Seewölfe Paket 13. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395026
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und sah aus zusammengekniffenen Augen hinunter.

      Hasard fiel das eigenartige Gebaren jetzt auch auf, denn Ferris begann die Prozedur zu wiederholen. Schließlich blieb er kopfschüttelnd am Süll stehen.

      „Was ist los, Ferris?“

      „Die Maße stimmen nicht überein“, sagte Ferris Tucker. „Das ist es, was mich so wundert.“

      „Welche Maße stimmen nicht?“

      Ferris deutete nach unten, dann zur Bordwand.

      „Wenn man sein ganzes Leben lang mit Holz- und Schiffbau zu tun hat“, sagte er, „dann geht einem das in Fleisch und Blut über. Dann hat man das im Gespür. Den Außenmaßen der Schebecke nach müßte der Frachtraum breiter sein, mindestens ein Yard breiter.“

      „Sie könnten zur Verstärkung ein weiteres Schott eingezogen haben“, meinte Stenmark, aber Ferris widersprach.

      „Dazu gibt es keinen Grund. Die Schebecke ist aus gutem starken Holz gebaut, da zieht man kein unnötiges Schott nachträglich ein.“

      „Und was vermutest du?“ fragte Hasard.

      „Bisher noch gar nichts, denn ich sehe den Sinn dahinter nicht. Aber es kann in dem Raum eine Kammer geben für Schmuggelgut oder ähnliche Diebesbande, einen geheimen Raum wie ihn auch der Schwarze Segler des Wikingers hat.“

      Hasard maß das nach, es war ihm nicht aufgefallen, was Ferris mit bloßem Auge entdeckt hatte und fand es bestätigt. Der Raum verbarg etwas, das stand fest.

      Noch einmal ließ sich Ferris hinunter, besah sich die Wände, klopfte mit den Fäusten dagegen, und entdeckte auch eine Stelle, die hohl klang, aber sie lag so weit unten, daß sie als Versteck sinnlos erschien.

      Nirgendwo ließ sich jedoch eine heimlich eingebaute Tür erkennen, so exakt der Zimmermann auch alles absuchte. Schließlich gab er es auf und enterte an Deck.

      „Sehen wir mal vorn nach“, entschied Hasard, nachdem die Suche nichts eingebracht hatte. „Zwei Mann bleiben an Deck, die anderen beiden gehen mit mir.“

      „Wir können inzwischen schon achtern nachsehen“, sagte Carberry.

      „Nein, ihr bleibt an Deck, du und Stenmark“, entschied Hasard.

      Im Vorschiff gab es zwei Schotts, ähnlich denen der „Isabella“, wo das eine zur Kombüse führte.

      Auch hier führte das eine zur Kombüse, während das andere einen Niedergang aufwies, der mit sechs Stufen nach unten führte.

      Die Kombüse sah so aus, als sei sie seit einigen Tagen nicht mehr benutzt worden. Auch hier war ein wenig Seewasser eingedrungen. Der Duft war allerdings unbeschreiblich, denn es roch nach vergammelten Essensresten und durchdringend nach fauligen Kräutern. Töpfe, Tiegel und Pfannen waren verdreckt, verklebt und schmierig, was Hasard zu der Bemerkung veranlaßte: „Wenn in diesem Saustall mein Schiffskoch Essen zubereiten würde, dann würde ich ihn zur Abschreckung an die Rah hängen.“

      Sie schlugen das Schott wieder zu, trotzdem legte sich der Geruch nach fauligen Gewürzen über das ganze Schiff. Er schien durch das Holz nach außen zu dringen.

      Der nächste Raum. Der Geruch hing pestilenzartig darin, und im ersten Augenblick zuckte Hasard zurück, denn es erinnerte ihn an den Pesthauch, der aus offenen Gräbern wehte.

      „Mann“, sagte Dan O’Flynn, „da liegen bestimmt Leichen.“

      Der Raum war fast dunkel. Hasard stolperte über ein baumwollenes Tuch und fluchte leise, denn im ersten Augenblick glaubte er einen menschlichen Körper zu berühren.

      Dan ging ein paar Schritte zurück, und öffnete das Schott noch weiter, das wieder halb zugefallen war. Jetzt drang das Tageslicht etwas besser herein.

      Für eine Unterkunft war der Raum fast komfortabel, fand Hasard. Hohe Kojen waren auf beiden Seiten eingebaut, und es gab sogar eingebaute Schapps mit Ornamenten und Arabesken verziert.

