Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745202786
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Jo Anne bis zum Kinn hinaufgezogen hatte. »Vertreiben wir uns noch etwas die Zeit.«

      Jo Anne wehrte ihn ab. »Musst du nach Ostdeutschland?«, fragte sie. Ihre Augen blickten ernst, und ihre Stimme verriet, dass sie Angst hatte.

      »Es wird nicht nötig sein. Es ist eine zweite Lieferung unterwegs. Chinesisches Heroin. Ich bin sicher, dass weder die ostdeutschen Behörden noch die Russen wissen, dass es über die DDR kommt. Es wird einen komplizierten Weg hinter sich haben.« Travers biss in Jo Annes Ohr. »Albanien«, flüsterte er, »Jugoslawien, Ungarn, Tschechoslowakei. Ein gefährlicher Weg ...«

      »Und dann?«

      »Abwarten. Westdeutschland, von dort aus vielleicht per Schiff in die Staaten. Ich werde dort sein.«

      »Ich auch?«

      »Du bleibst hier. Jemand muss schließlich das Heroin aus Bulgarien im Auge behalten.«

      »Okay, das verstehe ich jetzt. Aber wie will Smith die beiden Organisationen zerschlagen?«

      Travers grinste. »Das war mein Plan. Wir hetzen sie aufeinander wie zwei ausgehungerte Wölfe. Sie werden sich zerfleischen.«

      »Und wo wirst du sein? Zwischen ihnen?«

      »Bestimmt nicht«, versicherte Travers lachend. »Ganz bestimmt nicht. Ich werde zusehen. Aus sicherer Entfernung.«

      »Aber ...«

      Travers verschloss ihr mit seinen Lippen den Mund.

      9

      Er schoss hoch, als ein Schatten den Sonnenstrahl unterbrach, der durch den Spalt der Jalousie drang. Jo Anne schrie leise auf, als Travers aus dem Bett sprang und die Pistole vom Boden aufnahm.

      Travers huschte zum Fenster und peilte vorsichtig hinaus. Er konnte nichts erkennen, wirbelte herum. Mit ein paar Sätzen war er im Vorraum. Im Vorbeigehen hatte er ein Handtuch aufgenommen, das er jetzt um seine Hüften schlang. Er legte den Riegel der Tür um, packte den Knauf, wartete eine Sekunde, ehe er sie aufriss.

      Er sah in Johnny Parrs frisches Gesicht. Der CIA-Agent sah auf die schwere Waffe in Travers' Hand, grinste und schüttelte den Kopf. Er hatte Travers' Koffer in der Hand.

      »Kommen Sie rein«, sagte Travers. Er ging vor, und Johnny Parr folgte ihm. Parr schnalzte mit der Zunge, als er Jo Anne im Bett liegen sah. Sie rauchte eine Zigarette und lächelte dabei zufrieden wie eine satte Katze. »Was gibt's?«, fragte Travers barsch.

      »Gorjanow«, begann Parr und legte sofort eine Pause ein.

      »Machen Sie es nicht so spannend«, warnte Travers böse. »Ich bin kein geduldiger Mensch!«

      Parr grinste unbeirrt. »Sie kamen gegen elf aus den Sümpfen. Er sah nicht gut aus. Seine Nase ist rot und geschwollen ...«

      »Das weiß ich selbst«, fauchte Travers ungehalten. »Ich habe ihm die Gurke schließlich selbst zerschlagen! Kommen Sie endlich zur Sache!«

      »Okay, okay. Ein Wagen hat sie nach Marseille mitgenommen. Dort hat er sofort einigen Wirbel veranstaltet, nachdem er seinen Kumpel ins Krankenhaus geschafft hatte. Er hat Verstärkung aus Paris angefordert — zwei Männer sind bereits unterwegs, sie werden mit der Nachmittagsmaschine hier ankommen. Wir haben ihre Fotos schon über Bildfunk bekommen.« Parr zog einen Umschlag aus seiner karierten Jacke und warf ihn aufs Bett.

      Travers nahm ihn und riss ihn auf. Er betrachtete die matten gerasterten Fotos zweier Männer mit nichtssagenden Gesichtern, prägte sich die wenigen typischen Merkmale ein und gab Parr die Blätter zurück. »Weiter.«

      »Dann hat er mit einem Mann in Cap Couronne telefoniert, aus einer öffentlichen Telefonzelle. Wir haben diesen Mann bereits identifiziert. Er arbeitet in der meteorologischen Station der französischen Küstenwache und besitzt eine Lizenz, die ihn zum Fliegen von Hubschraubern berechtigt.« Parr grinste genüsslich.

