Seewölfe Paket 13. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395026
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Sarazenen geschickt aus. Aber er erfuhr nicht viel, denn der Kapitän war mißtrauisch und geizte mit den Worten.

      Für Ali Rasul stand jedoch schon das Urteil fest. Der Sarazene hatte ihn betrogen, betrogen um die Sklaven und betrogen um das Gold, das er widerrechtlich und entgegen aller Geschäftspraktiken an sich genommen hatte.

      Aber einen Ali Abdel Rasul betrog man nicht, auch wenn der Sarazene sich bisher immer korrekt verhalten hatte. Ali glaubte genügend und einwandfreie Beweise zu haben.

      Die Pulverfässer wurden an Deck gestellt, scheinbar unabsichtlich an mehreren Stellen. Dann wurden die Lebensmittel nach oben gebracht, die der Sarazene verlangte.

      Er begutachtete alles, meckerte hier und da herum und versuchte, den Preis zu drücken, was Ali mit beifälligem freundlichem Lächeln quittierte. Aber er blieb bei dem Preis.

      „Du bist ein harter Knochen!“ fuhr er Ali an. „Deine Preise sind zu hoch. In der nächsten Stadt kriege ich das Zeug billiger.“

      „Herr, ich muß auch meine Leute bezahlen, ich bin ein armer Mann, der eine große Familie ernährt. Ich kann euch eine Zugabe geben. Aber dann möchte ich euch an Bord meines Schiffes bitten, damit Ihr euch eine der Kostbarkeiten aussuchen könnt. In welcher Währung wollt ihr mich bezahlen?“

      „In Piastern“, sagte der Kapitän.

      Mit meinen eigenen Piastern, dachte Ali, die du Hundesohn mir aus dem Versteck geklaut hast. Er lächelte verbindlich und blickte auf die kleinen Krüge und Fässer, die jetzt an Deck standen.

      Der Sarazene war neugierig auf die Zugabe, die der Händler ihm gewährte, und so zeigte er nach unten.

      „Gehen wir, ich habe nicht viel Zeit. Mein Schiff muß wieder aufgeriggt werden. Was qualmt da so entsetzlich bei euch an Bord?“ wollte er wissen.

      „Moshe wird Brotfladen backen, Herr. Er stellt sich dabei reichlich ungeschickt an. Eines Tages wird er das ganze Schiff in Brand setzen.“

      Der Sarazene enterte ab. Er sah sich die Feluke an und war erstaunt, daß das kleine Händlerschiff über eine hölzerne Schleudervorrichtung verfügte, mit der man Brandtöpfe und Griechisches Feuer verschießen konnte.

      Ali sah den Blick und lächelte.

      „Wir werden oft ausgeplündert, Herr. Aber wir wissen uns unserer Haut zu wehren. Bitte, folgt mir!“

      Kaum war der Sarazene an Bord, da beugten sich auch schon neugierige Köpfe über das Schanzkleid.

      „Steht nicht rum, glotzt nicht!“ befahl der Kapitän. „Geht an eure Arbeit, ihr Hundesöhne.“

      Die Köpfe fuhren zurück, und die Arbeit wurde emsig fortgesetzt.

      Ali Abdel Rasul bat den Kapitän in seinen bescheidenen Raum, der mit kostbaren Teppichen ausgestattet war. Teure Öllampen hingen von der Decke, auf dem Boden lagen Wasserpfeifen, Tonkrüge und Gewänder, alles, was die Händler verkauften.

      Zwei Mann aus Alis Besatzung lösten unauffällig die Leine, und gleich darauf trieb die Feluke leicht von der Schebecke ab. Zunächst bemerkte es niemand, doch dann fiel dem Sarazenen die leichte schlingernde Bewegung auf, und er stürzte an Deck.

      Gehetzt sah er sich um, starrte Ali an und wollte etwas sagen, denn die Feluke hatte bereits Fahrt aufgenommen und glitt aus der Bucht.

      Auf der Schebecke brüllten die Leute durcheinander und rangen die Hände, als das Händlerschiff weitersegelte.

      „Was hat das zu bedeuten?“ fragte der Sarazene mit vor Wut verzerrtem Gesicht. „Willst du Hundesohn mir wohl eine Antwort geben, du räudiger Köter?“

      Ali Abdel Rasul lächelte hintergründig. Der Sarazene sah sich plötzlich von sechs Männern eingekreist und wurde blaß.