      „Hier scheinen die Abmessungen ebenfalls nicht zu stimmen, Sir“, ließ sich Ferris Tucker vernehmen. „Auch dieser Raum müßte eigentlich etwas breiter sein. Aber vielleicht hat das Schapp viel Tiefe.“

      Er öffnete eins der Schapps, dessen Tür sich knarrend drehte. Es war leer, außer einem schmuddeligen Hemd, das auf dem Boden lag.

      Die Tiefe betrug bestenfalls eine Elle, mehr nicht.

      Ferris klopfte dagegen. Es klang hohl, hohl von oben bis unten.

      Er sah Hasard an, legte den Finger auf die Lippen und deutete mit dem Kopf nach oben.

      Als sie an Deck standen, schloß Ferris das Schott und lehnte sich dagegen. Der Profos und Stenmark traten näher heran.

      „Mit diesem Kahn stimmt etwas nicht“, sagte Ferris energisch. „Es gibt mir zuviel Hohlräume. Du wirst dich erinnern, Sir, daß auch wir so etwas schon einmal entdeckten. Ich werde das Gefühl nicht los, daß wir von etlichen Augen belauert werden.“

      „Du glaubst, in dieser Schebecke haben sich Leute verborgen, die nur darauf warten, um über uns herzufallen?“

      „So ist es, das glaube ich jedenfalls.“

      „Aber das ist Quatsch, Ferris“, sagte Dan. „Wir haben das Schiff lange beobachtet, und es hat sich nichts darauf gerührt. Mag ja sein, daß es hier zahlreiche Verstecke gibt, aber so lange werden die Kerle doch wohl nicht warten.“

      „Ich habe auch so ein unbestimmbares Gefühl“, erklärte Hasard. „Aber es ist möglich, daß man uns längst gesehen, vielleicht unsere Ankunft bemerkt hat, und da haben sich die Kerle entsprechend darauf vorbereitet. Sie rechnen ganz sicher damit, daß wir das angeschlagene Schiff sehen und es untersuchen. Das ist aber alles nur bloße Theorie.“

      „Wenn wir erst die Beweise kriegen, ist es zu spät“, meinte der Schwede Stenmark. „Ich glaube auch, daß man uns einen Köder vorgelegt hat, nach dem wir schnappen sollen.“

      Hasard ging weiter, den Niedergang zum Achterdeck hoch. Einmal glaubte er, ein feines Knistern zu hören, aber das konnte wirklich vom Holz stammen und war ganz natürlich.

      Das Achterdeck war kahl, wie leergefegt, ein Teil der Schmuckbalustrade, die es zur Kuhl hin abschloß, war zersplittert.

      Unter dem Niedergang befanden sich ebenfalls zwei Kammern. Die Schotten waren geschlossen.

      „Bleibt mal da unten“, sagte er, „ich sehe mich nur ein wenig um. Haltet die Augen offen.“

      Es, war ein merkwürdiges Gefühl, über dieses Schiff zu laufen und zu ahnen, daß man in einer tödlichen Falle saß, die jeden Moment zuschnappen konnte. Ebensogut war alles harmlos, und niemand lauerte ihnen auf, wer konnte das schon sagen!

      Hasard ging bis zum verlängerten Grätingdeck und blieb lauschend stehen.

      Blitzschnell drehte er sich um, denn er glaubte erneut, ein leises Geräusch zu hören. Wie hastiges Trappeln klang es. Aber von seinen Leuten hatte sich keiner bewegt.

      Auf der Kuhl stand Ferris Tucker in angespannter Haltung, neben ihm Dan, der mit zusammengekniffenen Augen alles musterte, und Stenmark, der sich gerade bückte und ein langes Holzstück aufhob.

      Mit ein paar schnellen Schritten war er an dem einen Schott zum Vordeck und klemmte das Holzstück so fest, daß sich das Schott nicht von innen öffnen ließ.

      Dann kehrte er zurück, die Pistole in der Faust, nach allen Seiten mißtrauisch sichernd.

      Wieder hörte Hasard auf dem Achterdeck das leise Scharren.

      „Achtung!“ brüllte er laut.

      Dann war auch schon die Hölle los.

      8.

      Krachend flogen zwei Schotts auf. Sie wurden fast herausgesprengt, so donnerte es.

      Augenblicklich