Kinderärztin Dr. Martens Staffel 3 – Arztroman. Britta Frey. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Britta Frey
Издательство: Bookwire
Серия: Kinderärztin Dr. Martens
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740977788
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Gedanken nicht bei der Sache. Ich muß an meine Mutter denken, die nun schon fast drei Wochen oben in Süddeutschland ist. Sie fehlt mir sehr. Ab morgen früh wird es noch stiller um mich, wenn mein Bruder auch nicht mehr hier ist. Es ist nur gut, daß ich dich um mich habe.«

      »Wann fährt dein Bruder denn in Urlaub?«

      »Noch heute im Laufe des Tages.«

      »Dann liegt ja die ganze Verantwortung für die Kinderklinik bei dir.«

      »Das stimmt, aber davor ist mir nicht bange. In der Klinik drüben wird es immer viel zu tun geben, das kenne ich ja. Mir geht es nur darum, daß es privat ein wenig einsam um mich sein wird. Diese Zeit wird auch vergehen. Ich werde jetzt die trübsinnigen Gedanken an die Seite schieben. Ich glaube, es wird heute wieder ein herrlicher Sommertag.«

      »Es sieht ganz danach aus. Möchtest du noch eine Tasse Kaffee?«

      »Nein, danke. Ich muß jetzt in die Klinik zur Frühbesprechung. Zum Mittagessen komme ich aber wieder ins Doktorhaus zurück. Mein Bruder wird wohl mitkommen, da seine Hausperle ja schon seit gestern im Urlaub ist. Koch uns mal etwas Ausgefallenes, wenn es dir nicht zuviel Mühe macht. Es soll für meinen Bruder ein kleines Abschiedsessen sein.«

      »Das mache ich doch gern. Was ißt dein Bruder denn besonders gern?«

      »Oh, da gibt es so einiges. Ich würde vorschlagen, daß du Putenmedaillons mit Dillkräutersoße sowie Butterböhnchen und Kroketten kochst. Als Abschluß vielleicht ein Himbeersorbet mit Vanillesoße. Wird das wohl möglich sein?«

      Lächelnd sah Hanna Jolande an.

      »Na, sicher, Hanna. Ich würde dazu einen trockenen Weißwein vorschlagen.«

      »Fein, ich denke, daß wir da eine Auswahl im Keller haben. Du wirst schon den richtigen Wein auftischen. Jetzt möchte ich aber gehen, ich will niemanden unnötig auf mich warten lassen. Bis nachher.«

      Noch ein letztes Lächeln, und schon verließ Hanna mit eiligen Schritten das Doktorhaus.

      Schon um diese frühe Morgenstunde spannte sich ein wolkenloser Himmel über der Landschaft. Es hob Hannas Laune noch um einiges mehr. Lächelnd betrat sie Augenblicke später das Klinikgebäude und steuerte direkt auf den Konferenzraum zu, in dem üblicherweise die Frühbesprechungen stattfanden. Wie sie schon geahnt hatte, waren alle da und warteten nur noch auf sie.

      Nachdem ihr fröhlicher Morgengruß erwidert worden war, kam Kay gleich auf die anliegenden Dinge zu sprechen. An diesem Morgen dauerte die Besprechung länger als gewöhnlich, da Kay ja am nächsten Morgen nicht mehr da sein würde.

      Nach der ausführlichen Besprechung sagte Kay:

      »Also, meine Damen und Herren, es bleibt so, wie wir es heute besprochen haben. Für die nächsten vierzehn Tage wenden Sie sich bitte in allem an meine Schwester. Falls jemand Fragen haben sollte, noch bin ich hier.«

      Abwartend sah Kay Martens in die Runde seiner Mitarbeiter in der Kinderklinik Birkenhain. Es war für ihn die letzte Frühbesprechung vor Antritt seines Urlaubs.

      »Alles klar, Chef. Und im Namen aller möchte ich Ihnen einen angenehmen und erholsamen Urlaub wünschen.«

      Malte Dornbach wandte sich mit diesen Worten mit einem offenen Lächeln an seinen Vorgesetzten. Er war Herzspezialist im Kreise seiner Anwesenden. Seine Kollegen bekräftigten seine Worte mit einem zustimmenden Kopfnicken.

      Hanna gönnte ihrem Bruder den wohlverdienten Urlaub von ganzem Herzen. Doch während sie zur Krankenstation hinaufging, dachte sie wehmütig an die Zeit zurück, die sie nach ihrer Lungenentzündung im Schwarzwald am Titisee verbracht hatte. Nein, schob sie die Erinnerung zurück, es war vorbei. Für ihr Glück mit einem geliebten Mann war es eben noch zu früh gewesen. Die Zeit sollte nur noch eine schöne Erinnerung bleiben.

      Schon Augenblicke später waren ihre privaten Gedanken verflogen, und an deren Stelle traten die täglichen Pflichten in der Klinik.

