Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745202786
Скачать книгу

      »Bleib zurück!«, rief er über die Schulter. »Komm in fünf Minuten nach.«

      Jo Anne gehorchte. Travers achtete nicht auf den Parkwächter. Er presste seinen Daumen auf den Rufknopf neben dem Lift. Die Kabine kam, die Türen glitten zurück, und Travers betrat die Kabine. Er fuhr sofort in den vierten Stock hinauf. Den Schlüssel zu seinem Apartment hielt er bereits in der Hand.

      Lautlos glitt er über den Teppich. Als er vor der Tür zu seinem Zimmer stehenblieb, warf er das Jackett auf den Boden. Vorsichtig schob er den Schlüssel ins Schloss, dann packte er den Knauf.

      Der Knauf wurde aus seiner Hand gerissen. Travers trat mit dem Fuß gegen die Tür. Sie knallte gegen einen Widerstand, und Travers sprang durch den Spalt.

      Ein Mann taumelte, presste eine Hand gegen die Stirn. Die andere Hand zuckte unter die Jacke. Travers' Faust schoss vor. Sie wühlte sich in einen harten Bauch, der Eindringling knickte in der Mitte ein, und Travers ließ seine Rechte hochkommen.

      Der Kopf des Fremden wich zur Seite aus, und Travers' Faust zischte an dessen Ohr vorbei. Travers trieb ihn mit einem konzentrierten Hagel von Schlägen weit in den Raum hinein. Er musste einen Zufallstreffer am Kinn hinnehmen, einen anderen mit den kurzen Rippen, und er wusste, dass er jetzt schnell handeln musste, wenn dieser Fight ihn nicht unnötige Kraft kosten sollte.

      Travers riss ein Bein hoch, und der Eindringling stöhnte dumpf auf. Mit einem erbarmungslosen Aufwärtshaken schleuderte Travers seinen Gegner quer über das Bett, auf den Koffer. Dort blieb der Mann regungslos liegen.

      Travers sprang zur Tür, raffte seine Jacke an sich und warf die Tür ins Schloss. Er rieb über die getroffene Stelle am Kinn, massierte die Rippen und stellte fest, dass er keinen ernsthaften Schaden genommen hatte.

      Der Fremde begann sich zu regen. Er stöhnte, schob einen Arm unter sich und riss die Augen auf. Der Blick aus nachtschwarzen Augen war noch leer, der Kopf, ein breiter Schädel auf einem kurzen Hals, fuhr unruhig herum.

      Travers legte ihm die flache Hand auf die Stirn und drückte ihn auf das Bett zurück. Er suchte die Taschen des Mannes ab, fand aber nichts außer einem Autoschlüssel und etwas Papiergeld und einer Handvoll Münzen.

      Er musterte den Kerl, der seinen Blick jetzt ruhig erwiderte. Er sah ein fleischiges Gesicht, glattes schwarzes nach vom gekämmtes Haar und große Elefantenohren. Der Mann musste um die fünfunddreißig sein, schätzte Travers.

      »Aufstehen«, sagte er. Der Kerl wälzte sich vom Bett. Er war gedrungen und schwer, aber nicht fett, und Travers hatte gespürt, dass er gut in Form war. Travers zog den Koffer zu sich heran, löste den verborgen angebrachten Verschluss des doppelten Bodens und packte den Kolben seiner MK IV. Ohne den anderen aus den Augen zu lassen, nahm er das Magazin heraus, griff ein neues und schob es in den Griff der Waffe. Dann lud er die Pistole durch.

      Es klopfte leise. Rückwärts ging Travers zur Tür. Er stellte sich neben sie und drehte den Knauf.

      Jo Anne kam herein. Travers schob sie von der Tür weg und warf die Tür wieder ins Schloss.

      »Kennst du den?«, fragte er.

