Seewölfe Paket 13. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395026
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sie ungläubig an.

      „Und euch ist nichts passiert?“ wollte Old O’Flynn wissen. „Die Kerle waren doch gewiß in der Überzahl.“

      „Das schon, aber unser gesundes Mißtrauen hat uns gerettet – und unsere schnelle Gegenwehr. Auf der Schebecke sind arabische Piraten, die sich auf den Sklavenhandel verlegt haben. Sie handeln mit weißen Sklaven, wir haben Kleiderfetzen von Spaniern gefunden, aber die Gefangenen waren nicht mehr an Bord. Man hat sie wahrscheinlich auf ein anderes Schiff gebracht, oder sie sind im Sturm ums Leben gekommen.“

      „Wir sollten den Mistkahn versenken, Sir“, sagte Big Old Shane und blickte finster auf die Felsen.

      „Wir werden ihm den Bug zerschießen, wenn wir an der Bucht vorbeisegeln. Hievt das Beiboot hoch. Sobald es an Bord ist, segeln wir weiter.“

      Die meisten waren dafür, die Schebecke zu stürmen, die restlichen Araber kräftig zu verprügeln und sie anschließend ins Land zu jagen. Dann wollten sie den Mistkahn versenken, aber Hasard winkte ab.

      „Damit halten wir uns nicht auf, Leute. Wir setzen ihm ein paar Siebzehn-Pfünder ins Vorkastell und segeln weiter. Bis der Kahn wieder aufgeriggt ist, wachsen den Kerlen lange Bärte, und sie werden noch eine Weile an uns denken.“

      Der Anker wurde gehievt und die Segel gesetzt. Darüber verging fast eine halbe Stunde, und als die „Isabella“ aus der Bucht manövrierte und langsam Fahrt aufnahm, verging noch einmal eine weitere halbe Stunde.

      Die Ausgucks suchten die Felsen ab, aber die geflüchteten Piraten waren entweder ins Landesinnere geflohen oder hatten sich irgendwo zwischen den Felsen gut versteckt.

      Langsam kam die Bucht in Sicht und mit ihr die Schebecke, die Menschenfalle.

      In dieser einen Stunde hatten die arabischen Piraten wie die Wilden geschuftet, weil sie fürchteten, die Giaurs würden mit ihrer gesamten Crew zurückkehren und alles kurz und klein schlagen.

      Sie hatten auch die Verwundeten und Toten mitgenommen und an Land gebracht.

      „Kein einziger befindet sich mehr an Bord, Sir!“ schrie Bill aus dem Großmars an Deck. „Aber ganz oben in den Felsen haben sich anscheinend einige versteckt.“

      Der Seewolf gab das Verstandenzeichen.

      Al Conroy hatte mittlerweile drei Culverinen laden lassen. Die Stückpforten waren auch schon hochgezogen. Er wartete nur noch auf den Feuerbefehl.

      Blacky stand bereit, Smoky hatte den glimmenden Luntenstock in der Hand, und Al Conroy selbst nahm bereits Maß.

      Der Schimpanse Arwenack verschwand nach oben – wie immer, wenn die Rohre Feuer spuckten. Dort hockte er auf der Großmarsrah und verzog grämlich das Gesicht.

      Hasard hatte die Arme auf die Schmuckbalustrade des Achterdecks aufgestützt und rief Al Conroy zu: „Ohne Erlaubnis feuern, wenn ihr das Ziel aufgefaßt habt.“

      „Aye, aye, Sir!“ tönte es zurück.

      Die anderen umstanden ihre Kameraden, und der Profos hatte die Arme in die Seiten gestemmt und sah finster zu der jetzt wirklich verlassenen Schebekke hinüber.

      „Glatte See, klares dichtes Ziel“, sagte er. „Wenn einer von euch nicht genau die Fliege trifft, die auf dem Vordeck sitzt, dann stopfe ich denjenigen anschließend in das Rohr und jage ihn mit zehn Pfund Pulver hinüber.“

      Aus den Bergen erklang plötzlich Gebrüll. Die arabischen Piraten hatten erkannt, was die „Isabella“ beabsichtigte, und jetzt zeigten sich auch einige.

      Sie brüllten, fluchten, und ein schwarzhaariger Kerl, den Hasard durch das Spektiv betrachtete, hüpfte ganz oben zwischen den Felsen hin und her und raufte sich die Haare.

      Smoky hielt die Lunte an das Zündkraut. Der Funke fraß sich zischend hindurch. Die Culverine entlud sich mit einem dumpfen Gebrüll und sauste zurück, bis die Brooktaue sie auffingen und stoppten. Gleichzeitig fuhr eine feuerrote Lanze aus dem Rohr, eine Qualmwolke entstand auf der Steuerbordseite.