      Wie praktisch, dachte Travers. So ein Bursche kennt sich aus. Radar, Zoll, Überwachungsmethoden der Küstenwache, alles, was dazugehört. Travers war überzeugt, dass dieser Mann den Hubschrauber geflogen hatte, der in der vergangenen Nacht das Heroin von der Halmyros abgeholt hatte.

      »Wir beobachten diesen Typ bereits«, berichtete Parr weiter. »Unser Mann hatte ein Richtmikrofon dabei, aber die Aufnahme ist nicht ganz klar herausgekommen. Gorjanow hat ihn ausgefragt, so viel steht fest. Er wollte unbedingt wissen, ob er für die kommende Nacht einen Auftrag bekommen hat. Vermutlich mit einem Hubschrauber, denn das Wort Helikopter fiel mehrmals.«

      Travers nickte und zündete sich eine Zigarette an. Gorjanow wusste, wer das Heroin für die Rauschgiftgangster transportierte; wahrscheinlich hatte er diesen Mann schon vor Tagen ermittelt und unter Druck gesetzt. Auf diese einfache Weise konnte er den Weg des Heroins verfolgen, ohne sich sonderlich anstrengen zu müssen. Und jetzt bekam er den Standort des neuen Labors gewissermaßen frei Haus serviert.

      »Es wurde von diesem Abend gesprochen und von dieser Nacht. Keine Uhrzeiten.«

      »Es wird wieder einen Flug in die Sümpfe geben«, sagte Travers. »Engagieren Sie Villedary. Er weiß, wo das Haus steht, in dem sich der Stoff jetzt befindet. Fliegen Sie mit. Für mich ist das neue Ziel wichtig. Ich muss es kennen, Johnny, es ist wichtig.«

      »Verstehe. Sie können sich auf mich verlassen.«

      »Riskieren Sie aber nichts. Im Notfall können wir immer noch den Piloten der Gegenseite auseinandernehmen. Wenn etwas schiefgeht, können Sie sich um einen Job auf den Fidschi Inseln bewerben.«

      »Kein unangenehmer Gedanke.« Parr grinste. »Aber keine Sorge. Und was machen Sie in der Zwischenzeit?« Er ließ seine Augen vielsagend zwischen Travers und Jo Anne hin und herwandern.

      »Kümmern Sie sich nicht um mich. Ich ziehe hier während der nächsten zwei Stunden aus. Wir bleiben telefonisch in Verbindung. Entweder über die Nummern in Nizza oder über das Konsulat hier in Marseille.«

      »Wie kann ich Sie erreichen, wenn es wichtige Informationen gibt?«

      »Wenden Sie sich an Jo Anne.«

      Johnny Parr grinste wieder, drehte sich um und ging. »Dann will ich nicht weiter stören. Es war Ihnen doch recht, dass ich Ihren Koffer mitgebracht habe?«

      »Johnny!«, rief Travers, und der CIA-Agent drehte sich noch einmal um. »Das war gute Arbeit. Danke.«

      Johnny Parr wedelte nur mit der Hand und verließ den Bungalow.

      »Aus den Federn!», rief Travers. Er schüttelte seine immer noch feuchten Kleider aus, öffnete den Koffer, nahm ein frisches Hemd heraus und begann sich anzuziehen. Er musste noch den Renault holen, in dem sich die gesamte Ausrüstung befand, soweit er sie nicht in den Taschen des Mantels hatte. Jo Anne war schneller fertig als er, deshalb bat er sie, ein Taxi zu rufen.

      Jo Anne suchte die Nummer heraus und rief das Taxi. Dann sagte sie zu Travers: »Wie geht's jetzt weiter?«

      »Wir suchen dir ein anderes Hotel, dort wartest du auf Nachrichten von Johnny Parr. Ich sehe mich um und spreche später mit Smith. Komm jetzt.«

      Er ließ Jo Anne den Bungalow bezahlen und stieg schon in das Taxi, das vor dem Empfangsgebäude wartete. Er nannte dem Fahrer das Ziel — ein Hotel in der Innenstadt, das er