähte auf Anhieb fünf Wilde nieder.

      Er und Shane kämpften Rücken an Rücken, nach bewährter Methode wie immer, und hieben voller Wut um sich.

      Doch die Übermacht war zu groß.

      Brighton, der das alles in ohnmächtigem Zorn verfolgte, entschloß sich, doch noch mit den Culverinen weiterzufeuern.

      Der harte Knall erzielte immer eine gewisse Wirkung, auch wenn die Kugeln weit vom Ziel lagen. Er bewirkte, daß die Wilden immer wieder innehielten, sich etwas zurückzogen und erst danach zu einem neuen Angriff sammelten.

      „Gleich wieder nachladen, Al!“ rief er dem Waffenmeister zu, doch der verstand sein Handwerk besser als alle anderen und nickte nur hastig.

      Matt Davies legte einen Angreifer mit einem Musketenschuß flach auf den Boden, und da hatte Ben Brighton plötzlich eine Idee.

      „Matt!“ rief er. „Hole zwei von den neuartigen Brandsätzen, die mit der starken Ladung, los hau ab!“

      Mit so einem Brandsatz hatten die Eingeborenen ganz sicher noch keine Bekanntschaft geschlossen, und vielleicht würde der ihre krausen Gehirne wieder auf Kurs bringen.

      „Hier sind sie“, sagte Matt keuchend und schob den ersten der „Chinesischen Pfeile“ in die tragbare Halterung.

      Diese neuartigen Brandsätze hatten außer ihrer verheerenden Wirkung auch noch einen moralischen Effekt.

      Nach dem Abschuß erzeugten sie ein schrecklich anzuhörendes, ekelhaft pfeifendes Geräusch, das einem die Haare zu Berge stehen ließ. Ben hatte noch keinen gesehen, der sich nicht unwillkürlich dabei duckte und das Gesicht verzog, in der Annahme, der Teufel persönlich schwebe über ihm in der Luft und würde sich mit Wutgeheul auf seine arme Seele stürzen.

      Er hielt den Brandsatz fest, drehte das Gestell etwas herum und richtete ihn auf die Hütten. Diese Teufel würden sich jetzt verdammt wundern.

      Dann jagte das Ding los. Ben Brighton hielt sich bei dem entnervenden Höllenkonzert selbst die Ohren zu.

      Auf einem grauweißen Schweif fauchte er schreiend und pfeifend wie tausend kleine Teufel in den Himmel.

      Das Schrillen und Heulen nahm zu, und am Strand trat augenblicklich eine Wandlung ein.

      Beim ersten grellen Jaulen zuckten die Wilden zusammen. Dann sahen sie den Schweif aus Rauch und Feuer, hörten die tausend Höllenteufel immer entsetzlicher kreischen und warfen sich voller unbeschreiblicher Angst flach in den Sand.

      Für die Seewölfe war das nichts Neues, sie kannten das Geräusch und wußten um die Wirkung.

      Carberry und Shane sammelten die Speere ein, und der Profos konnte es nicht lassen, ab und zu einen der entnervten Wilden am Genick hochzuheben, um ihm ein paar saftige Hiebe zu verpassen.

      Dann warf er sie wie Lumpen in den Sand zurück, ohne daß sich einer von ihnen auch nur zur Wehr setzte.

      Aber noch war das Höllenkonzert nicht vorbei.

      Als sich gleich darauf blutroter und grellgrüner Regen vom Himmel in großen Tropfen ergoß, war es um die Beherrschung der Wilden endgültig geschehen.

      Kriechend, robbend und zähneklappernd bewegten sie sich davon, dem rettenden Urwald zu.

      Dann stellten sie fest, daß sich der furchtbare Regen auf ihre Hütten ergoß und am Strand ein gewaltiges Feuer aufflackerte.

      Sämtliche Hütten standen in Flammen, Feuersäulen gleich, die auf dünnen spinnigen Beinen standen.

      „Eine gute Idee ist manchmal viel wert“, sagte der Profos anerkennend. Dabei bewegte er sich vorsichtig auf die Fallgruben zu und starrte hinunter.

      In der einen hockten einträchtig Batuti und der Schimpanse beieinander und blickten aus großen Augen zu ihm auf. Die Gruben waren so tief angelegt, daß ein Mann ohne fremde Hilfe nicht mehr heraus konnte.

      „Geduld, Batuti“, sagte der Profos. „Wir holen Taue, du bist gleich draußen.“

      Von den Eingeborenen ließ sich keiner mehr blicken, bis auf einen, der vor Angst nicht kriechen konnte.

      Carberry packte die schlotternde Gestalt, prügelte sie windelweich und jagte den entnervten Burschen mit Fußtritten davon. Dabei brüllte er mit seiner Donnerstimme nach einem langen Tau, und daß es ja keiner wagen solle, das zweite Beiboot zu benutzen.

      Hasard war wieder auf den Beinen. Sein Kreuz schmerzte, und er verzog das Gesicht, nachdem sie ihn von dem Bambusgitter befreit hatten.

      Nur Blacky kriegten sie nicht herunter. Der brüllte, fluchte und bettelte, man möge ihn endlich abfieren. Leider wußte niemand, wie das ging, und so schnitt der Profos kurzerhand den Strick durch, der den seltsamen Mechanismus hielt.

      Blacky landete mit dem Hintern voran im Sand, fluchte, wollte aufstehen und verhedderte sich immer mehr in dem Netz.

      Ferris Tucker war bewußtlos, als Shane ihn aus der teuflischen Schlinge befreit hatte. Er schleppte ihn zum Strand, stieg über die toten Eingeborenen weg und schaufelte Hände voller Seewasser über den rothaarigen Hünen, bis der mit schmerzverzerrtem Gesicht endlich die Augen aufschlug.

      „Hölle und Teufel“, sagte Tucker heiser. „Jetzt weiß ich, wie das ist, wenn man an die Rah gehängt wird. Wo sind diese lausigen Teufel?“

      Er sah die brennenden Hütten und die schwarze Qualmwolke, die sich am Strand erhob.

      „Brandsätze, wie?“

      Shane nickte freundlich.

      „Quatsch jetzt nicht so viel, dein Hals ist ganz rot und stark geschwollen.“

      Bob Grey brachte das Tau, und einer nach dem anderen wurde aus der Grube gehievt.

      „Zurück zum Wasser“, ordnete Hasard an, der sich von der teuflischen Überraschung wieder