Seewölfe Paket 13. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395026
Скачать книгу
schwang der Stiermensch mit einem leisen Knirschen zurück und gab den Blick in das Innere preis.

      Am Horizont ging die Sonne auf. Zaghaft schob sie sich von Osten her über das Meer und tastete mit roten und silbernen Strahlen über die Wasserfläche.

      Aber dafür hatte der Ägypter keinen Blick. Er zog sich an dem Felsen hoch und blickte in die kleine Höhlung.

      Das Gold, das Silber und die Perlen waren weg. Das war richtig so, das hatte sich der Kapitän geholt, wie es ihm zustand. Ali irritierten nur die fünf Steine, die darin lagen. Weiter befand sich nichts in dem Hohlraum.

      Verblüfft und ratlos nahm er sie heraus, drehte sie hin und her und wußte nichts damit anzufangen.

      Hinter ihm war ein weiterer Mann erschienen, ein kleiner, kriegerischer Bursche, der devot dienerte.

      Ali drehte die Steine immer noch hin und her, betrachtete sie von allen Seiten und wurde nicht schlau daraus.

      „Hast du dafür eine Erklärung?“ fragte er den Mann mit dem Wieselgesicht.

      Der starrte ebenfalls auf die Steine und schüttelte den Kopf. Dann blickte er seitlich auf das Bild des Stiermenschen.

      „O Herr“, sagte er, „vielleicht zürnt der Stier von Kreta und hat das Gold in Steine verwandelt.“

      „Meinst du, daß ein Halbgott das kann?“ fragte Ali spöttisch und kräuselte verächtlich die Lippen.

      „Die Halbgötter vermögen viel, o Herr.“

      „Aber dieser ist nur ein Bastard“, sagte Ali lachend. „Und du redest wieder einmal dummes Zeug, Moshe.“

      Der unterwürfig wirkende Mann zuckte ängstlich zusammen. Dann schwieg er bedrückt.

      „Ich möchte wissen, was hier vorgeht“, sagte Ali Rasul leise. Dann blickte er nach oben. Seine Hand tat eine herrische Bewegung, und gleich darauf schloß sich ganz sanft das Versteck mit einem leisen Knirschen.

      Auf Alis Zügen lag leichte Ratlosigkeit, aber er blieb geduldig stehen und wartete ab, bis der Mann aus den Bergen wieder zurückkehrte. Das dauerte fast eine Viertelstunde.

      „Was ist?“ fragte Ali knapp.

      „Es sind keine Gefangenen da, o Herr“, stammelte der Mann verstört. „Kein einziger Christenhund befindet sich in dem Verlies. Es ist leer.“

      „Bist du ganz sicher?“

      „Ganz sicher, Herr. Allah soll mich …“

      „Schon gut. Du willst noch etwas sagen?“

      „In der Bucht weit vor uns liegt der Sarazene, Herr. Sein Schiff ist arg beschädigt. Die Leute haben mich nicht gesehen, sie arbeiten und bessern aus.“

      Alis Gesicht verfinsterte sich bei den Worten. Er blickte auf die Steine, sah den Minotaurus an, und dann erschien in seinen dunklen Augen ein bösartiges Licht.

      „Keine Gefangenen“, sagte er, als spräche er zu sich selbst. „Das Gold ist fort, und dieser Hundesohn wagt es, in der Bucht liegenzubleiben und sein Schiff zu reparieren.“

      Wütend warf er die Steine in den Sand.

      „Er hat mich betrogen, dieser Hund. Er glaubte sich wohl in Sicherheit, aber dann hat ihm der Sturm übel mitgespielt. Gold und Silber hat er sich geholt, er hat die Bezahlung kassiert, ohne die geringste Gegenleistung zu erbringen. Das hat noch keiner gewagt.“

      In den Augen glomm es immer düsterer auf, und die beiden Männer traten ein paar Schritte zurück, als sie ihren Herrn so zornig sahen.

      „Dieser Hundling von einem Sarazenen“, sagte Ali flüsternd. „Er wagt es …“

      Mit schnellen Schritten ging er an Bord zurück. Sein Gesicht blieb jetzt kalt und ausdruckslos, aber in seinem Innern fraß der Zorn, da kochte es über diese bodenlose Frechheit.

