Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745215021
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will, dass er gefunden wird. Und zwar rasch. Aber nicht in Erikas Wohnung."

      "Du möchtest in der Zeitung lesen, ob er eines gewaltsamen Todes gestorben ist, nicht wahr?"

      "Genau."

      "Dann empfehle ich die Hausnummer 21. Dort spielen täglich die Rotznasen auf der Straße. Die werden morgen früh über ihn stolpern."

      "Nein, nein. Ich möchte nicht, dass er von Kindern entdeckt wird. Diesen Schock möchte ich ihnen ersparen."

      "Wie rücksichtsvoll!", höhnte er. "Mach dir um die Straßengören keine Gedanken. Die sind knallhart. Die wirft so leicht nichts um."

      "Nein", sagte ich. "Ich möchte nicht, dass er von Kindern gefunden wird."

      "Dann musst du dir schon selber was einfallen lassen."

      Ich stand auf und ging ohne ein Wort des Abschieds. Ich war unzufrieden. Der Besuch hatte mich nicht weitergebracht. Falls Michael Krawulke mehr wusste, als er zuzugeben bereit war, hatte er es ausgezeichnet verstanden, sich zu tarnen.

      17

      Die Straße war dunkel und menschenleer.

      Ich betrat die Kneipe. Der Wirt saß an einem Tisch, las in der Zeitung und schaute kurz hoch, als ich hereinkam. Ich war der einzige Gast.

      "Toller Betrieb", spottete ich. "Wie gut kannst du davon leben?"

      "Prächtig", höhnte er. "Das siehst du doch!"

      Ich setzte mich zu ihm. "Ich habe mit Michael gesprochen."

      "Und?"

      "Der spinnt doch", sagte ich.

      Der Wirt schaute in die Zeitung. "Das würde ich an deiner Stelle nicht so laut sagen."

      "Weil du sein Freund bist?"

      "Ja", antwortete er gedehnt. Es war klar, dass er es anders meinte, aber er ließ offen, worauf er hinauswollte.

      "War Kräutner wieder hier?" fragte ich.

      "Wer?"

      "Der Kaffeetrinker von heute Nachmittag."

      "Nein."

      "Hast du dich nicht über sein Auftauchen gewundert?"

      "Nein, wieso?"

      "Deine Bude macht nicht den Eindruck, als ob sie viel Laufkundschaft hätte."

      "Hin und wieder verirrt sich schon mal ein Fremder zu mir", sagte er.

      "Wer ist die Frau, die mit Michael zusammenlebt?"

      "Die Rothaarige? Sie heißt Linda. Mehr weiß ich nicht. Er bringt sie niemals mit ins Lokal. Warum, weiß ich nicht. Trinkst du was?"

      "Stammt sie aus der Gegend?"

      "Weiß ich nicht. Absinth? Weinbrand?"

      Ich stand auf. "Nein, danke. Nicht im Augenblick."

      "Meine Geschäfte gehen wirklich großartig", knurrte Otto und griff wieder nach seiner Zeitung.

      Ich trat auf die Straße. Ich hatte einfach noch keine Lust, zurück zu Karla zu gehen, obwohl klar war, dass sehr bald etwas geschehen musste, um den Toten aus der Wohnung zu schaffen.

      Ich bummelte bis zur nächsten Straßenkreuzung. In Eimers Laden brannte noch Licht. Der Laden selbst aber war geschlossen. Ich sah, wie der Besitzer, ein älterer bebrillter Mann, im Inneren aufräumte. Ich klopfte gegen die Ladentür. Der Mann schlurfte heran und musterte mich misstrauisch. Um diese Zeit öffnete man einem Fremden nicht mehr die Tür. Jedenfalls nicht in dieser Gegend.

      "Was wünschen Sie?", fragte er laut.

      "Eine Stange Zigaretten", sagte ich. Er machte kehrt, holte das Gewünschte und öffnete ein Klappfenster, das sich in der Tür befand. Zigaretten und Geld wechselten die Besitzer.

      "Ich suche Siegfried", sagte ich. "Haben Sie eine Ahnung, wo ich ihn finden kann?"

      "Welchen Siegfried?"

      "Den Penner."

      "Ach so, Siegfried Hoffmann", sagte er. "Probieren Sie’s mal in dem Haus hinter der leerstehenden Kirche. Das Haus hat eine ockerfarbene Fassade. Soviel ich weiß, wohnt er dort in Tiefparterre. Was wollen Sie denn von ihm?"

      "Ich muss ihn was fragen. Kennen Sie ihn gut?"

      "Er ist mein Kunde", sagte der Ladenbesitzer. "Hat Ihr Besuch etwas mit dem Geld zu tun?"

      "Mit welchem Geld?"

      "Als er gestern hier war, zeigte er mir ganz stolz den Inhalt seiner Brieftasche. Ich möchte wetten, dass er mindestens zwanzig brandneue Fünfziger drin hatte. Er hat zum ersten Mal guten Whisky gekauft... Die beste Sorte."

      "Wann war das?"

      "Gestern Morgen, so gegen zehn."

      Ich bedankte mich und ging. Es war kein Problem, das ockerfarbene Haus hinter der halb verfallenen, leerstehenden Kirche zu finden. Ich bedauerte, keine Taschenlampe mitgebracht zu haben, und tastete mich behutsam in dem stockdunklen Hauseingang bis zur Kellertür vor.

      Plötzlich hörte ich ein Geräusch. Jemand stieß gegen eine Blechdose.

      Das Geräusch kam aus dem Keller. Ich knipste mein Feuerzeug an und stieg die schmale, gewundene Kellertreppe hinab. Ehe ich die unterste Stufe erreichte, ließ ich die Flamme verlöschen.

      Ein Lichtschein wies mir den Weg. Am hinteren Ende des Korridors stand eine Tür offen. Ich näherte mich der Tür auf Zehenspitzen. Im Innern des Raumes waren Geräusche zu hören. Ich hatte das Gefühl, dass jemand etwas darin suchte.

      Ich schob den Kopf vor und blickte in den Kellerraum. Auf einer umgekippten Kiste, die in der Mitte stand und Siegfried Hoffmannn offenbar als Tisch gedient hatte, lag eine Taschenlampe. Sie diente dem Mann, der sich in dem Raum umschaute, als Lichtquelle. Er wandte mir den Rücken zu und war gerade damit beschäftigt, eine alte Matratze mit dem Messer aufzuschlitzen.

      Ich trat lautlos über die Schwelle. Dann sagte ich: "’n Abend, Franky."

      Der Mann zuckte zusammen. Es war Franky Steinfurt.

      "Was — was tun Sie hier?", stieß er schwer atmend hervor.

      "Das wollte ich gerade Sie fragen."

      "Ich suche etwas."

      "Was - oder wen?"

      "Siegfried."

      "Hatten Sie erwartet, ihn in der Matratze zu finden?", fragte ich.

      Frank