      *

      Kay hatte in einem kleinen vorbildlich geführten Familienhotel ein Zimmer gebucht. Er fühlte sich sofort wohl, da er es nicht liebte, von zu großer Hektik und zuviel Rummel umgeben zu sein. Er wollte seinen Urlaub, vierzehn herrliche Tage in Kärnten, voll auskosten und genießen.

      Gleich am ersten Tag, Kay hatte das Frühstück ausfallen lassen und richtig ausgeschlafen, betrat er erst gegen Mittag den Speisesaal des Hotels.

      Während er auf die die junge Kellnerin wartete, um seine Bestellung aufzugeben, sah er sich unauffällig um. Menschen verschiedenen Alters umgaben ihn und ließen sich ihr Essen gut schmecken. Auch hier fiel ihm angenehm die Ruhe auf, denn auch das Personal war gelassen und ohne Hektik. Das war noch ein Grund mehr für ihn, sich über die Wahl seines Hotels zu freuen. Alles, was er bis zu diesem Zeitpunkt hier kennengelernt hatte, gefiel ihm ausgesprochen gut.

      Nach dem Mittagessen machte Kay sich auf den Weg, um die nähere Umgebung von Millstatt zu erkunden, dem Städtchen am See, das er sich für sein Urlaubsquartier ausgewählt hatte.

      Eine wunderschöne Umgebung zeigte sich ringsherum. Die hügelige Landschaft bestand zum größten Teil aus weitläufigen Waldgebieten zur einen Seite, und zur anderen Seite blickte man auf die schimmernde Wasserfläche des Millstätter Sees.

      Dort zog es Kay jetzt auch hin, und er beobachtete das lustige Treiben vieler badefreudiger Menschen. Ein Sprung ins kühle Naß lockte ihn auch, und er bedauerte, daß er seine Badesachen nicht mitgenommen hatte. Ein Weilchen blieb er stehen und beobachtete eine Gruppe Kinder, die sich am Strandbad tummelten.

      Als er sich abwandte, wurden seine Blicke wie magisch von einer jungen Frau angezogen. Ihr langes tizianrotes Haar leuchtete im Sonnenlicht, als sprühe es Funken. Kay konnte seinen Blick nicht von dem schmalen ebenmäßigen Gesicht der hübschen mittelgroßen Frau lösen, die ihn für Sekunden an eine Frau erinnerte, die er sehr mochte, die auch rotes Haar hatte, das jedoch wie dunkelroter Wein schimmerte. Doch er war für die Letztere nur ein guter Bekannter.

      Diese Fremde aber ließ seine Bekannte völlig in den Hintergrund treten. Jetzt erst sah Kay, daß an der Seite der schönen Unbekannten ein etwa dreizehnjähriger Junge ging, auf den sie liebevoll einsprach. Der Junge mußte ihr Sohn sein, denn er hatte das gleiche rote Haar wie sie, nur hatte er es zu einer modischen Jungenfrisur geschnitten.

      In Kay erwachte der Wunsch, diese Frau näher kennenzulernen.

      Ganz plötzlich verdeckte ihm eine Gruppe junger Leute die Sicht, und als sie vorübergegangen waren, war die schöne Fremde verschwunden.

      Er schlenderte in der gleichen Richtung weiter, konnte sie jedoch nirgendwo mehr entdecken, und gab seine Suche schließlich auf.

      Gemächlich ging er den Weg zum Hotel zurück. Er holte sein Badezeug und suchte sich außerhalb des gut gefüllten Strandbades ein abgelegenes ruhiges Plätzchen.

      Doch während des ganzen Nachmittags am See beschäftigte er sich in Gedanken mit dieser beeindruckenden Rothaarigen. So in Gedanken versunken, mit sich und der Natur allein, verstrich der Nachmittag sehr schnell, und er traf später als gewollt wieder im Hotel ein.

      Nach einer leichten Abendmahlzeit zog er sich in sein Zimmer zurück, um Hanna, wie versprochen, anzurufen und ihr ausführlich von seinem Urlaubsort zu berichten.

      Die gesunde Luft und das lange Bad im See hatten Kay ermüdet, und er ging bald zu Bett. Mit in seine Träume nahm er das Bild der schönen Fremden.

      Am nächsten Tag kam ihm der Zufall zu Hilfe. Nachdem er fast den ganzen Tag vergeblich Ausschau gehalten hatte, aber weder sie noch ihren Jungen gesehen hatte, hatte er die Suche für diesen Tag aufgegeben.

      Gegen neunzehn Uhr ging er zum Abendessen in den Speisesaal hinunter. Es schien ihm, als hätten sich sämtliche Hotelgäste für den heutigen Abend abgesprochen, zur selben Zeit zu essen, denn bis auf den Tisch, an dem er Platz nahm, waren alle Tische gut besetzt.

      Die junge Kellnerin brachte Kay gerade das bestellte Essen, als die Tür zum Speisesaal sich wieder einmal öffnete.