      Sie nickte. »Oleg Gorjanow. Untersteht direkt dem obersten Führungsoffizier für Frankreich ...«

      Ein Top-Mann also, dachte Travers. Der Russe betrachtete ihn und Jo Anne mit unbewegtem Gesicht. Aus einer kleinen Platzwunde im Mundwinkel rann ein dünner Streifen Blut.

      »Was wollten Sie hier?«, fragte Travers.

      Der Russe lächelte freundlich. In fließendem akzentfreiem Französisch sagte er: »Nichts. Es war ein Irrtum. Ich werde jetzt gehen. Oder wollen Sie etwa die Polizei hinzuziehen?«

      Travers lächelte zurück. Er warf Jo Anne die schwere Pistole zu, die sie geschickt auffing. »Pass einen Augenblick auf ihn auf.« Er hatte noch die Wagenschlüssel in der Hand, die er dem Russen abgenommen hatte. Sie gehörten zu einem Iso Rivolta, einem Wagen, der selbst hier nicht allzu häufig zu finden sein dürfte.

      4

      Travers fuhr in die Tiefgarage und schritt die Reihen der abgestellten Fahrzeuge ab. Er entdeckte einen blauen staubbedeckten Iso, ging hinüber und probierte die beiden Schlüssel. Der Parkwächter schob sich neugierig und misstrauisch heran. Travers grinste. Die Schlüssel passten nicht.

      »Ich suche den Wagen meines Freundes.« Er warf die Schlüssel in die Luft und fing sie wieder auf. »Er hat mir nur nicht erzählt, wo er die Kiste abgestellt hat.« Er drückte dem Parkwächter einen Zehn-Franc-Schein in die Hand und ging über die Rampe nach draußen.

      Er entdeckte den Wagen schließlich auf der anderen Seite des Boulevards und schloss ihn auf. Rasch durchsuchte er das Handschuhfach und die Seitentaschen, fand jedoch nichts außer sehr genauen Landkarten, einem Atlas, Flugplänen und einem Beutel mit italienischem Geld.

      Im Kofferraum entdeckte er unter dem Reserverad eine in einen weichen Lappen gewickelte Mauser mit vier Reservemagazinen und drei vollen Schachteln Munition. Er ließ alles an seinem Platz und ging ins Hotel zurück.

      Jo Anne beherrschte die Lage souverän, und der Russe schien sich nicht gerührt zu haben. Travers nahm ihr die MK IV wieder ab und warf die Waffe aufs Bett.

      »Hauen Sie ab, Genosse«, sagte er.

      Oleg Gorjanow grinste breit. »Bis später einmal«, sagte er. »Wir werden uns bestimmt wieder begegnen.«

      Travers schloss die Tür hinter ihm. Jo Anne blieb stumm, während er das ganze Apartment durchsuchte. Er fand ein winziges rundes Abhörmikrofon hinter dem Heizkörper, das er in den Papierkorb warf. Ohne ein Wort zu sagen, packte er seinen Koffer, zog Jo Anne zur Tür und schob sie zum Lift. Sie fuhren in die Halle hinunter.

      »Ich möchte ein anderes Zimmer«, sagte er zum Empfangschef. Der sah ihn erstaunt an. »Im fünften Stock und wieder nach vorn hinaus.«

      Der Mann zuckte die Achseln, sah in sein Verzeichnis und händigte Travers schließlich einen Schlüssel aus. Travers beobachtete durch das breite Fenster den Russen, der in seinen Wagen stieg und abfuhr.

      5

      Das neue Apartment war genauso eingerichtet wie das andere. Travers setzte sich an den kleinen Tisch, deutete auf den zweiten Stuhl und holte die angebrochene Flasche Bourbon aus dem Koffer. Er hielt ihr die Flasche hin. Sie schüttelte den Kopf. Er trank aus der Flasche.

      »Raus mit der Sprache«, sagte er dann. »Warum war dieser Kerl in meinem Zimmer?«

      Jo Anne senkte den Blick. »Ich fürchte, er hat mich