Seewölfe Paket 12. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395019
Скачать книгу
wüßten, was du hier schon wieder ausheckst.“

      „Pah“, sagte Hasard, „wenn die Lust haben, ein paar Monate auf diesem vergammelten Kahn zu verbringen, ist das ihre Sache. Ich will zurück auf die ‚Isabella‘. Sobald ich nur den Flaggentopp von Dads Galeone sehe, werde ich entweder die Piraten ausschalten oder die Karacke in die Luft sprengen.“

      Philip schüttelte den Kopf. Sein Bruder war ihm in solchen Augenblicken immer ein bißchen unheimlich. Aber er hatte recht. Auch er, Philip, wollte so schnell wie möglich auf die „Isabella“ zurück.

      4.

      Stenmark und Matt Davies hatten sich nicht getäuscht. Sie hatten nicht lange warten müssen. Gleich am nächsten Morgen war der Schotte bei ihnen aufgetaucht und hatte sie aufgefordert, mit ihm an Land zu gehen, um – wie er sagte – die nähere Umgebung des Ankerplatzes der Karacke zu erforschen.

      Sie hatten sofort gewußt, daß der Schotte alles andere vorhatte, nur nicht die Erforschung der Insel. Zu ihrer Überraschung hatte der Schotte verlangt, daß der Kutscher an Bordder „L’Exécuteur“ bleiben solle.

      Der Kutscher hatte protestiert, aber der Griff eines riesigen, dunkelhäutigen Mannes mit einem martialischen Schnurrbart nach dem Krummdolch hatte ihn verstummen lassen.

      Sie hatten verstanden, daß der Kutscher und die Zwillinge praktisch Geiseln der Piraten waren, und die Spannung in ihnen wuchs, was der Schotte mit ihnen vorhatte.

      Der Schotte ging nicht allein mit ihnen an Land. Sechs Kerle begleiteten ihn, und jeder von ihnen war ein Baum von einem Mann. Es schien, als hätte sich der Schotte für sein Unternehmen die stärksten Männer ausgesucht.

      Nun lagen sie schon seit einer Stunde in der Deckung einer Felswand und starrten hinunter in die kleine Mulde, in der ein Dutzend Piraten ein Bergschaf an einem Spieß über einem offenen Feuer briet. Wahrscheinlich hatten die Männer den Fraß ihres Koches satt und die Gelegenheit wahrgenommen, endlich mal etwas Handfestes zwischen die Zähne zu kriegen.

      Stenmark, Matt Davies, Batuti und Blacky wußten, was ihnen bevorstand. Der Schotte hatte es ihnen gesagt, als sie diese Deckung hier bezogen hatten.

      Die zwölf Piraten, die dort unten das Bergschaf brieten, sollten nicht lebend zum Piratenschiff zurückkehren. Den Grund dafür kannten die Männer von der „Isabella“ nicht. Der Schotte hatte keine Antwort auf eine dementsprechende Frage von Matt Davies gegeben. Es schien, als wäre heimlich eine Meuterei des Riesen mit dem roten Kopftuch gegen den Kapitän im Gange, und es sah so aus, als hätten dieser und sein Vertrauter, der Schotte, nicht genügend Männer zur Verfügung, die Meuterei auch durchzuführen.

      Der Schotte hatte jeden Widerspruch der nach seiner Meinung „Ausgesetzten“ im Keim erstickt. Er hatte unmißverständlich erklärt, daß der Kutscher und die Zwillinge nicht mehr lange am Leben bleiben würden, wenn sie sich weigerten, an dem Überfall teilzunehmen.

      „Wir werden uns trennen und von zwei Seiten angreifen“, sagte der Schotte in diesem Augenblick grinsend. „Es sieht so aus, als sei das Bergschaf bald soweit. Wir sollten uns beeilen, damit das Fleisch nicht verkohlt.“

      Die Piraten nickten, und eine Gruppe, der sich Matt Davies und Blacky anschließen mußten, verschwand hinter dornigen Büschen.

      „Los jetzt“, sagte der Schotte. Wütend schlug er einem seiner Männer auf die Hand, als dieser seine Pistole aus dem Gürtel zog. „Bist du verrückt?“ zischte er. „Willst du, daß die Männer auf der ‚L’Exécuteur‘ uns hören? Dann schieß dir lieber gleich selbst eine Kugel in den Kopf, du Idiot!“

      Der Mann zog den Kopf zwischen die Schultern und steckte die Pistole wieder weg.

      Stenmark und Batuti hielten sich dicht nebeneinander. Ihnen gefiel nicht, was hier geschah, aber wie es aussah, hatten sie keine Möglichkeit, den Plan des Schotten zu durchkreuzen. Und warum sollten sie auch? Es konnte nur gut für den Seewolf und die anderen Männer auf der „Isabella“ sein, wenn sich die Piraten gegenseitig bekämpften.

