Seewölfe Paket 16. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397747
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      Der Seewolf stand gleichfalls auf und ging zu den Streithähnen hinüber. Er fand, daß das Spielchen schon viel zu lange gedauert hatte, und wollte versuchen, die Angelegenheit zu einer gütlichen Einigung zu führen.

      „Lieutenant“, sagte er. „Mein Name ist Philip Hasard Killigrew. Ich bitte Sie, nehmen Sie es meinem Freund Thorfin Njal nicht übel, daß er so rauhbeinig auftritt. Es ist nicht so gemeint.“

      „Sie können mir viel erzählen!“ rief der wütende Mann. „Der Kerl wandert für den Rest der Nacht in eine Zelle, das ist sicher!“

      „Mies, ganz mies“, brummte Mac Pellew, der beim Kutscher, bei Batuti, Shane und den Zwillingen stand. Er selbst hatte ja üble Erfahrungen mit dem Kerker von Plymouth, und er hätte noch jetzt dort festgesessen, wenn die Seewölfe ihn nicht herausgeholt hätten. „Ich kann’s keinem empfehlen, sich da einbuchten zu lassen“, fügte er murmelnd hinzu. „Schon nach ein paar Stunden würde man am liebsten mit dem Kopf gegen die Wand rennen.“

      „Bitte“, sagte Hasard noch einmal. „Verzeihen Sie meinem Freund. Üben Sie Nachsicht, Lieutenant. Ich bürge für Thorfin Njal und für alle anderen, die Sie hier vor sich sehen. Es sind alles anständige, unbescholtene Männer. Wir trinken noch ein Bier, und dann gehen wir, einverstanden?“

      „Nein!“ schrie der Lieutenant. „Zum letzten Male: Hauen Sie ab! Dies ist die letzte Aufforderung!“

      Hasard trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Na, dann fangen Sie mal mit dem großen Aufräumen an, Sir. Wir werden ja sehen, was daraus wird.“ Die barsche, bevormundende Art des Mannes reizte nun auch ihn.

      Thorfin Njal hatte ein hartes Grinsen aufgesetzt.

      „Wie war das, Kameraden?“ sagte er zu den Soldaten. „Wolltet ihr mich nicht verhaften? Nur zu.“

      „Abführen, den Kerl!“ schrie der Lieutenant seinen Männern zu, doch als er sie wieder zaudern sah, schien auch er wankelmütig zu werden. Im übrigen rückten jetzt die Männer der „Isabella IX.“ und des Schwarzen Seglers bedrohlich nahe heran, und auch dieser Umstand steigerte seine Bedenken gegen eine sofortige Aktion erheblich.

      Deshalb wählte er drei Soldaten aus und sagte: „Sie bleiben hier und passen auf, daß diese Strolche nicht das Weite suchen. Ich hole Verstärkung.“

      „Ja, Sir“, sagten die Soldaten, aber untereinander tauschten sie furchtsame Blicke.

      Erbost verließ der Lieutenant mit den beiden anderen Soldaten die „Bloody Mary“ und rammte die Tür hinter sich zu. Die Seewölfe und ihre Freunde vom Schwarzen Segler lachten, dann ließen sie sich wieder an den Tischen nieder.

      „Die nächste Runde, Plymmie!“ rief der Seewolf. „Und gib auch den drei Burschen etwas zu trinken, bevor der Tanz richtig losgeht!“ Er wies auf die Soldaten.

      Plymson hatte heftig zu keuchen begonnen, er sah seine schöne Einrichtung im Geist schon in tausend Trümmer zerspringen.

      „O bitte, geht doch“, jammerte er. „Ich zahle die gesamte Zeche, ich gebe euch den ganzen Abend aus, aber verschwindet bitte.“

      Wieder hieb der Wikinger mit der Faust zu, diesmal knallte sie auf einen der Tische, daß die Becher und Humpen tanzten. „Wohl verrückt geworden? Wir lassen uns hier nicht rumkommandieren! Was, Hasard?“

      „Genau. Wo bleibt denn da das Prestige?“ Der Seewolf grinste. Ihn stach jetzt der Hafer, die bekannten tausend Teufel tanzten wieder einmal in seinen eisblauen Augen.

      „Das was?“ fragte der Profos.

      „Hasard spielt auf unsere Ehre und unser Ansehen an“, setzte Dan O’Flynn ihm auseinander. „Mit anderen Worten, wir bleiben hier hübsch sitzen und warten auf die Verstärkung.“

      „Sir“, sagte der Kutscher. „Wäre es nicht doch besser, einen Kompromiß zu schließen? Ich meine – es wäre doch wohl nicht der richtige Beginn für unsere Reise, wenn wir mit blauen Augen und zerschrammten Gesichtern an Bord der ‚Isabella‘ zurückkehren würden.“

      „Nein, keinen Kompromiß!“ rief Philip junior. „Dad, laß uns bleiben! Das gibt eine schöne Keilerei!“

      Arwenack, der Affe, der neben ihm auf einem Hocker saß, klatschte begeistert in die Vorderpfoten und entblößte sein Gebiß, so daß es wirkte, als lache er.

