Seewölfe Paket 12. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395019
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hielt sein eigenes Messer in der Hand, als sich der Pirat von dem Felsvorsprung schwang, auf dem er sich verborgen hatte. Der Mann, ein sehniger, breitschultriger Pirat mit schweißglänzendem bloßen Oberkörper, konnte sich gerade noch im letzten Moment im Sprung herumwerfen, so daß er Batutis Klinge entging.

      Batuti warf sich sofort wieder herum und versuchte, auf die Beine zu gelangen, aber der Pirat war schneller. Mit einer wischenden Bewegung seines linken Beines brachte er den Neger zu Fall.

      Batuti stöhnte vor Schmerzen laut auf. Er war mit der Seite auf einen spitzen Stein geprallt. Er kriegte für einen Augenblick keine Luft mehr. Sterne wirbelten vor seinen Augen., Instinktiv riß er seinen rechten Arm zur Abwehr hoch.

      Der Pirat hatte im Gefühl des sicheren Sieges nicht damit gerechnet. Er brüllte, als er sah, daß er dem Messer des Schwarzen nicht mehr ausweichen konnte. Verzweifelt versuchte er seinerseits, den Gegner mit dem Messer zu treffen, aber seine Klinge ratschte nur über den felsigen Boden. Noch einmal hob er die Hand, doch die Finger hatten nicht mehr die Kraft, den Knauf fest zu umschließen. Das Messer fiel klirrend auf den Felsboden, und der tödlich verwundete Mann sackte über seinem Bezwinger zusammen.

      Batuti schob den regungslos auf ihm liegenden Körper des Piraten schnaufend von sich weg und erhob sich. An den gebrochenen Augen des Mannes sah er, daß die Klinge seines Messers tödlich getroffen hatte.

      Batuti wollte sich den Toten auf die Schultern packen, als zwei der Piraten, die beim Schotten gewesen waren, auftauchten. Sie grinsten, und einer von ihnen schlug ihm auf die Schulter.

      Der Schweiß auf dem Gesicht des Negers und sein keuchender Atem ließen sie glauben, daß Batuti am Ende seiner Kraft sei. Batuti ließ sie in dem Glauben, denn sonst hätten sie sicher von ihm erwartet, daß er selbst den Toten zu den anderen geschleppt hätte.

      Am Feuer war alles entschieden. Batuti ging zu Stenmark, Matt Davies und Blacky hinüber, die ein paar Schritte von den anderen entfernt im Sand hockten.

      Blacky hatte eine stark blutende Wunde am linken Unterarm, die von der Schneide eines Enterbeiles herrührte. Stenmark versuchte, die Blutung mit einem Stück Stoff aufzuhalten, aber er schaffte es nicht.

      Batuti schob den Schweden zur Seite und kümmerte sich um Blackys Arm, während er unauffällig in die Runde blickte und zwischen den Zähnen hindurch fragte: „Was Schotte nun vorhaben?“

      Matt Davies zuckte mit den Schultern.

      „Keine Ahnung“, gab er leise zurück. „Sie haben gekämpft wie die Wilden, und sie haben alle getötet, obwohl es gar nicht notwendig gewesen wäre.“

      „Halt die Klappe!“ zischte Stenmark.

      Matt schwieg. Auch er sah jetzt, daß der Schotte auf sie zutrat. Die anderen waren dabei, die Toten wegzuschleppen. Wahrscheinlich würden sie ihre Kumpane in irgendeinen Felsspalt werfen, wo niemand sie wiederfinden konnte.

      Der Schotte grinste sie an.

      „Ihr habt gut gekämpft“, sagte er. „Ohne den Neger wäre Trugeot wahrscheinlich entwischt und hätte die anderen warnen können. Damit habt ihr unser, aber auch euer Leben gerettet.“

      „Es wäre langsam an der Zeit, daß du uns erklärst, was du vorhast“, sagte Matt Davies und erhob sich.

      Der Schotte hob die Hand, als er sah, daß Matt noch mehr sagen wollte.

      „Deshalb will ich mit euch sprechen“, erklärte er. „Es geht um die Führung der ‚L’Exécuteur‘. Wir haben einen Kapitän, der nicht in der Lage ist, ein Schiff zu führen, aber ein Viertel der Beute, die wir uns mit unserem Blut erkämpfen, für sich beansprucht.“

      „Warum jagt ihr ihn nicht einfach zum Teufel?“ fragte Stenmark grollend. „Warum schlachtet ihr eure Kameraden ab?“

      „Die meisten Männer auf der ‚L’Exécuteur‘ glauben, daß sie ihn brauchen“, erwiderte der Schotte. „Er soll einen Freund bei den Spaniern haben, der seine Hand schützend über ihn und seine kleine Festung im Süden von Espanola hält. Tatsächlich sind die anderen bekannten Piratenstützpunkte auf Espanola schon häufiger von den Spaniern angegriffen worden, die von Comte de Fauvenoir aber bisher noch nie.“

      „Das ist auch was wert“, sagte Blacky.

