Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745202786
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dem Parkplatz stand Johnny Parrs schwarzer Citroen, doch Travers kümmerte sich weder um den Wagen noch um den Mann vom CIA. Er fuhr in die Stadt zurück. Dort suchte er sich ebenfalls ein anderes Hotel, nicht weit von Jo Annes Herberge entfernt. Er ließ sich eine Flasche Bourbon und etwas zu essen aufs Zimmer bringen, aß das Steak und spülte es anschließend mit Whisky und Wasser hinunter.

      Zwei Minuten vor halb acht ließ er sich von der Telefonzentrale eine Amtsleitung auf seinen Zimmerapparat schalten und wählte eine Nummer in Washington. Er kam sofort durch und hörte Smiths asthmatische Stimme. Er nannte eine Codenummer und begann unverzüglich seinen Bericht. Smith keuchte hin und wieder, womit er entweder seine Zufriedenheit oder seine Unzufriedenheit ausdrückte, Travers konnte es ganz genau heraushören.

      »Der Plan darf unter keinen Umständen gefährdet werden«, keuchte Smith. »Es kann noch einige Tage dauern, bis wir die ersten Nadeln ansetzen können.«

      »Ja, Sir. Was soll ich mit Gorjanow machen, wenn er mir noch einmal über den Weg läuft?«

      »Nehmen Sie keine Rücksichten. Keine, verstehen Sie?« Smith keuchte heftiger.

      Travers verstand. Smith ist ein eiskalter Hund, dachte er bitter.

      »Wie macht sich die Rothaarige?«, fragte Smith dann lüstern.

      »Recht ordentlich«, sagte Travers neutral. Smith schweifte gern ab, bevor er auf Wichtiges zu sprechen kam. Er wartete.

      »Hören Sie noch?«

      »Ja, Sir.«

      »Passen Sie auf, dass die Narcs nicht zu früh Wind von der Sache bekommen. — Und noch etwas ... Bogadcon ist heute Mittag in Brüssel angekommen.«

      Das war's also, dachte Travers. Der Albaner war in Belgien. Was hatte das zu bedeuten? Verschiffung des chinesischen Heroins über Antwerpen?

      Ein Ablenkungsmanöver?

      »Ich gebe die Einzelheiten per Fernschreiben nach Marseille. Sie sind doch noch in Marseille?«

      »Ja, Sir, vorläufig noch, bis ich weiß, wo die Bande das Zeug hingeschafft hat. Ich erwarte Ihr Telex.« Travers legte auf und trat ans Fenster. Unter seinem Fenster schleppte sich zäher Verkehr durch die engen Straßen. Er zog die Vorhänge vor und legte sich aufs Bett. Er schlief eine Stunde, trank danach ein halbes Glas Bourbon und rief Jo Anne an.

      »Hallo, Baby. Hast du von unserem Sunnyboy gehört?«

      »Noch nichts. Er weiß nicht, wo ich bin. Der Kontakt geht über unseren Mann im Konsulat. Er ruft mich an, sowie Johnny sich meldet. — Cal?«

      »Ja?«

      »Komm zu mir.«

      »Okay, Baby. In fünf Minuten liege ich in deinem Bett ...«

      *

      DER ANRUF KAM ERST lange nach Mitternacht. Jo Anne hielt den Hörer unter ihr langes Haar, meldete sich schlaftrunken, lauschte mit angespanntem Gesicht, gab den Hörer an Travers weiter.

      Travers nannte seine Code-Identifizierung, die der andere bestätigte. Dann sagte der Anrufer: »Keine Nachricht von P. Der Hubschrauber gilt als vermisst — der Verleiher hat eben angerufen. Wenn die Maschine die ganze Zeit in der Luft war, so sagt der Mann, muss ihm schon vor drei Stunden der Treibstoff ausgegangen sein. Die Leute machen sich Sorgen ...«

      »Ich auch. Wie kann ich die Männer erreichen, die für P. arbeiten?«

      »Ich gebe Ihnen eine Telefonnummer.«

      Travers schnippte mit den Fingern, und Jo Anne gab ihm Papier und einen Bleistift. Travers notierte die Nummer.

      »Unter dieser Nummer erreichen Sie einen unserer Leute, der weiß, wie und wo P. die anderen eingesetzt hatte.« Hatte, dachte Travers.

      »Kennen Sie einen geeigneten Ort, wo man sich um diese Zeit treffen kann, ohne die ganze Stadt auf sich aufmerksam zu machen?«

      »Sicher. Nehmen Sie das Hotel Cecil am Vieux Port. Es gibt eine Bar im Keller.«

      Travers legte auf, nahm den Hörer sofort wieder ab, drückte den Knopf, der ihm eine Amtsleitung verschaffte, und wählte die Nummer, die er bekommen hatte.