      Hasard richtete sich auf und blickte in die Runde. „Wer lieber an Bord gehen will, der soll es jetzt tun! Wir anderen zeigen dem bornierten Lieutenant, daß wir es nicht gern haben, wenn in der ‚Bloody Mary‘ neue Sitten einreißen!“

      Alle blieben sitzen, keiner traf auch nur Anstalten, aufzustehen und fortzugehen. Die Zwillinge bangten nur, daß ihr Vater sie fortschicken würde, aber zu ihrem Glück tat er das nicht. Sie atmeten auf und grinsten sich in Vorfreude dessen, was nun gleich geschehen würde zu.

      „Plymmie, roll mit dem Bier an!“ schrie Ferris Tucker dem Dicken zu, der inzwischen leichenblaß geworden war. „Oder müssen wir es uns selber holen?“

      „Nein, nein, ich komme ja schon“, stammelte Plymson, dann füllte er die Humpen. Drei davon knallte er auf die Theke, und die Soldaten griffen danach. Plymson glaubte sich nicht zu täuschen: Ihre Hände bebten ein wenig, und auch ihren Mienen konnte man die Angst ablesen, die sie verspürten.

      Kein Wunder – er selbst zitterte ja auch schon! Ogottogott, dachte er, wie soll das bloß enden?

      Die Antwort auf diese Frage erhielt Nathaniel Plymson etwa eine Viertelstunde später. Der Lieutenant kehrte zurück, stieß die Kneipentür auf und marschierte sofort auf Hasard und den Wikinger zu. In seinem Gefolge befanden sich zwanzig Soldaten der Stadtgarde.

      „Alle festnehmen!“ brüllte der Lieutenant und winkte auch den drei Soldaten zu, die nach wie vor an der Theke standen und ihre Humpen soeben geleert hatten. „Ab hinter Gitter!“ schrie er. „Mal sehen, wer hier den längeren Arm hat!“

      „Ja, mal sehen!“ rief der Boston-Mann und sprang im selben Augenblick auf, in dem sich auch Hasard, Thorfin Njal, Ben, Roger, Jean Ribault, die O’Flynns, Shane, Ferris Tucker, Carberry und alle anderen erhoben.

      „Sir“, sagte der Seewolf zu dem Lieutenant, der nun beinah feuerrot im Gesicht war. „Ich appelliere noch einmal an Ihre Vernunft. Wir haben nichts verbrochen und nur ganz harmlos gezecht. Sie haben nicht das Recht, uns deswegen festzunehmen.“

      „Ich vertrete das Recht!“ brüllte der Lieutenant. „Und ich ersuche Sie dringend, keinen Widerstand zu leisten!“

      Carberry platzte der Kragen, er schrie zurück, daß der ausgestopfte Stör über der Theke zu wackeln begann und Plymsons Perückenhaare zu Berge standen: „Mach hier keinen Stunk, du gepökelte Kanalratte! Ich kann das nicht leiden! Verzieh dich, oder es setzt Hiebe!“

      „Gepökelte Kanalratte?“ wiederholte der Lieutenant verdutzt. „Meint der damit etwa mich?“

      „Sir, das war bestimmt auf uns gemünzt“, sagte einer der Soldaten beschwichtigend. Er hoffte wie seine Kameraden immer noch, daß sich das drohende Unheil verhindern ließ, aber er ahnte nicht, wie sehr er sich täuschte.

      „Verhaftet die Bande!“ schrie der Lieutenant mit überkippender Stimme. „Ich werde sie einsperren, auspeitschen und vor den Richter stellen!“

      „Heiliger Bimbam, laßt mir doch die Bude heil“, jammerte Plymson.

      Dann ging es los. Der Stör eilte zur Theke und riß seinen Außenbordkameraden, der immer noch leicht in Bewegung war, vom Haken. Plymson wollte ihn daran hindern, doch der Stör versetzte ihm einen Stoß vor die Brust, daß der Dicke rücklings gegen eins der Fässer prallte. Dabei verrutschte seine Perücke und hing ihm schief vor der Stirn. Er konnte nur noch mit einem Auge verfolgen, was passierte, doch auch das war noch viel zuviel für ihn.

      Der Stör sprang mit seinem ausgestopften Namensvetter auf den Lieutenant zu und hieb ihm das Ding einfach quer über