Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Историческая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745214710
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um Ameer verloren gehen sollte.“ Er sagte es so, als bestünde keine Hoffnung mehr, dieses Verhängnis noch abzuwenden.

      „Ihr geht davon aus, dass uns die magischen Steine nicht schützen werden?“

      Meister Thondaril lachte kurz und heiser auf. „Wenn schon dein verfluchter Gargoyle sie zu überwinden vermag! Nun, ich hoffe das Beste, aber wir müssen auch mit dem Schlimmsten rechnen. Und falls das eintreten sollte, darfst du nicht zögern zu fliehen. Dies ist nicht der Kampf, in dem du dich bewähren sollst. Der kommt – wenn überhaupt – viel später und gegen einen anderen Gegner.“ Thondaril griff unter sein Wams und holte einen versiegelten Umschlag hervor, den er Gorian reichte. „Nimm das an dich.“

      „Was ist das?“

      „Ein Dokument, das du Meister Yvaan übergibst. Das ist der Gesandte des Ordens in Basileia, der Hauptstadt des Basilisken-Reichs. Ihm kannst du trauen, und er wird dir weiterhelfen.“

      „Das Basilisken-Reich?“, wunderte sich Gorian.

      „Wenn hier alles zugrunde geht, solltest du dorthin fliehen. Dort wirst du fürs Erste vor Morygors Schergen sicher sein. Und mit Meister Yvaans Hilfe wird es dir vielleicht gelingen, einen neuen Widerstand aufzubauen – mit dem Basilisken-Reich als wichtigstem Verbündeten.“

      „Und was ist mit dem Kaiser? Den Herzögen? Das Heilige Reich ist so groß, es wird niemals an einem Tag oder auch nur in einem Jahr überrannt werden.“

      „Bist du dir da sicher?“, gab Thondaril zurück. „Ich werde dir jetzt noch etwas sagen, was eigentlich noch nicht für deine Ohren bestimmt ist. Es gibt Hinweise darauf, dass dein Vater Recht gehabt hat.“

      „Dass der Orden verderbt ist?“

      „Von Verrätern durchsetzt – so wie die Priesterschaft und die Umgebung des Kaisers. Du traust besser niemandem. Jedenfalls nicht über einen gewissen Grad hinaus.“

      Gorian deutete auf die magischen Steine in den Ecken der Meisterzelle. „Deshalb also“, murmelte er.

      Thondaril nickte. „Denke immer daran, du schadest Morygor am meisten dadurch, dass du am Leben bleibst. Ich habe das vielleicht anfangs nicht klar genug erkannt, aber es scheint so zu sein, dass du das einzige Element der Unsicherheit für Morygor bist, der ansonsten das Geflecht der Schicksalslinien so weit zu überschauen vermag wie sonst niemand. Dies ist nicht der Ort, an dem du zum Helden werden sollst, Gorian. Versprich mir, dass du rechtzeitig fliehen wirst, wenn die Lage aussichtslos wird.“

      Gorian zögerte. Irgendwie erschien ihm dieses Versprechen wie ein Verrat an allem, woran er glaubte und was er bisher für wahr gehalten hatte. Einfach so davonzulaufen – das war nicht die Art, wie sich ein angehender Schwertmeister zu verhalten hatte.

      Andererseits – wen gab es außer Thondaril, dessen Wort er hätte vertrauen können?

      „Ich verspreche es“, behauptete er, aber da war eine innere Stimme, die sofort heftig widersprach. Was er wirklich tun würde, falls eintrat, wofür Meister Thondaril seine Anweisungen gab, wusste Gorian nicht.

      Er steckte den Brief ein. Flüchtig bemerkte er, dass magische Zeichen in den Siegelwachs hineingedrückt waren.

      „Wenn dieser Gargoyle dich noch einmal heimsucht, dann jag ihn fort, Gorian“, ermahnte ihn Thondaril. „In Segantia warst du vielleicht noch nicht stark genug, das selbst zu tun, aber inzwischen bist du es.“

      ––––––––

      Am nächsten Tag ging Meister Thondaril in der vollen Bewaffnung und mitsamt seinem Streitross an Bord eines Schiffes, das ihn über die Mittlinger See nach Ameer bringen sollte. Mit ihm fuhren noch Dutzende weitere Ordensmeister aus allen Häusern außer dem der Schattenmeister, denn die waren bereits auf anderen, ganz speziellen und nur für sie allein begehbaren Wegen in den Norden gelangt.

      Mit vielen anderen Schülern und ganz wenigen zumeist schon sehr alten Meistern, die zurückblieben, standen Gorian, Sheera und Torbas am Hafen und blickten dem auslaufenden Schiff nach. Der Wind stand sehr ungünstig, sodass schon bei der Ausfahrt aus dem Hafenbecken aufwändig gekreuzt werden musste. Zudem war es so kalt, dass selbst mehrere übereinander gezogene Schichten an Kleidung kaum gegen den schneidenden Wind schützten.

      Abgesehen von den Schülern und einer Handvoll Meister befanden sich noch die nicht-magisch begabten Männer der Wachmannschaft auf der Ordensburg. Sie standen auf den zahlreichen Wehrgängen, wo sich auch die großen Katapulte befanden, mit denen die Ordensburg auf ganz konventionelle Weise verteidigt werden konnte.

      „Ich hoffe, dass sie es schaffen, das Unheil aufzuhalten“, hörte Gorian Sheera sagen, als das Schiff gerade das Tor des Hafenbeckens passierte.

      Kapitel 19: Schlachtenlärm

      In den nächsten Tagen begann es heftig zu schneien, und es wurde so kalt, dass bereits einige gontländischen Bäche, die einem der beiden Seitenarme des Gont zuflossen, mit Eis überzogen waren.

      Magiemeister Damaraan, der bereits ungeheuer alt war, hatte die letzten Jahre in selbstgewählter Isolation in einer Zelle im Westturm verbracht. Selbst manch anderer Meister der Ordensburg war sich schon nicht mehr sicher, ob er überhaupt noch am Leben war. Doch nun wurde er vom Meister Rhaawaan reaktiviert und erhielt die Aufgabe, mit jungen Schülern des Magie-Hauses – darunter auch Gorian – die Bannsteine zu prüfen, die die Burg schützen sollten, falls Morygors Heere bis hierher durchbrechen sollten.

      Der uralte Meister konnte weder sprechen noch gehen. Darum hockte er in einer schwebenden Sänfte und übermittelte seine Anweisungen nur durch knappe Gedanken. Die Heilerin Hebestis musste ständig in seiner Nähe sein und ihn durch Anwendung ihrer Heilkräfte stärken, damit