Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745202786
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sie. Er dachte nach. Schließlich sagte er: »Ich werde es versuchen. Aber ich kann es nicht allein besorgen. Sie müssen mir Zeit geben ...«

      Galetta lächelte. »Wer zuerst mit der Ware hier ist, hier in New York, bekommt den Preis.« Galetta nahm sein Glas auf. Rot wie Blut funkelte der Wein. Er setzte es an seine Lippen und trank einen kleinen Schluck. »Und Sie?«, fragte er dann den Albaner. »Was sagen Sie?«

      Jovo Bogadcons tiefliegende Augen glommen düster. »Sie spielen zu hoch, Galetta«, sagte er. »Sechs Millionen Dollar ... Sie machen zwanzig daraus ...«

      »Ich bitte Sie!« Galetta legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich rechne doch auch nicht Ihre Kalkulationen nach! Ihre Abnehmer werden sich die Finger nach dem Material lecken! So etwas haben Sie noch nicht gesehen!«

      Der Albaner nickte mühsam. »Das ist es eben. Das Material ist lebenswichtig für meine Freunde ... Deshalb werden sie Ihren Preis als Erpressung auffassen.«

      Galettas breites Gesicht wurde unvermittelt starr, und Travers konnte sehen, dass der Killer aufmerksam wurde, sich spannte, bereit, einzugreifen.

      Galetta stemmte seine Fäuste auf die Tischplatte, und Travers musste die Haltung seines Armes verändern, um die Stimme des Mafia-Mannes hören zu können, der jetzt mit kalter Stimme sagte: »Sie kennen die Bedingungen und den Preis.« Er stand auf, sah auf die beiden Männer hinab, und seine wässerigen Augen glitzerten.

      Senovec, der Bulgare, machte ein unbewegtes Gesicht. Er zündete eine Zigarette an, blies dem Albaner den Rauch ins Gesicht, der daraufhin leicht hustete.

      Travers verzog das Gesicht, als das empfindliche Empfangsgerät in seinem Ohr heftig knackte.

      Galetta verließ die Bar, und der Killer folgte ihm zu den Aufzügen. Travers blieb sitzen, bis die beiden Nachrichtenhändler kurz darauf ebenfalls den Raum verließen.

      Calvin Travers lächelte hintergründig.

      3

      Nach zehneinhalb Stunden Flug setzte die Boeing 747 sanft auf der Rollbahn des Flughafens Nizza, Côte d'Azur auf. Travers trug nur ein leichtes Bordcase, mit dem er ohne Schwierigkeiten durch den Zoll kam.

      Ein Taxi brachte ihn zum Hotel Westminster an der Promenade des Anglais. Travers hatte kein Zimmer vorbestellt, er hielt eine solche Maßnahme jetzt, am Ende der Saison, nicht für notwendig. Er sollte recht behalten. Er bekam ein Apartment im vierten Stock nach vorn hinaus. Er gab dem Boy, der seinen leichten Koffer getragen hatte, ein nicht sehr aufwendiges Trinkgeld, und als er endlich allein war, zog er die Jalousie in die Höhe und blickte auf den breiten, von Palmen und Oleander gesäumten Boulevard hinab. Sonnenlicht flutete herein, das Wasser des Mittelmeers schimmerte dunkelblau und grün, und Travers genoss die Wärme nach den feuchtkalten Tagen an der Ostküste der Staaten.

      Er bestellte beim Zimmerservice eine Flasche Bourbon und Eis, zog sich aus, schlang ein Handtuch um seine Hüften, als es klopfte, und öffnete die Tür. Er nahm den Whisky in Empfang, drückte dem Kellner drei Franc in die Hand und verschloss die Tür. Er goss zwei Fingerbreit von der dunkelbraunen Flüssigkeit in ein Glas, und nachdem er großzügig Eis dazugegeben hatte, trank er es auf einen Zug leer.

      Er duschte lange und ausgiebig, denn bis zu seiner Verabredung mit Johnny Parr hatte er noch zwei Stunden Zeit. Genug Zeit, um einen Wagen zu mieten und einen späten Lunch einzunehmen.

      Tropfnass lief er dann über den weichen Teppich, trank noch einmal und zündete eine Zigarette an. Bedächtig und gründlich trocknete er sich ab.

