Kinderärztin Dr. Martens Staffel 3 – Arztroman. Britta Frey. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Britta Frey
Издательство: Bookwire
Серия: Kinderärztin Dr. Martens
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740977788
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einander begegnen, weil der Junge ja in Ögela bleibt. Aber dann werden Sie ein ganz anderes Verhältnis zu ihm haben.«

      »Ich meine, man sollte meinen Bruder benachrichtigen. Eine so einschneidende Veränderung muß er doch wissen.«

      »Ich denke, das wird er auch amtlicherseits erfahren, Frau Vollmers, denn er muß ja seine Zahlungen nun nicht mehr an Sie, sondern an die Markmanns leisten.«

      »Ach, so ist das! Ich begreife allmählich alles! Man will mir das Geld, das mein Bruder schickt, nicht mehr gönnen. Ich soll leer ausgehen. Das ist der Dank für alles, was ich bisher getan habe.«

      »Nun, so würde ich das nicht sehen, Frau Vollmers. Immerhin haben Sie doch auch ihre Vorteile, wenn man bedenkt, daß Sie das hübsche Haus nun für sich haben. Zumindest solange, bis Florian erwachsen ist und es selbst übernehmen kann.«

      Man sah deutlich an Gretes Gesicht, wie es in ihr arbeitete, wie sie sich beherrschen mußte, um nicht aus der Haut zu fahren. Aber dann sah sie Hanna nur verächtlich an und sagte eisig: »Ich finde, Sie haben da eine sehr unschöne Rolle gespielt. Aber das eine sage ich Ihnen, Frau Dr. Martens: wenn Florian sich bei den Markmanns nicht wohl fühlt – und das wird er ganz sicher nicht – sind Sie es, Sie und Ihr Bruder, die sich an die Brust klopfen müssen. Ich kann dann meine Hände in Unschuld waschen. Aber ich werde dann nichts rückgängig machen.«

      »Das wird kaum nötig sein, Frau Vollmers. Ich bin eigentlich ganz sicher, daß Florian sich wohl fühlen wird bei den Markmanns.«

      »Na schön, ich kann wohl nichts dagegen tun, obwohl ich es weiß Gott gern möchte. Ich werde Florian auch nicht mehr besuchen, damit man mir nicht die Schuld zuschieben kann, wenn es ihm mal nicht so gut geht. Aber sagen Sie den Markmanns, daß ich noch heute alle Sachen, die Florian persönlich gehören, einpacken werde. Sie können ab morgen bei mir abgeholt werden. Ich will nichts mehr davon im Haus haben.«

      »Sie können sich darauf verlassen, Frau Vollmers, daß ich es Herrn Markmann ausrichten werde. Sicher wird er sich bei Ihnen melden.«

      »Das wird er wohl müssen, denn niemand kann erwarten, daß ich jederzeit bereitstehe.«

      Es gelang ihr, sich noch einen einigermaßen guten Abgang zu verschaffen. Sie ging zur Tür. Hanna blieb unbeweglich am Fenster stehen und sah sie schweigend an.

      »Auf Wiedersehen«, sagte Grete kalt. »Ich werde selbstverständlich Ihrem Wunsch entsprechen und nicht mehr herkommen, um meinen Neffen zu sehen. Aufgedrängt habe ich mich noch niemandem.«

      Da bin ich noch nicht einmal so sicher, dachte Hanna, als sich die Tür hinter Grete geschlossen hatte.

      *

      Die letzten Fäden bei Jörg waren gezogen worden. Seiner Entlassung stand nichts mehr im Wege. Florian sah ihn unglücklich an.

      »Ich weiß gar nicht, was ich tun soll, wenn du heim darfst und ich hierbleiben muß. Ich werde dich schrecklich vermissen.«

      Jörg wollte ihm eben versichern, daß er ihn selbstverständlich jeden Tag besuchen werde, weil er selbst ja noch öfter in die Klinik mußte, um seine Bewegungsübungen zu machen. Aber dazu kam Jörg nicht mehr, denn die Tür wurde geöffnet, und Achim Markmann und Thea erschienen. Sie strahlten. Und hinter ihnen war das lachende Gesicht Dr. Hanna Martens’ zu sehen.