      Unmittelbar darauf schlug es dröhnend im Vorkastell der Schebecke ein, und Planken wirbelten durch die Luft.

      Die zweite Culverine entlud sich mit Gebrüll, spuckte Rauch und Feuer und die Siebzehnpfünderkugel rasierte einen Teil des als Rammbug ausgebauten Galionseck weg.

      Auch dort ein Krachen, ein Zerfetzen von Holz und ein Splitterregen, der über das Deck und ins Wasser flog.

      Der dritte Schuß. Krachen, Bersten. Der Maststumpf der Schebecke flog mit einem Teil des Decks davon, und riß auf der anderen Seite das Schanzkleid auf.

      Als sich der Rauch verzogen hatte, war es in den Bergen still. Nur der Sarazene raufte sich noch immer die Haare und erstickte fast vor Wut.

      Jetzt erst sah man die Beschädigungen. Die drei Siebzehnpfünder der „Isabella“ hatten sauber getroffen und das Vorschiff in einen Trümmerhaufen verwandelt. Geborstene Planken ragten nach oben, die Galion war zerfetzt und zertrümmert. Von dem Rammsporn hing nur noch ein trauriger Stumpf nieder.

      „Ihr habt die Fliege getroffen“, sagte der Profos gönnerhaft. „Das habe ich ganz deutlich gesehen. Nächsten Monat ist Weihnachten, da dürft ihr euch alle etwas wünschen.“

      Das ohnehin verwüstete Deck glich nun einem Berg aus wahllos aufgeschichteten Trümmern, die Ferris Tucker neugierig musterte.

      „Das gibt Arbeit für die Hundesöhne“, sagte er fachmännisch. „Damit sind sie eine Weile beschäftigt und werden ihre Menschenjagd fürs erste vergessen. Man hätte den Kahn besser doch total versenken sollen.“

      Daß das ein anderer für ihn tun würde, erfuhr Ferris Tucker allerdings nicht mehr, aber es sollte nicht lange dauern.

      Die „Isabella“ segelte weiter, an der Bucht vorbei, und aus den Bergen rannten die Kerle ans Ufer, als gelte es ihr Leben.

      Langsam blieb die Bucht zurück. Die Schebecke entschwand ihren Blicken, und auch die Felsen wurden kleiner.

      Bevor die Nacht anbrach, wurde eine alte Ruinenstadt entdeckt, und als Hasard den fast flehentlichen Blick des Kutschers sah, wurde er weich und befahl zu ankern.

      Morgen in aller Frühe wollten sie sich ein Stück uralter Geschichte ansehen und dann endgültig weitersegeln.

      Die Sache mit dem Sarazenen hatte jedoch noch ein übles Nachspiel, von dem die Seewölfe ebenfalls nichts erfuhren.

      In der Dämmerung des nächsten Morgens lief eine kleine unscheinbare Feluke die Bucht des Minotaurus an.

      Sie hatte nur zehn Mann Besatzung, und aus dieser Besatzung, die ausschließlich aus Arabern bestand, hob sich nur ein Mann etwas aus der Masse der anderen heraus.

      Dieser Mann war Ali Abdel Rasul, den nur wenige kannten, den aber alle fürchteten, und der an den Küsten bis hinauf zur Ägäis Angst und Schrecken verbreitete, wenn nur sein Name fiel.

      Ali Abdel Rasul war groß und schlank, schwarzhaarig, mit kohlschwarzen Augen und einem Bärtchen, wie die Scheiche es trugen.

      Aber dieses Bärtchen trug er nicht immer. Mitunter war er glattrasiert, mal in kostbare Gewänder gekleidet, mal in Lumpen gehüllt, mal als Händler auftretend, der Ware an andere Schiffe verkaufte.

      Die Feluke lief in die Bucht. Die Segel wurden weggenommen, und der letzte Schwung brachte sie bis dicht auf den Strand, wo sie etwas schräg geneigt liegenblieb.

      Ali Abdel Rasul winkte zwei Männer herbei. Seine linke Hand lag auf einem goldverzierten Krummdolch, der im Gewand an seiner linken Hüfte steckte. Er trug ein burnusähnliches Gewand von ockergelber Farbe und hatte Sandalen an den Füßen.

      „Du siehst nach, wie viele Gefangene wir haben“, befahl er dem einen Mann, „und du drehst den Stein. Ich werde nachsehen, ob der Kapitän eine Nachricht hinterlassen hat.“

      Die beiden verbeugten sich fast ehrfurchtsvoll vor Ali und sprangen in den Sand.

      Der