      Die Piraten in der Mulde fühlten sich sicher. Bisher hatten sie kein Anzeichen von menschlichem Leben auf der Insel entdeckt, also brauchten sie auch nicht zu befürchten, überfallen zu werden. Sie lachten und unterhielten sich laut, so daß der Schotte und seine Männer bis fast auf wenige Schritte an sie heranschleichen konnten, bis der erste merkte, daß sie nicht mehr allein waren.

      Es war ein hagerer Mann mit einer schiefen Nase, der sich umdrehte und den Schotten als erster entdeckte.

      „Holà, Ecossais!“ rief er grinsend, aber Stenmark, der schräg hinter einem der anderen Piraten stand, sah, daß dieses Grinsen alles andere als herzlich war.

      Die anderen Piraten, die um das Feuer saßen, das fast rauchlos brannte, zuckten herum und erhoben sich. Sie schienen alle zu wissen, daß das Auftauchen des Schotten für sie nichts Gutes bedeuten konnte. Wahrscheinlich sahen sie es auch an den Gesichtern der weiteren Piraten, die jetzt neben den Schotten traten.

      Ihre Hände tasteten nach den Waffen, die sie in Gürteln oder Bandelieren stecken hatten.

      Der Schotte sagte etwas auf französisch, was Stenmark nicht verstehen konnte. Die anderen Piraten zögerten für einen Moment, aber als sich einer von ihnen kurz umdrehte, die heranschleichenden Männer entdeckte, die ihnen in den Rücken fallen sollten, und laut seine Warnung herausschrie, war von einem Augenblick zum anderen die Hölle los.

      Der Schotte und seine Leute stürzten sich wie die Berserker auf ihre Kumpane. Messer blitzten in der Sonne, und Entermesser und Beile zischten durch die Luft.

      Die kleine Mulde war vom Keuchen der Kämpfenden und dem Klirren der Waffen erfüllt.

      Stenmark, der sah, wie einer der Piraten am Feuer seine Pistole zog und auf den Schotten anlegte, warf sich mit einem Hechtsprung vor und riß den Mann mit sich zu Boden. Eine Faust traf ihn im Gesicht. Er spürte, wie ihm Blut aus der Nase lief, aber er kümmerte sich nicht darum. Er wußte, daß es jetzt auch um sein und das Leben seiner Kameraden ging. Schlug dieser Überfall fehl, dann würden er, Batuti, Matt Davies und Blacky genauso an einer Rahnock hängen wie der Schotte.

      Stenmark mußte noch ein paar Schläge hinnehmen, bevor es ihm endlich gelang, sich auf den Piraten zu wälzen und ihn mit dem Knauf seines Messers zu betäuben. Hastig sprang er auf und schaute wild um sich. Aus den Augenwinkeln sah er eine Bewegung bei den Büschen, von denen aus sie den Piraten am Feuer entgegengetreten waren.

      „Batuti!“ brüllte er.

      Der Gambia-Neger drehte den Kopf und starrte zu Stenmark herüber. Die rechte Hand des Schweden wies auf die Büsche, hinter denen einer der angegriffenen Piraten verschwunden war.

      „Einer will abhauen!“ schrie er.

      Batuti begann sofort zu laufen. Auch er begriff offensichtlich, daß niemand an Bord der „L’Exécuteur“ erfahren durfte, was hier geschah.

      Mit langen Sätzen hetzte er hinter dem Mann her, der sich von den anderen hatte absetzen können. Hinter den Büschen verharrte er einen Moment. Von dem Geflüchteten war nichts zu sehen.

      Batuti senkte den Blick, um nach Spuren zu suchen. Er sah Abdrücke von Sandalen, die auf die Felswand zuführten, unter denen sie mit dem Schotten gelegen und die Piraten am Feuer beobachtet hatten.

      Batuti lief los und folgte den Spuren. Sie kreuzten die breite Fährte, die der Schotte und seine Männer hinterlassen hatten. Dicht unterhalb der Felswand, wo der Boden fest und steinig wurde, waren die Spuren plötzlich wie vom Erdboden verschluckt.

      Batuti blieb stehen und schaute sich um. Er befand sich hier in einer weiträumigen Kaverne, die von Felsen begrenzt wurde. Es war eine Art Sackgasse. Der Pirat war in die Falle gelaufen.

      Batuti zögerte. Wenn er nicht vorsichtig zu Werke ging, konnte die Kaverne für ihn selbst zur Falle werden. Er überlegte, ob er vielleicht auf die anderen warten solle, als er für den Bruchteil einer Sekunde auf der Felswand über sich einen Schatten sah.