      „Wenn du einem giftigen Köter die Zähne ziehst“, sagte Rasul immer noch lächelnd, „dann kann er nicht mehr beißen. Stimmt das?“ fragte er mit sanfter Stimme.

      Zitternd hob der Sarazene die Hände, als er den scharf geschliffenen Krummdolch an seiner Hüfte verspürte. Die Männer, die ihn umringten, starrten ihn mit finsteren Augen an.

      „Ali – Ali – Abdel Rasul!“ stammelte der Sarazene, als ihm endlich dämmerte, was hier passiert war.

      Der schlanke Mann sah ihn an und nickte.

      „Ganz recht, Hundesohn. Du hast mich bestohlen, du hast mich getäuscht und betrogen. Du hast keinen einzigen Gefangenen, aber trotzdem hast du mein Geld genommen! Das hast du nun davon.“

      „Ich habe nichts genommen!“ schrie der Kapitän angstvoll und hob abwehrend die Hände hoch, als der Dolch ihn drückte. „Und die Gefangenen sind im Verlies. Fünf Leute sind es.“

      „Und jetzt belügst du mich auch noch, du räudiger Hund. Wir hätten das verrechnen können, aber du mußtest mich auch noch verhöhnen, indem du fünf Steine in das Versteck legtest. Du hast meine Ehre besudelt und mich der Lächerlichkeit preisgegeben. Du weißt, wie ich darauf reagiere.“

      Der Sarazene schrie wie am Spieß, beteuerte lauthals seine Unschuld, aber dafür hatte Ali Rasul nicht mehr als ein verächtliches Lächeln übrig.

      „Sieh dir jetzt an, wie es Verrätern geht!“ sagte er kalt.

      Dann gab er seinen Männern einen Wink. Sie trugen einen runden Kessel an Deck, in dem es qualmte, zischte und brodelte. Vorsichtig legten sie ihn in den hölzernen Kopf der Schleuder. Dann trat ein Mann zurück und kappte das Tau mit dem die Schleuder gespannt war.

      Voller Kraft schoß der Topf in die Höhe, der Luftzug ließ das Leuchtöl erglühen, und eine helle Flamme schoß hoch, als der Topf einen großen Bogen beschrieb und sich wie eine glühende Sonne über der Schebecke entlud.

      Waberndes Feuer leckte nach allen Seiten, schaurige Schreie hallten von der Schebecke herüber, und dann stand sie schlagartig lichterloh in Flammen.

      Etwas später detonierten die Pulverfässer unter bestialischer Geräuschentwicklung. Der Rest der Schebecke flog krachend auseinander, und alles verging in einem Glutball.

      Der Sarazene stand mit leerem Blick da. Er hatte nur noch Angst, hündische Angst, und er sank heulend und jammernd auf die Knie und hob bittend die Hände.

      „Es muß der Spanier gewesen sein, Herr“, winselte er. „Ich war es nicht, bei Allah, ich schwöre.“

      „Du brauchst nicht mehr bei Allah zu schwören, Sarazene“, sagte Ali freundlich. „Einmal ein räudiger Hund, immer ein räudiger Hund, daran wird sich nichts ändern.“

      Der Sarazene stieß einen dumpfen Schrei aus, als ihm der Dolch in die Rippen fuhr und sein Leben beendete.

      Ali Abdel Rasul sah kalt auf ihn hinunter. Dann warf er einen Blick auf das Chaos in der Bucht und wandte sich ab.

      „Werft ihn über Bord!“ befahl er.

      Der tote Sarazene wurde über Bord geworfen und verschwand aufklatschend in der See. Er ging sofort unter und tauchte auch nicht mehr auf. Nur ein paar Blasen stiegen noch hoch.

      „Weiter, immer an der Küste entlang!“ befahl Ali.

      Er stand auf dem Achterdeck der Feluke und blickte ins Wasser.

      „Vielleicht hat er doch die Wahrheit gesprochen“, murmelte er leise, „vielleicht treffen wir diesen Spanier, wenn es ihn überhaupt gibt.“

      Doch dann schüttelte er den Kopf. Nein, nein, dachte er, es paßte alles viel zu gut zusammen. Der Sarazene hatte den Tod verdient.

      Noch während der Kutscher und einige andere die historische Stätte besichtigten, rollte dumpfer Donner durch die Luft. Das donnernde Geräusch erklang zweifellos aus Westen, und es mußte von jener Stelle herrühren, wo die Schebecke lag.

      Die Seewölfe legten das auf ihre Art aus, denn sie wußten es nicht anders.

      „Die haben den Kahn in die Luft gejagt“,