      „Bisher haben wir das auch gedacht“, erwiderte der Schotte.

      „Wer ist eigentlich wir?“ fragte Matt Davies lauernd.

      Der Schotte starrte ihn mißtrauisch an. Aber dann sagte er sich wohl, daß sie mit dem Überfall auf die Leute des Comte zu Kumpanen geworden waren, die entweder zusammen siegten oder untergingen.

      „Unser Anführer ist Le Requin – das heißt auf englisch der Hai“, sagte er. „Le Requin ist der Mann, der die ‚L’Exécuteur‘ führt. Seine Leistungen entscheiden über den Erfolg oder Mißerfolg der Mannschaft. Bisher hat Le Requin aus dem gleichen Grund wie die anderen immer zum Comte gehalten, aber in letzter Zeit hat er herausgefunden, warum seine Festung von den Spaniern nie angegriffen wird.“

      „Arbeitet der Comte mit den Spaniern zusammen?“ fragte Stenmark.

      Der Schotte nickte. „Genau. Wir haben von allen Seiten Gerüchte gehört, und Le Requin hat herausgefunden, daß diese Gerüchte stimmen. Die große Beute haben immer die anderen erworben. Der Comte hat jedesmal, wenn uns ein dicker Fisch vor die Kanonen lief, zum Rückzug geblasen. Er behauptete dann immer, wir würden uns die Spanier auf den Hals hetzen, wenn wir ihnen zu große Brocken wegnähmen.“

      „Und warum schlagt ihr gerade jetzt zu?“ fragte Stenmark wieder.

      Der Schotte beugte sich vor. Er sprach leise, als hätte er Angst, irgend jemand könnte sie belauschen.

      „Diesmal will sich Le Requin an einen ganz großen Brocken wagen“, sagte er. „Wir sind nicht allein hier zwischen den Inseln der Heiligen Ursula und ihrer zehntausend Jungfrauen. Mehr als ein Dutzend Schiffe wollen sich hier treffen und gemeinsam einen Konvoi der Silberflotte abfangen.“

      Matt Davies pfiff durch die Zähne. Er wußte, was es bedeutete, die Silberflotte der Spanier anzugreifen. Die Schiffe, die das Silber, das Gold und die sonstigen Schätze Amerikas nach Spanien brachten, wurden von schwerbestückten Kriegsgaleonen begleitet. Bisher waren die Angriffe auf diesen Konvoi fast ausnahmslos gescheitert. Nur wenn der Sturm das eine oder andere Schiff aus diesem Konvoi gesprengt hatte, war es mal einem Piraten in die Hände gefallen.

      „Und ihr erwartet, daß die Flotte den Kurs nördlich der Jungferninseln nimmt?“ fragte er skeptisch.

      Der Schotte schüttelte den Kopf.

      „Sie wird die Passage südlich der Muchoir-carré-Untiefen nehmen“, erwiderte er. „Dort läßt sich aber zur Zeit kein Pirat sehen, um die Spanier nicht zu warnen.“

      „Ich nehme an, dieser Le Requin vermutet, daß euer Kapitän das Unternehmen an die Spanier verraten wird“, sagte Stenmark.

      Der Schotte begann zu grinsen. Er schaute die anderen an und sagte: „Euer blonder Freund ist ein ganz schlaues Bürschchen, wie?“

      „Wir sind alle schlau – bis auf den da“, Matt Davies wies auf Blacky, „aber dafür kann er besser hauen als wir.“

      Blacky wollte Aufbrausen, doch der Schotte winkte lachend ab.

      „Euer Freund hat recht“, sagte er. „Der Comte wird die Spanier warnen, wenn wir nicht etwas dagegen unternehmen. Vielleicht hat er schon etwas in die Wege geleitet. Deshalb auch das Treffen hier unten bei den Jungferninseln. Der Comte glaubt, daß wir die Silberflotte hier erwarten. Die Kapitäne der anderen Schiffe haben Le Requin ein Ultimatum gestellt. Wenn er nicht Kapitän der ‚L’Exécuteur‘ ist, wenn sie eintreffen, werden sie unser Schiff in Fetzen schießen und uns alle töten, um einen Verrat zu verhindern.“

      „Verdammt, warum stellt sich dein Hai nicht vor die Mannschaft und erzählt ihr das, was du uns jetzt erzählst?“ fragte Matt. „Sie würden den Comte sicher in Stücke