      Eine Frauenstimme meldete sich. »Hallo?«

      Travers nannte eine Schlüsselzahl, und die Frau gab ihm eine weitere Telefonnummer. Travers rief diese an, und diesmal meldete sich ein Mann.

      »Central-Autovermietung. Bitte, Sie wünschen?« Amerikanischer Akzent, stellte Travers fest.

      Wieder nannte er seine Codezahl und sagte dann nur: »Hotel Cecil. In einer halben Stunde. Ich habe eine Schachtel Marlboro aufrecht vor mir stehen.« Travers legte auf, ohne die Bestätigung abzuwarten. Er sprang aus dem Bett und zog sich an.

      »Was wird aus mir?«

      »Du bleibst hier und hältst den Kontakt zu unserem Verbindungsmann.« Travers schnallte das Schulterholster um, steckte die Colt MK IV ein und zog die Jacke über. Ohne ein weiteres Wort verließ er das Zimmer.

      Er holte seinen Renault und fuhr zum Alten Hafen. Langsam fuhr er an den unzähligen Bars und Hotels vorbei, an den Nutten, die interessiert an den Bordstein traten, weil er langsam fuhr.

      Über dem Eingang des Hotel Cecil brannte eine rote Lampe. Im Eingang drängten sich fünf grell geschminkte Mädchen, alle recht jung, alle sehr aufreizend gekleidet. Die Sechste verhandelte gerade mit einem Mann, den sie am Mantel gepackt hielt und in den Eingang zu zerren versuchte.

      Travers stellte den Wagen ein Stück weiter in die Nebenstraße und ging zu Fuß zurück. Der Eingang zur Bar lag in der Halle. Travers grinste die Mädchen an, sagte: »Später, Kinder, später, muss erst einen heben.«

      An der Rezeption lungerte ein handfester Bursche mit niedriger Stirn und Hammerfäusten herum. Travers nickte ihm zu, und der Kerl verfolgte Travers mit zusammengekniffenen Augen, bis er die Treppe zur Bar erreichte und nach unten verschwand.

      Travers wusste sofort, dass die Bar über mindestens einen weiteren Ausgang verfügen musste. Sie war, gemessen an dem schmalbrüstigen Hotel darüber, überraschend groß, und fast jeder Platz war besetzt. Die Mädchen standen an der Theke, einige saßen in den Nischen, zusammen mit potenziellen Kunden. Travers suchte einen Platz an einem Tisch, an dem zwei unternehmungslustig aussehende, gut gekleidete Männer allein saßen. Er stellte die Zigarettenschachtel aufrecht vor sich hin, nachdem er ein Stäbchen herausgenommen und angezündet hatte. Beim Kellner bestellte er einen Absinth.

      Er betrachtete die männlichen Gäste. Die Zusammensetzung war gemischt — Touristen in legerer Aufmachung, Geschäftsleute und Tagungsteilnehmer, erkennbar an ihren dunklen Anzügen. Dazu heruntergekommene Figuren aller Schattierungen, Strolche, Taschendiebe, Zuhälter.

      Nach einigen Minuten löste sich ein Mann aus einer Gruppe an der Theke. Er war breitschultrig, trug einen dunkelblauen Rollkragenpullover, eine Cordjacke und enge Hosen. Das volle mittelblonde Haar war ziemlich lang, die Haut wettergegerbt, und die weit auseinanderstehenden Augen blickten scharf und prüfend.

      Er setzte sich neben Travers und nickte ihm zu. »Hi, Mac«, sagte er. »Darf ich?« Er deutete auf Travers' Zigarettenschachtel und bediente sich. »Wir haben eben zusammen gesprochen. Ich bin für Sie da.«

      »Was ist Ihr Job?«, fragte Travers.

      »Ich führe die Jungs an der langen Leine, die für Johnny etwas zu erledigen haben. Sie können mich übrigens Chuck nennen.«

      »Wo steckt Gorjanow im Augenblick?«, fragte Travers.

      Chuck hob die breiten Schultern. »Johnny war hinter ihm. Der Russe ist nach Couronne gefahren. Einer unserer französischen Kumpel hat ihn beschattet, aber Johnny hat ihn dann nach Hause geschickt. Mehr weiß ich nicht. Ich nehme an, dass Johnny wusste, wo er ihn aufpicken konnte.«