»Das ist doch wunderbar. Freust du dich denn gar nicht darüber? Aber was reden wir hier in der Diele, komm doch noch für ein Stündchen zu Mutti und mir.«
»Heute nicht mehr, Hanna. Mir geht so einiges im Kopf herum, und ich möchte gern allein sein. Ich komme lieber an einem der nächsten Abende. Sag Mutti einen schönen Gruß von mir, und wir sehen uns ja morgen früh wieder.«
Kay betrat rasch seine Wohnung, und kopfschüttelnd sah Hanna auf die geschlossene Tür. Ihn mußte wirklich etwas sehr beschäftigen, denn so kurz angebunden kannte sie ihn nur kaum. Nachdenklich ging sie zurück in ihre eigenen vier Wände zu ihrer Mutter, die im Wohnzimmer auf sie wartete.
*
Hand in Hand saßen am nächsten Tag gegen Mittag Madlon und Guido am Krankenbett von Nils und warteten darauf, daß er aus der Narkose erwachte. Nils war kurz nach acht aus dem Zimmer geholt und hinunter in die Operationsabteilung gebracht worden. Erst nach mehr als zwei Stunden war er zurückgebracht worden, und Hanna, die nach der Operation mit Guido van Enken gesprochen hatte, hatte ihm gesagt, daß alles ohne Komplikationen verlaufen war.
Während sie nun warteten, lag ein weiches, zärtliches Lächeln auf Madlons Gesicht. Sie dachte an den vergangenen Abend zurück. Nachdem Kay ihr und Guido die erleichternde Nachricht gebracht hatte, daß Nils kein bösartiges Sarkom im Knie hätte, waren sie noch kurze Zeit bei Nils geblieben – und hatten dann in Hochstimmung die Klinik verlassen, um noch einen Abendspaziergang zu machen. Überglücklich durch die gute Nachricht war es fast von allein gekommen, daß sie doch nachgegeben und sich mit Guido versöhnt hatte.
Guido bemerkte das weiche Lächeln und fragte:
»Woran denkst du, Madlon?«
»An uns und unsere Zukunft. Und daran, was unser Junge wohl für Augen machen wird, wenn wir ihm sagen, daß wir für immer zusammen bleiben werden.«
»Er wird überglücklich sein, Madlon, genau wie ich. Hier am Krankenbett unseres Jungen verspreche ich dir, daß du es niemals bereuen wirst, noch einmal den Versuch mit mir zu wagen.«
Mit einem Blick voller zärtlicher Liebe zog er sie an sich und küßte sacht die roten Lippen.
Genau in diesem Augenblick erwachte Nils. Mit ungläubigem Staunen in der Stimme entfuhr ihm ein leises:
»Vati… Mutti…?«
»Da bist du ja endlich wieder, mein Junge!« entgegnete Guido weich.
»Mutti und ich möchten dir etwas sagen. Würde es dir gefallen, wenn ich wieder zu euch zurückkomme und wir drei für immer zusammenbleiben?«
»Ist das wahr, Mutti?«
»Ja, mein Junge, es ist wahr.«
Mit leuchtenden Augen erwiderte der Junge:
»Das habe ich mir schon so lange gewünscht. Ich habe euch beide doch so lieb.«
»Wir dich auch, Nils, und wir werden alle drei wieder sehr glücklich sein.«
»Ja, das wird wunderschön.«
Die letzten Worte konnten Madlon und Guido schon nicht mehr richtig verstehen. Ohne Übergang schlief Nils wieder ein, bewacht von zwei glücklichen Menschen.
*
Für Kay Martens nahm es dagegen kein so glückliches Ende. Madlon gestand ihm, daß sie ihm nur Freundschaft bieten konnte, daß sie ihren Mann immer noch liebte.
Doch wenn auch für ihn ein Traum vom Glück zerrann, so entschädigte ihn ein glücklich strahlendes Jungengesicht für alles. Kay wußte selbst nur zu gut, daß ein Kind die Liebe beider Elternteile brauchte, um sich richtig entfalten und zufrieden sein zu können.
Als Nils vierzehn Tage später von seinen Eltern abgeholt wurde, wußte Kay, daß die Zeit mit Madlon am Millstätter See für ihn nur eine sehr schöne Erinnerung bleiben würde.
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