      Achim legte seinem Jungen die Hand auf die Schulter und sagte glücklich: »Morgen holen wir dich heim, mein Sohn.«

      Thea zog Florian, der aussah, als könne er nur noch mit Mühe die Tränen zurückdrängen, an sich und fragte ruhig: »Was würdest du dazu sagen, Florian, wenn wir nicht nur Jörg, sondern auch dich morgen mit zu uns nach Hause nehmen würden?«

      Florians Augen strahlten. Aber dann wurden sie gleich wieder traurig, als er sagte: »Lieber nicht, wenn ich dann von Ihnen wieder fort muß, wäre es noch viel schlimmer für mich.«

      »Aber – wer sagt denn, daß du wieder fort mußt? Ich meine doch, daß wir dich gern für immer nehmen wollen. Du und Jörg könntet dann immer zusammen sein.«

      »Es wäre zu schön«, sagte Florian sehnsüchtig. Seine Stimme klang traurig. »Aber das wird Tante Grete niemals zulassen.«

      »Da irrst du dich aber ganz gewaltig«, sagte Achim polternd. Er war gerührt und wollte das nicht so deutlich zeigen. Aber jedermann, der ihn nur ein wenig kannte, wußte sofort Bescheid. »Ich habe gestern deine Sachen von deiner Tante abgeholt. Und ein zweites Bett steht auch schon in Jörgs Zimmer. Ihr braucht euch also nicht einmal nachts voneinander zu trennen.«

      »Sie waren bei Tante Grete? Hat sie nicht schrecklich geschimpft und…« Florian brach überwältigt ab.

      »Hat sie nicht. Es war sogar alles schon gepackt, so daß ich es nur noch in den Wagen laden mußte. Na, wie gefällt dir das? Ich dachte, wir alle dachten, du würdest dich darüber freuen.«

      Und da tat Florian etwas, was sie alle, die dabei waren, zu Herzen rührte. Er lehnte sich aufschluchzend gegen Thea, die sich neben ihn auf sein Bett gesetzt hatte. Und sie tat das einzig Richtige: sie legte beide Arme fest um den Jungen und küßte ihn auf die Wange.

      »Ist das alles wirklich wahr?« schluchzte Florian. Thea Markmann mußte an sich halten, um nicht gleich mitzuschluchzen. Jörg endlich rettete unbewußt die Situation, ehe alle in gerührtes Weinen ausbrechen konnten.

      »Und ihr habt alle dichtgehalten! Kein Mensch hat etwas gesagt. Aber ich find’s einfach prima. Florian, stell dir das doch nur vor! Jetzt können wir den Hasenstall zu dritt bauen. Ach, Mami, Vati, ich habe euch beide schrecklich lieb.«

      »Ich kann das alles noch gar nicht glauben«, stammelte Florian unsicher. Da nickte Hanna ihm zu und sagte überredend:

      »Das solltest du aber, denn es stimmt. Du kannst bei den Markmanns bleiben. Und sie werden dich liebhaben, als wenn du ihr eigenes Kind wärest.«

      »Menschenskind, Florian!« schrie Jörg selig. »Jetzt brauchst du keine Angst mehr davor zu haben, daß sie dich ins Heim stecken.«

      »Ich bin ja so glücklich!« sagte Florian und drückte sich an Thea, der es zumute war, als sei Florian schon immer ihr Kind gewesen. Hanna schlich sich mit glücklichem Gesicht hinaus. Jetzt hatten sie erst einmal sehr viel miteinander zu bereden. Sie war überzeugt davon, daß Florians Bauchweh sich nicht wieder einstellen würde. Und damit sollte sie auch recht behalten.

      *

      Bei den Markmanns war alles vorbereitet wie zu einem Fest, als Jörg und Florian zwei Tage später aus der Klinik kamen. Florian kniff sich dann und wann heimlich in die Arme, um festzustellen, daß er nicht schlief und nur einen unendlich schönen Traum hatte.

      Natürlich begleitete er Jörg und Achim in den ehemaligen Schweinestall, der zu einem Hasenstall umgebaut werden sollte, wo die Hasen frei umherhoppeln konnten. Im Sommer würden sie dann auch so etwas wie ein Freigehege bauen, damit die Tiere auch hinaus konnten.

      Florian war überwältigt, als er endlich im gemeinsamen Zimmer im Bett lag. Jörg stützte sich auf den Ellbogen und sah ihn lachend an.

      »Findest du es nicht auch einsame Spitze, daß alles so gekommen ist?« wollte er wissen. Florian nickte und sagte leise:

      »Seit Mami gestorben ist, war es nicht mehr schön für mich. Manchmal habe ich mir gewünscht, ich wäre auch tot. Dann kam Tante Grete zu uns, und Vati fuhr nach Brasilien. Und von da an war ich noch unglücklicher, denn Vati hat sich eine neue Frau genommen und mich vergessen.«

      »Denk doch einfach nicht mehr darüber nach, Florian. Von nun an wird alles anders werden. Mami und Vati haben dich genauso lieb wie mich. Und daß ich eifersüchtig sein würde, darum brauchst du dich nicht zu sorgen. Du bist von nun an eben mein Bruder. Und dazu gehört, daß Mami und Vati dich auch liebhaben, oder?«

      »Ach, Jörg! Ich kann dir gar nicht sagen, was das alles für mich bedeutet«, sagte Florian still und rutschte tiefer unter seine weiche Decke.

      Jörg begriff instinktiv, daß er Florian Zeit lassen mußte,