Seewölfe Paket 22. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397815
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Ich bin fest davon überzeugt, daß es klappt.“

      „Dann los!“ brüllte Carberry. „Nichts wie ran, du altes Walroß!“

      „Batuti und ich schaffen normalerweise an die fünfhundert, fünfhundertzwanzig Yards“, erklärte Shane. „Das ist schon eine ganze Menge. Ich will uns nicht selber loben, aber es gehört Kraft dazu, so einen Pfeil so weit zu schießen.“

      „Es hat schon zu Zeiten der ‚Golden Hind‘ Kerle gegeben, die fünfhundertsechzig Yards weit geschossen haben“, sagte der Seewolf seelenruhig. „Das ist sogar in den Chroniken festgehalten. Also, mein Alter, du brauchst dich gar nicht so zu brüsten.“

      Shanes Augen verengten sich etwas. Er fixierte Hasard. „Sag mal, hast du vor, dich heute mit uns anzulegen?“

      „Nein, ich bin nur neugierig, wie du die Schaluppen des Admirals treffen willst.“

      „Aye, Sir. Wir schießen also mit zwei Mann, wie ich schon sagte. Außerdem sollten wir gleichzeitig unauffällig Schoten und Brassen schricken, dann verlangsamt sich die Fahrt unserer ‚Queen‘, und die Kerle segeln zunächst mal dichter auf, was den Abstand zwischen uns logischerweise für eine bestimmte Zeit verkürzt.“

      „Bis sie’s merken“, sagte Ben trocken.

      „Ja, stimmt“, sagte Jean Ribault. „Und genau in dieser Zeit müssen unsere Schützen feuern.“

      „Eine feine Sache“, sagte der Seewolf. „Nur braucht ihr dazu längere Pfeile, wenn ich nicht irre.“

      Jetzt war es an Shane, seinen Kapitän anzugrinsen. „Bevor ich längere Pfeile schnitze, kann ich auch die Sehne straffer spannen.“

      „Ätsch“, sagte Barba und lachte. „Das war gut gebrüllt, Löwe.“

      „Nur zu“, sagte Hasard. „Wir freuen uns über jede Initiative.“

      „Damit wir diesen Bastard so schnell wie möglich wieder loswerden“, sagte die Rote Korsarin. „Er bringt uns noch von unserem eigentlichen Ziel ab.“

      Es waren genug Worte gewechselt worden, die Männer schritten zur Tat. Ferris Tucker und Al Conroy übernahmen den Part, den zwei Yards langen Bogen an der Heckbalustrade zu verankern. Sie versahen ihr Werk rasch und konzentriert und justierten die Waffe senkrecht. Dabei fingen sie die Bogenmitte in einem Querholz der Balustrade mit starken Sehnen ab, aber der Bogen hatte seitwärts und der Höhe nach noch Spielraum, damit man ihn entsprechend richten konnte.

      Big Old Shane und Batuti spannten die Bogensehne mit vereinten Kräften straffer als sonst üblich. Das alles geschah natürlich, ohne daß dabei allzuviel Betriebsamkeit gezeigt wurde, damit die Ausguckposten der beiden Verfolger nicht auf das Vorhaben aufmerksam wurden. Die Heckbalustrade der „Caribian Queen“ bot dafür auch gute Deckungsmöglichkeiten.

      Probehalber spannten Big Old Shane und der Gambia-Mann gemeinsam die Sehne und mußten nun erhebliche Kräfte aufwenden.

      „Aber es müßte gehen“, sagte Shane. „Ja, verdammt noch mal, es klappt.“

      Batuti entfernte sich, eilte über das Hauptdeck, verschwand im Vordeck und kehrte grinsend mit einem Bündel Pfeile zurück.

      „Pulverpfeile, Sir“, sagte er, als er an Carberry vorbeilief. „Das ist die richtige Ration für unseren Freund.“

      „Ha“, sagte der Profos. „Die werden sich schön wundern, wenn sie die Ladungen zwischen die Kiemen kriegen.“

      „Bölk nicht so“, sagte Smoky. „Willst du, daß der Admiral uns hört?“

      „Der sitzt auf seinen Ohren“, erklärte Carberry. „Der wacht erst auf, wenn ihm der Donner um die Ohren weht. Aber dann ist es zu spät, sage ich dir. Das wird ein Fest.“ Er begann bereits, sich die Hände zu reiben.

      Al Conroy hatte unterdessen scharf nachgedacht und wandte sich an die Kameraden auf dem Achterdeck. „Ich schlage vor, das Ding vorn an der Spitze noch ein bißchen zu beschweren“, sagte er, als er einen der Pulverpfeile von Batuti entgegennahm und prüfend in der Hand wog. „Masse plus stärkere Beschleunigung ergibt nämlich noch größere Reichweite.“

      „Das leuchtet mir ein“, sagte Ferris Tucker.