      „Dorthin, wo die Schebecke liegt!“ befahl er.

      Die Männer sprangen ins Wasser, schoben mit vereinten Kräften die kleine Händlerfeluke ins Wasser und sprangen wieder auf.

      Sofort segelte die Feluke weiter, bis sie die bezeichnete Bucht erreichte.

      Ali Abdel Rasul starrte auf die Schebecke, die bestenfalls noch ein Wrack war. Die Reparatur würde eine Weile in Anspruch nehmen. Er sah, wie die Männer sich abmühten, den Mast aufzuriggen und die Schäden auszubessern.

      „Wer von ihnen ist der Sarazene, Moshe?“ fragte er.

      Moshe deutete dezent nach achtern, wo ein Mann mit mürrischem Gesicht stand und den zertrümmerten Balustradenschmuck anstarrte.

      „Der Kerl ganz achtern, Herr.“

      Auf der Schebecke wurden die Arbeiten jetzt unterbrochen, als die kleine Feluke in die Bucht segelte, die Segel strich und langsam heranglitt.

      Sie starrten den vermeintlichen Händler an und grüßten lässig.

      Ali Abdel Rasul verneigte sich.

      „Allahu Akhbar, meine Brüder“, grüßte er überschwenglich. „Allah sei mit Euch, Kapitän. Ihr seid doch der Kapitän, Herr?“

      Der Sarazene war in ausgesprochen übler Stimmung.

      Er erwiderte den Gruß mürrisch und fragte: „Was willst du? Was verkaufen?“

      „Allah beschütze dich, Herr“, sagte Ali. „Ihr habt schwere Schäden erlitten, wie ich sehe, und ihr werdet unsere bescheidene Hilfe gut gebrauchen können. Wir haben alles an Bord, was Euch zum Leben mangelt. Nüsse, Datteln, Oliven, frisches Gemüse, Beeren und auch Pulver.“

      Zuerst sah es so aus, als wollte der Sarazene die vermeintlichen Händler zum Teufel jagen, aber dann war er einem kleinen Plausch nicht abgeneigt und gestattete, daß die Feluke an der Bordwand vertäut wurde.

      „Wir könnten schon etwas gebrauchen“, sagte er und musterte den Händler mißtrauisch von oben bis unten. „Aber nur, wenn ihr vernünftige Preise aushandelt.“

      Alis Gesicht blieb devot und unterwürfig, wie die Händler ihren Kunden immer begegneten.

      „Ihr werdet zufrieden sein, Herr, und Ihr werdet über meine Preise ehrlich erstaunt sein.“

      „Dann kommt an Bord und bringt gleich Tee mit.“

      „Zu Diensten, Herr.“

      Ali und drei weitere Männer enterten geschickt und schnell auf und sahen sich bedauernd um.

      „Seid ihr zufällig hier vorbeigesegelt?“ fragte der Sarazene.

      „Zufällig, Herr. Wir wollten weiter nach China, um frische Ware zu übernehmen und dort zu handeln. Was ist geschehen, Herr? Wer hat euer Schiff so beschädigt?“

      Der Sarazene spuckte wütend über Bord. Dabei musterte er anerkennend den Dolch in Alis Gürtel, ohne zu wissen, wen er vor sich hatte.

      „Zuerst war es der Sturm, dann segelte ein spanischer Christenhund hier vorbei und feuerte auf uns, die wir doch völlig wehrlos waren.“

      „Und warum tat er das?“

      „Frag ihn selbst, Händler, ich weiß es nicht. Hast du auch Pulver anzubieten?“

      „Soviel ihr wollt, Herr.“

      Über Ali Rasuls Gesicht glitt ein Schimmer. Er blickte über das achtere Schanzkleid und gab den Befehl, ein paar Fässer Pulver an Bord zu bringen.

      Ein anderer erschien mit einem Kessel kochenden Wassers und kleinen Täßchen mit frischen Pfefferminzblättern.

      Ali nahm sie entgegen, hielt eins der zerbrechlichen Täßchen in der linken Hand und goß aus großer Höhe geschickt wie ein Zauberkünstler das kochende Wasser schwungvoll in das Täßchen. Dann tat er ein paar Tropfen Tamarindensaft dazu und in das andere ein paar Tropfen Rosenöl.

      Der