Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Историческая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745214710
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mir einen Gefallen und entferne diese Pestilenz wider die geistige Gesundheit, soweit du das kannst!“, forderte Thondaril von dem junger Greifenreiter.

      „Es war nicht meine Absicht, Euch zu verärgern“, betonte Fentos Roon und verneigte sich leicht. „Ganz im Gegenteil, es war eine Geste der Gastfreundschaft.“

      „Der Ausblick aus dem Fenster reicht uns vollkommen als Ablenkung während des Fluges“, erklärte Thondaril auf ziemlich harsche Weise.

      Fentos Roon wandte sich an Gorian. „Gilt dies auch für Euch, junger Herr?“

      Gorian, der durchaus neugierig gewesen wäre, die Wirkung der Traumblumen einmal selbst auszuprobieren, kam gar nicht dazu, zu antworten, denn Thondaril fuhr sofort dazwischen.

      „Dies gilt sogar ganz besonders für meinen Begleiter!“, versetzte er in einem Tonfall, dessen Schärfe keinerlei Möglichkeiten ließ, ihn in irgendeiner Weise misszuverstehen.

      ––––––––

      Der Greif flog Tag und Nacht und ohne Zwischenlandung über die Weiten des Herzogtums Estrigge und des Estlinger Landes. Centros Bal lenkte seinen Greifen überwiegend selbst. Nur ein paar Stunden in der Nacht gönnte er sich eine Pause. Der Flug wurde jedoch auch während des Reiterwechsels nicht unterbrochen. Fentos Roon trat dann auf den kleinen Balkon der Gondel und ließ sich von einer der dressierten Seilschlangen umfassen und hinauf auf den Rücken des Greifen hieven, und auf gleiche Weise gelangte Centros Bal während des Flugs zurück in die Gondel, um sich dort auszuruhen.

      Der Schwall kalter Luft, der bei diesen Manövern ins Innere drang, gab Gorian einen vagen Eindruck davon, wie frostig es in diesen Höhen war. Wenn er aus einem der Fenster hinabsah, konnte er zwischenzeitlich kaum noch Einzelheiten erkennen.

      Im Morgengrauen erreichten sie den Gont, und der Greif folgte ihm flussabwärts, bis er sich in zwei mächtige Arme teilte, die wenig später im Meer mündeten. Das Land zwischen diesen beiden Flußarmen, die das Delta des Gont bildeten, war das Land des Ordens der Alten Kraft.

      Gontland.

      Sanfte Hügel und kleinere Waldstücke waren vorherrschend. Es gab kleine Ansiedlungen und Fischerhäfen an beiden Flussarmen, außerdem Gehöfte und bestellte Felder; allein von geistiger Nahrung konnten auch die Mitglieder des Ordens nicht leben. Die Ordensburg selbst lag an der Küste auf einem schroffen Felsmassiv, und etwas tiefer gelegen gab es einen dazugehörigen Seehafen. Sowohl der Hafen als auch die eigentliche Burg wurden von einer gemeinsamen Mauer umschlossen, die in einem Halbkreis weit hinaus ins Meer reichte und ein großes Hafenbecken bildete, wo Dutzende von Koggen vertäut waren. An Größe und Fassungsvermögen konnte es der Ordenshafen sicherlich mit den Häfen von Thisia oder Thiskaren aufnehmen, fand Gorian.

      Der Greif landete im inneren Hof der Ordensburg, der von den fünf Häusern der Heiler, Magier, Seher, Schwertkämpfer und Schattenmeister umgrenzt war. An der Westseite erhob sich die gewaltige, von fünf Türmen umgebene Kuppel der Kathedrale, die dem Ersten Meister, dem Gründer des Ordens, gewidmet war.

      Als Gorian und Thondaril die Gondel verließen, hatten sich draußen Dutzende von Ordensschülern und einige Meister versammelt, die durch das Auftauchen des Greifen angelockt worden waren.

      „Du wolltest doch immer etwas Besonderes sein“, raunte Thondaril Gorian zu. „Auf jeden Fall bist du wohl der einzige Schüler dieses Jahrgangs, der mittels eines Greifen zur Ordensburg gelangt ist.“

      Die Schüler, die den Greifen umstanden, bildeten eine Gasse, und ein graubärtiger Mann in der dunklen Kleidung eines Ordensmeisters trat auf die Gondel zu. Er trug ein goldenes Amulett vor der Brust, das Gorian sogleich als das Zeichen des Hochmeisters erkannte.

