Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745202786
Скачать книгу
der siebenhundert Pfund Rohheroin musste abgeschlossen sein. Johnny Parr sollte längst zurück sein.

      »Johnny hat einen Mann vom Deuxieme Bureau zur Verfügung«, sagte er zu Chuck, und als Chuck nickte, fuhr er fort: »Können Sie ihn auftreiben? Sofort?«

      »Sicher. Kommen Sie mit.« Der Mann, der sich Chuck nannte, warf eine Münze für Travers' Drink auf den Tisch und führte ihn dann durch eine verborgene Tür aus der Bar, über eine finstere Treppe auf einen dunklen Hinterhof und durch einen engen stinkenden Durchlass auf die Straße hinaus. Er steuerte eine unbeleuchtete Telefonzelle an, die er betrat. Er hielt die Tür für Travers auf. »Soll er herkommen?«, fragte er, während er eine Münze in den Automaten warf und schon begann, die Nummer zu wählen.

      »Sofort«, bestätigte Travers. »Wissen Sie, wo dieser französische Pilot von der Küstenwache zu finden ist?«

      »Nein, aber Jordan weiß Bescheid. Er hat den Jungen observiert. Augenblick«, sagte er dann. »Hallo?«, rief er in den Hörer. »Vieux Port. Jetzt. Ich warte.« Das war alles. Chuck legte auf.

      Die beiden Männer stellten sich nahe an eins der Hafenbecken, starrten ins Wasser. Chuck behielt die Zufahrtsstraße im Auge. Nach einer Viertelstunde sagte er: »Er kommt.« Ein Wagen näherte sich, der linke Scheinwerfer brannte nicht. Travers erkannte einen alten weißen Peugeot. Der Wagen rollte bis zu der Telefonzelle und blieb dort mit laufendem Motor stehen. Jetzt brannten beide Scheinwerfer.

      Chuck und Travers gingen hinüber. Chuck öffnete die hintere Tür, Travers setzte sich neben den Fahrer.

      Der Mann am Steuer war überraschend jung, wie Travers nach einem schnellen, prüfenden Seitenblick feststellte. Vielleicht siebenundzwanzig. Er hatte lockiges schwarzes Haar und einen schmalen Schnurrbart, und nach seiner Kleidung konnte er als Gammler durchgehen. Jordan musterte Travers unverhohlen, dann lächelte er.

      »Ich heiße Jordan. Und du?«

      »Mac«, sagte Travers. »Ein Freund hat mir von einem Piloten in Cap Couronne erzählt. Fahren wir hin.«

      Jordan rammte den Rückwärtsgang ein, stieß zurück und jagte dann mit atemberaubender Geschwindigkeit davon. Travers hielt sich fest. Er spürte, wie seine Handflächen feucht wurden, doch er beruhigte sich schnell, denn der französische Geheimdienstmann fuhr mit traumhafter Sicherheit.

      Erst, als sie den kleinen Küstenort schon fast erreicht hatten, drosselte er das Tempo. Auf dem Marktplatz hielt er an.

      »Es ist in der Nähe. Ich weiß zwar nicht, was du vorhast, aber ich kann mir vorstellen, es ist besser, wenn wir die Kiste hier stehenlassen.«

      Travers stimmte dem Vorschlag zu. Zu Fuß gingen sie durch eine enge Gasse zu dem kleinen Yachthafen hinunter. Es gab eine unbefestigte Uferstraße, der sie ein Stück nach Westen folgten. Die kleinen Häuser lagen unbeleuchtet in schmalen Vorgärten.

      »Das übernächste Haus«, sagte Jordan. »Brauchen Sie mich?«

      »Ja. Sie müssen sich als Beamter der Rauschgiftpolizei ausgeben. Der Mann fliegt für Heroinschmuggler. Ich muss wissen, was heute Nacht geschehen ist. Er hat einen Flug gemacht und ist von einem anderen Helikopter verfolgt worden.«

      Der französische Agent nickte, er hatte verstanden. Travers vertraute ihm.

      »Die harte Tour?«, fragte Jordan.

      »Schnelle Ergebnisse«, sagte Travers, wobei ihm bewusst war, dass diese Forderung genau das gleiche bedeutete — die harte Tour.

      Chuck öffnete geräuschlos die Gartenpforte. Travers deutete auf den Garagenanbau, und die Männer gingen zu dem Schuppen. Jordan drückte die verrostete Klinke nieder, und behutsam ließ er das Tor so weit zurückschwingen, dass Travers hindurchschlüpfen konnte. Er gewahrte den Umriss eines Wagens, roch Wärme, Öldunst und Benzin. Er legte die Hand auf den Kühler — er war noch warm.