      Er hielt inne, als es an der Tür klopfte. Wieder schlang er das Handtuch um seine Hüften. Er warf einen Blick auf den Koffer, der aufgeklappt auf dem breiten Louis-Seize-Bett stand und zuckte schließlich die Achseln. Er hielt es für unpassend, das Zimmermädchen, das vielleicht nur frische Handtücher bringen wollte, mit einer Colt MKIV Pistole in der Hand zu empfangen.

      Er öffnete die Tür. Das Mädchen draußen war nicht das Zimmermädchen. Girls von diesem Kaliber waren Gäste in einem Haus wie dem Westminster, nicht Angestellte. Schweres, wie Kupfer schimmerndes Haar, ein breites frauliches Gesicht mit dünnen Brauen und blaugrünen Augen, die seinen Körper beinahe vergnügt abklopften. Der Mund war voll und blassrot geschminkt.

      Sie trug ein grünes, enganliegendes Seidenkleid, das haargenau nachzeichnete, was es verbarg — unzureichend verbarg, wie Travers sachkundig feststellte.

      *

      SEINE SINNE SCHLUGEN Alarm. Ein solches Girl klopft nicht an die Tür eines fremden Mannes, um ihm die Zeit zu vertreiben.

      Er trat zurück, und sie trat ein. Die Seide des Kleides raschelte, und Travers spürte einen erregenden Duft in der Nase, als die Frau an ihm vorbeischritt. Er drückte die Tür ins Schloss.

      Sie ging ans Fenster und gab ihm Gelegenheit, ihren Rücken zu bewundern. Das Kleid war hinten tief ausgeschnitten. Die sichtbare Haut zeigte einen satten Bronzeton und schimmerte leicht. Travers atmete ein wenig schneller, als er ein frisches Hemd überzog und in seine Hosen stieg.

      »Jetzt können Sie sich umdrehen«, sagte er. Er nahm die Zigarette auf, die im Aschenbecher gequalmt hatte, und nahm einen tiefen Zug.

      Die Frau lächelte andeutungsweise, während sie ihn noch einmal von oben bis unten musterte. »Willkommen in Frankreich, Travers«, sagte sie. Ihre rauchige Stimme jagte ihm Schauer des Wohlbehagens über den Rücken.

      Er hatte sich unten eingetragen, doch nicht mit dem Namen Travers. »Wer sind Sie, Herzchen?«, fragte er.

      »Ich bin Ihr Kurschatten. Smith meinte, es sehe besser aus, wenn ein Mann wie Sie nicht so allein ist. Sie könnten sich dann besser auf Ihre Arbeit konzentrieren, wenn Sie nicht auf der Jagd nach weiblichen Wesen durch die Gassen zu hecheln brauchen.«

      »Das hat Smith gesagt?«, fragte Travers.

      »Nicht wörtlich«, beruhigte sie ihn. »Ich bin Jo Anne LaRue.«

      »Amerikanerin?«

      »Von Geburt. Alain LaRue hat mich vorübergehend zur Französin gemacht. Nach seinem Ableben, dem bedauerlichen, bin ich wieder Amerikanerin geworden. Mit allen Rechten und Pflichten. Über meine Pflichten bestimmt Smith, und er hat mich Ihnen aufs Zimmer geschickt. Voilà, da bin ich. Lassen Sie die Pflicht rufen. Soll ich mich gleich hinlegen?«

      Ein dumpfer Zorn wühlte plötzlich in Travers' Magen. Er brauchte kein Kindermädchen, und er hatte Smith ganz klar gesagt, dass er diesen Job allein machen wolle oder gar nicht. Trotzdem lächelte er, doch es wirkte ein wenig gezwungen. Er hatte sein eckiges Kinn vorgeschoben und die Lider über die leuchtenden blauen Augen gesenkt. »Verschwinde«, sagte er rau. Er drehte sich um und begann, seine Sachen in den Koffer zu stopfen. Hart schlug er den Deckel herab.

      »Der kleine Junge schmollt. Smith hatte recht.« Sie seufzte.

      Travers wirbelte herum. »Womit hatte er recht?«

      »Sie sind empfindlich wie eine Mimose.«

      »Wenn Sie jemanden zitieren, dann bitte wörtlich. Sonst lassen Sie es lieber sein.« Travers nahm den Koffer auf und schnappte sein Jackett. »Sie hauen nicht ab. Also gehe ich. Sie bezahlen das Zimmer. Goodbye. Oder