      „Seid gegrüßt, Hochmeister Aberian“, sagte Thondaril, der mit Gorian die Gondel verlassen hatte, und verneigte sich.

      „Es freut mich, dass Ihr wohlbehalten zurückgekehrt seid“, erwiderte Hochmeister Aberian, der dem Entscheidungskonvent, in dem alle für die Belange des Ordens wichtigen Beschlüsse gefasst wurden, angehörte. An dem Ring, den er trug, war zu erkennen, dass er dem Haus der Schattenmeister angehörte, die in der Kunst der Schattenpfadgängerei bewandert waren.

      Über die in einer Zwischenwelt gelegenen Schattenpfade vermochten die Schattenmeister weite Entfernungen innerhalb von Augenblicken zu überwinden. Nur, wer über ein besonders hohes Maß an magischer Begabung verfügte, vermochte diese Kunst zu erlernen, ohne dabei sein eigenes Leben zu gefährden, denn die Schattenpfadgängerei fraß die Lebenskraft desjenigen, der sie anwendete, und daher musste der Betreffende in der Lage sein, den Verlust durch Beschwörung der Alten Kraft auszugleichen. Nur besonders herausragende Talente waren dazu in der Lage, und auch das nur nach langer Übung.

      Die Schattenmeister waren zahlenmäßig die kleinste Gruppe des Ordens, und den Angehörigen dieses Hauses wurde allein schon aufgrund ihrer Seltenheit besonderer Respekt entgegengebracht. Auch hinsichtlich der Schüler, die sich dem Haus der Schatten zuwandten, war die Anzahl am geringsten. Nichtsdestotrotz hatte sich Gorian vorgenommen, auch diese schwierige und lebensgefährliche Kunst zu erlernen.

      Hochmeister Aberian wandte sich Gorian zu. Sein Blick hatte etwas sehr Durchdringendes, und sogleich spürte Gorian die starke Präsenz, die der Geist Aberians ausstrahlte.

      „Wie ich sehe, war Euer Weg nach Thisilien nicht umsonst, Meister Thondaril“, sprach Aberian. „Gorian, Sohn des Nhorich und Enkel des Erian, ich heiße dich auf der Ordensburg willkommen. Deine Ahnen haben bereits Ordensgeschichte geschrieben, und die Zeichen des Himmels bei deiner Geburt verkündeten, dass auch dir dies gelingen könnte.“

      „Ich danke Euch für Eure Worte, Hochmeister“, sagte Gorian.

      Für einen kurzen Moment spürte er, wie etwas Fremdes seinen Geist berührte und ihn abtastete. Aberian wusste alles über ihn, durchfuhr es Gorian, und es erschreckte ihn, dass er offenbar keine Möglichkeit hatte, sich dagegen zu wehren.

      „Die Alte Kraft ist stark in dir“, sagte Aberian. „Stärker, als ich zu hoffen wagte.“

      „Es würde mich freuen, würdet Ihr mich als würdig erachten, ein Schüler des Ordens zu werden“, erwiderte Gorian in aller Demut.

      Ein Lächeln glitt über Aberians Gesicht. „In allen fünf Häusern! An Ehrgeiz mangelt es dir jedenfalls nicht!“

      „Woher ...“

      Hatte dieser einzige kurze Moment geistiger Berührung Aberian ausgereicht, ihn so vollkommen zu durchschauen? Gorian erschrak erneut darüber, dass er offenbar nichts vor dem Hochmeister verbergen konnte.

      „Du brauchst nicht beunruhigt zu sein“, sagte Aberian. „Du wirst noch lernen, deinen Geist besser abzuschirmen, das verspreche ich dir.“

      „Und was ist mit meinem Anliegen, in allen fünf Häusern die Meisterschaft zu erringen?“, fragte Gorian und erntete dafür einen tadelnden Blick von Thondaril.

      „Ich habe leider vergeblich versucht, ihm seinen Hochmut auszutreiben“, erklärte der zweifache Ordensmeister beinahe entschuldigend. „Ich fürchte, er ist hartnäckiger, als uns allen lieb sein kann.“

      „Wir werden darüber im Entscheidungskonvent beraten“, versprach Aberian. „Mehr kann ich dazu noch nicht sagen ...“

      ––––––––

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