      Travers verließ die Garage. Zusammen gingen die drei Männer einmal um das Haus herum, um sich anschließend für den Hintereingang zu entscheiden. Eine dünne Holztür führte von der Terrasse aus ins Haus. Travers drückte mit der Faust gegen den Rahmen. Der Schlossriegel saß nicht genau, die Tür ließ sich bewegen. Travers fischte ein zusammensetzbares Kombiwerkzeug aus seiner Tasche, wählte einen dünnen, biegsamen Stahleinsatz, mit dem er das Holz um den Riegel herum bearbeitete. Niemand sagte etwas.

      Nach drei Minuten schwang die Tür ins Innere. Der Franzose übernahm jetzt die Führung. Er hielt eine dünne Batterielampe in der Hand, ließ ihren Strahl einmal kurz aufleuchten. Sie befanden sich in einem unordentlich eingerichteten Wohnraum. Auf dem Tisch standen schmutziges Geschirr, mehrere benutzte Gläser und ein übervoller Aschenbecher. Auf den Korbstühlen lagen Wäschestücke — ausschließlich männliche. Travers schloss aus dem Anblick dieses Raumes, dass der Pilot hier allein lebte.

      Jordan öffnete eine weiße Tür. Durch die verglaste Eingangstür fiel ein dünner Lichtschimmer in die Diele, der kaum ausreichte, die dort befindlichen Gegenstände mit Konturen zu versehen. Zwei Türen standen weit offen — sie führten in ein Bad und in die Küche. Es gab nur noch eine Tür im Erdgeschoss. Travers presste sein Ohr gegen das Holz und nickte. Er hatte regelmäßige Atemzüge gehört. Er zupfte Jordan am Ärmel.

      Der französische Agent hob einen Fuß und trat gegen die Tür in Höhe des Schlosses.

      Der Rahmen und das Futter zersplitterten mit einem lauten, fetzenden Geräusch. Jordan hechtete in den Raum, der dünne Strahl seiner Lampe zuckte durch die Dunkelheit. Travers fand den Lichtschalter und legte ihn um.

      Ein Mann schoss in die Höhe. Sein Haar war feucht, die Augen lagen tief in den Höhlen, die Wangen waren eingefallen. Er warf sich herum, seine Hand fuhr in die offene Lade des Nachttisches.

      Jordan war schneller. Er trat gegen die Lade, die Hand des Mageren wurde eingeklemmt. Der Bursche heulte auf, zog die Hand zurück und schlenkerte sie heftig. Er sah krank aus. Oder süchtig, fortgeschrittenes Stadium.

      Jordan riss die Lade heraus und kippte ihren Inhalt auf den Boden. Eine flache Pistole polterte auf den Boden. Chuck nahm sie an sich und gab sie Travers, der am Lauf roch. Die Waffe war lange Zeit nicht mehr benutzt worden.

      »Rauschgiftpolizei«, sagte Jordan. Er klappte ein Etui auf — vermutlich enthielt es lediglich Kreditkarten — das er blitzschnell wieder verschwinden ließ. »Wo waren Sie heute Abend?«

      »Heute Abend?« Die Stimme des Piloten klang matt. Die Pyjamajacke stand vorne offen und ließ eine magere, mit grauen Haaren bewachsene Brust sehen.

      Jordan sprang vor und hieb dem Mann die flache Hand über den Mund. Der Kopf flog zurück und knallte gegen die Wand. Der Mann wimmerte auf und presste eine Hand über die blutenden Lippen. »Nun?«, fragte Jordan gefährlich leise.

      »Ich war unterwegs ... irgendwo ... ich weiß es nicht mehr ...«

      Wieder schlug Jordan zu, und wieder flog der Kopf des Piloten gegen die Wand. Sein Mund blutete jetzt heftiger. »Du bist geflogen. Mit dem Helikopter der Küstenwache. Wir wissen alles. Wo warst du?« Er stand über dem wimmernden Bündel, bereit, erneut zuzuschlagen.

      »Ja, ich hatte einen Flug.«

      »Wohin?«

      »Nach Norden. Etwas abholen und woanders hinbringen ...«

      Travers schob sich vor. »Gestern Nacht haben Sie eine Ladung von einem Schiff geholt. War es dasselbe Zeug?«

      Der Kerl riss die Augen auf und nickte verstört.

      »Sie haben es zu einem Gehöft in den Sümpfen nördlich von Marseille gebracht, und vor vier oder fünf Stunden haben Sie es wieder abgeholt. Wohin sind Sie damit geflogen?«

      »Ich kann es Ihnen auf der Karte zeigen. Da, in dem Schrank ...«

      Chuck öffnete den Schrank und holte eine Generalkarte heraus. Der Pilot richtete sich auf, wobei er Jordan angsterfüllte Blicke zuwarf. Er faltete die Karte auseinander und deutete auf eine Stelle südöstlich