      „Ich weiß auch schon, wie wir das bewerkstelligen“, sagte Big Old Shane. „Für mich als den ehemaligen Waffenschmied von Arwenack sollte das wohl kein Problem sein, was?“ Sofort begann er, Bleiplättchen flachzuklopfen, die er wie einen Ring um die Spitze jedes Pfeiles legte und mit jeweils zwei Nägeln fixierte, die er wiederum durch das weiche Blei in das Pfeilholz trieb.

      Fünf Pfeile wurden auf diese Weise präpariert – dann war es soweit. Die beiden Zweimaster des Admirals segelten zu diesem Zeitpunkt an die tausend Yards entfernt achteraus.

      „Anpacken“, sagte Shane zu Batuti. „Wir bescheren den Himmelhunden ein paar heiße Minuten, mein Junge. Hast du auch genüg Zielwasser getrunken?“

      „Heißes Wasser mit Rum“, erwiderte der Gambia-Mann grinsend.

      „Das dürfte genügen.“

      „Und nachher gibt’s eine Extraration“, sagte Siri-Tong.

      „Drei Hurras“, sagte Big Old Shane und begann, die Bogensehne zu spannen. „Und jetzt Dampf. Gleich der erste Pfeil muß sitzen.“

      Auf Parallelkurs segelten die beiden Zweimastschaluppen des Luis Campos, die eine unterhalb des Kielwassers der „Caribian Queen“, also südlich versetzt, die andere oberhalb und somit nördlich. Sie lagen auf Backbordbug und befanden sich auf Rufweite. An Bord der Schaluppe in Lee – südlich – befand sich der Admiral. Aus schmalen Augen beobachtete er den Zweidecker, und seine Miene war etwas verkniffen.

      Bei aller Eitelkeit und Gespreiztheit zählte er zu jener Sorte, die sich nicht so leicht von einem einmal ins Auge gefaßten Ziel abbringen ließ. Er wollte den Zweidecker und die Frau, diese atemberaubende, faszinierende Eurasierin, haben. Ganz davon abgesehen hegte er aber auch Rachegelüste, einmal wegen der Dresche, die er und seine Spießgesellen in der „Schildkröte“ auf Tortuga bezogen hatten, zum anderen wegen des Verlustes der dritten Schaluppe, von der noch zehn Mann hatten geborgen werden können.

      Fünf Kerle waren ertrunken oder im Beschuß des Zweideckers tödlich verletzt worden. Auf beiden Schaluppen befanden sich jetzt je zwanzig Mann, und jeweils ein Ausguck stand vorn am Bug und spähte unausgesetzt zum Feind hinüber. Diese beiden Männer hatten den strikten Befehl, ausschließlich das Schiff im Auge zu behalten und jede Kursänderung oder welches Manöver auch immer unverzüglich zu melden.

      Campos hatte die Absicht, den ganzen Tag über Fühlung zu halten und in der Nacht dann noch einmal einen Enterversuch zu unternehmen. Zwar war ihm inzwischen klar geworden, daß er die „Caribian Queen“ nicht mal eben so „im Vorbeigehen“ vereinnahmen konnte. Auch wußte er mittlerweile, daß er es mit einem äußerst harten und kampftüchtigen Gegner zu tun hatte. Aber dennoch rechnete er sich Chancen aus, wenn er nach Mitternacht aus dem dunklen Sektor der See heraus schnell und überraschend mit beiden Schaluppen längsseits ging und enterte.

      Doch die Umstände waren nicht so vielversprechend und günstig, wie er sich das ausmalte. Mit anderen Worten: Der Einsatz seiner Männer ließ schon jetzt zu wünschen übrig. Sie waren von den beiden Auseinandersetzungen mit dem Gegner entnervt und verbiestert, und irgendwie spürten sie, daß sie sich auch ein drittes Mal die Zähne ausbeißen würden – an der „Chinesenhure“ und ihrem verfluchten Schiff, auf dem sich eine Ansammlung von Teufeln zu befinden schien.

      Der Bugausguck in der Schaluppe des Admirals beispielsweise stand da und schlief mit offenen Augen. Was schert mich der Zweidecker, dachte er immer wieder, soll er doch zum Teufel gehen.

      Sein Kumpan auf der anderen Schaluppe war auch nicht sehr viel aufmerksamer. Hinzu kam, daß sich zwei seiner Mitstreiter vorn auf der Back in die Haare geraten waren. Sie stritten sich wegen einer Wette herum.

      „Und ich hab’ doch gewonnen!“ stieß der eine aus.